Sterbeversicherung & Co.: Für den Tod bist du immer alt genug!

Glückliche Familie mit Großeltern, Eltern und Kinder
© RF | Sterbevorsorge ist Fürsorge für seine Lieben

Wir feiern das Leben bei jeder Gelegenheit. Gut so! Aber geben wir zwischendurch auch dem Tod Raum in unseren Gedanken und Erledigungen? Welche konkrete Vorsorge du auch als junger Mensch bereits treffen kannst (und solltest), verraten wir hier.

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Eher ungern wird in unseren Breiten über das Sterben gesprochen. Die Meisten von uns haben gelernt und es regelrecht perfektioniert, den Tod einfach auszublenden – das geht so lange, bis er, verkleidet als Krankheit oder hohes Alter, unmissverständlich an unsere Tür klopft.

Der Vater einer Freundin ist vor einiger Zeit an einer Erkrankung verstorben. Er hatte noch vor seinem Tod Gelegenheit, seinen Liebsten mitzuteilen, wer zur Beerdigung eingeladen werden sollte, und hat mit manchem Namen die Familie durchaus überrascht. Die Begegnungen mit alten, vergessen geglaubten Bekannten und neuen Gesichtern seien dann auf dem Begräbnis besonders berührend gewesen, berichtet sie.

Bestattungsvorsorge ist mehr als reine Kostendeckung

Fakt ist: Der Ernstfall kann bei jedem von uns jederzeit eintreten. Deshalb dürfen und sollten wir uns trauen, uns selbst und unsere nächsten Bezugspersonen darauf vorzubereiten – auch dann, wenn sich das Sterben noch weit weg anfühlt.

Hast du dich zum Beispiel schon mal gefragt:

  • was eigentlich mit deinen ganzen Daten passiert, nachdem du stirbst?
  • wer für die Kosten aufkommt, die eine Bestattung verursacht?
  • ob du von der Gestaltung deiner Beerdigung bestimmte Vorstellungen hast?
  • wer deine Besitztümer erbt, wenn du dies nicht irgendwo festhältst und zum Beispiel weder verheiratet bist, noch Kinder hast?
  • ob du deine Organe spenden möchtest?

Wer Maßnahmen zur Sterbe- oder Bestattungsvorsorge trifft, sichert nicht nur seine Hinterbliebenen für den Ernstfall finanziell ab, sondern klärt darüber hinaus wesentliche Fragen rund um den eigenen Tod und seine Konsequenzen. Aber der Reihe nach!

Digitaler Nachlass: Checkliste für deine Daten und Konten

Im digitalen Zeitalter findet ein großer Teil unserer Aktivitäten online statt. Was aber passiert mit den ganzen Daten, wenn wir sterben?

Für den Umgang mit dem digitalen Erbe gibt es grundsätzlich diese vier Möglichkeiten:

  • Erhaltung
  • Löschung
  • Archivierung
  • Übertragung der Daten an Dritte, zum Beispiel Erben oder Angehörige

Tipp:
Lege eine Liste an, auf der du all deine Online-Mitgliedschaften, Social Media- und Streaming-Profile, E-Mail- und sonstigen Accounts sowie deinen Handy-Code anführst – bestenfalls inklusive Benutzernamen und Passwörtern.

Die Liste sollte sicher aufbewahrt werden; im Zweifelsfall kannst du sie sogar bei einem Notar hinterlegen. Außerdem kann in so einem Dokument festgehalten werden, wie deine Hinterbliebenen oder Erben mit deinen Daten umgehen sollen (siehe oben).

Die meisten sozialen Netzwerke (Facebook/Instagram, Google+ etc.) und auch das Betriebssystem deines Handys bieten Optionen an, um für den Todesfall vorzusorgen. So kannst du zum Beispiel einstellen, dass ein bestimmter Kontakt informiert wird, wenn du über längere Zeit inaktiv bist, oder einen Person als Nachlasskontakt festlegen.

Ein Passwort Manager vereinfacht den Zugriff auf deine Zugangsdaten

Eine gute Alternative zur Passwort-Liste ist die Verwendung eines Passwort Managers oder Master-Passwortes: Das Programm speichert alle Zugangsdaten, diese können dann von deiner Vertrauensperson mit dem einzigen Hauptpasswort abgerufen werden.

Die Checkliste zur digitalen Vorsorge im Überblick

  • Dokument mit Zugangsdaten zu digitalen Konten und Profilen erstellen
  • Festlegen, was mit den Daten nach dem Tod passieren soll: Löschung, Übertragung, Erhaltung oder Archivierung
  • Festlegen einer Person, die sich um das digitale Erbe kümmern soll
  • Alternativ: Passwort Manager verwenden und Hauptpasswort für alle Daten vergeben

Organspende in Österreich: Regelung und Ablauf

Wusstest du, dass du in Österreich automatisch Organspender bist, sobald der Hirntod eintritt? Hierzulande gilt quasi der umgekehrte Fall: Du erklärst dich nicht (wie allgemein oft irrtümlich angenommen) per Organspendeausweis bereit, dein noch brauchbares Innerstes der Medizin zu überlassen, sondern musst zu Lebzeiten aktiv einen Widerspruch deponieren, wenn du das nicht möchtest.

Für einen solchen Widerspruch ist ein Eintrag im österreichischen Widerspruchsregister notwendig. Wer also seine Organe nach seinem Tod lieber bei sich behalten möchte, füllt ein Widerspruchsformular aus und sendet dieses an:

Gesundheit Österreich GmbH
Widerspruchsregister
Stubenring 6, A-1010 Wien
E-Mail: wr(at)goeg.at

» Weitere Infos auf der Website von Gesundheit Österreich

Einen Organspendeausweis kannst du theoretisch mitführen, nötig ist das in Österreich nicht. Es handelt sich dabei nicht um einen offiziellen Ausweis, sondern um ein informelles Dokument, das deinen Willen zum Umgang mit deinen Organen nach deinem Tod enthält. Im Falle deines Ablebens sind jedoch alle Krankenanstalten gesetzlich ohnehin verpflichtet, vor einer etwaigen Organ-Entnahme das Widerspruchsregister abzufragen.

Eine Sterbeversicherung deckt die Begräbniskosten

Über die eigene Beerdigung nachzudenken, während man fürs Sterben noch zu jung ist und sich hoffentlich bester Gesundheit erfreut, mag morbide anmuten und Unbehagen bereiten. Wer jedoch früh genug vorsorgt, kann seine Hinterbliebenen im Ernstfall massiv entlasten. Eine Bestattung verursacht hohe Kosten, die sich im vierstelligen Eurobereich bewegen!

Die Sterbeversicherung ist ein wesentlicher Teil der allgemeinen Bestattungsvorsorge. Sie wird auch Sterbegeldversicherung genannt und ist nicht zu verwechseln mit der Ablebensversicherung als Teil der Lebensversicherung! Eine Sterbeversicherung dient per festgelegter Versicherungssumme ausschließlich zur Deckung der Kosten für die eigene Bestattung. Damit kommt zur emotionalen Belastung der Angehörigen zumindest nicht noch eine finanzielle hinzu.

Jede größere Versicherung bietet in der Regel eine Sterbegeldversicherung an. Die Kosten variieren stark, ein Vergleich verschiedener Versicherungsträger lohnt daher.

Gut zu wissen: 
Die deutsche Verbraucherzentrale warnt davor, dass eine Sterbegeldversicherung sich in vielen Fällen nicht rentiert oder sogar zum teuren Minusgeschäft wird. Um die Kosten bzw. die Beitragshöhe der Sterbeversicherung zu berechnen, werden das Eintrittsalter und die Wahrscheinlichkeit des Ablebens herangezogen – je älter du also beim Versicherungsabschluss bist, desto teurer wird’s.

Mögliche Alternativen sind Sparpläne oder Bestattungsvorsorge-Verträge, die zum Beispiel direkt mit dem gewünschten Bestattungsunternehmen abgeschlossen werden.

Achtung: Den vereinbarten Betrag immer auf ein Treuhandkonto einzahlen und nicht direkt beim Bestatter. So ist dein Geld auch im Konkursfall sicher angelegt.

Wiener Verein: Bestattungsvorsorge in Wien

Eine besondere "Wiener Variante" der Bestattungsvorsorge ist der Wiener Verein. Die Bestattungs- und Versicherungsgesellschaft ist aus einer Fusion von einem ehemaligen Sterbekostenverein mit der Wiener Städtischen entstanden.

Wer hier eine Vorsorge-Versicherung abschließt, erhält sozusagen das Bestattungs-Rundumpaket inklusive zahlreicher Leistungen. Dazu zählen etwa die Durchführung von Erd- oder Feuerbestattungen inkl. Übernahme der Bestattungskosten, die Organisation der Grabpflege und alternativer Bestattungsformen (zum Beispiel Feuerbestattung inklusive Naturbestattung der Urne), die Speicherung persönlicher Wünsche rund um das eigene Begräbnis, ein weltweiter Überführungsservice und vieles mehr.

Kontakt und Infos:

Wiener Verein
Eßlinggasse 15, 1010 Wien
Telefon: +43 50 350 360
E-Mail: kundenservice(at)wienerverein.at

» Weiterführende Infos auf der Website des Wiener Verein

Nicht verheiratet, keine Kinder – wer erbt die Verlassenschaft?

Das österreichische Erbrecht regelt die Reihenfolge, in der die gesetzlichen Erben im Todesfall zum Zug kommen, sehr genau. Im Gesetz sind vier Gruppen von Verwandten definiert. Diese Gruppen werden auch "Parentelen" genannt und legen fest, wie viel von deinem Hab und Gut jeweils an wen verteilt wird. 

Grundsätzlich funktioniert das Erbrecht in Österreich nach dem Prinzip: Wenn in der ersten Parentel keine Verwandtschaft mehr vorhanden ist, geht die Verlassenschaft an die zweite Parentel und so weiter. Damit ist streng reglementiert, was mit deinen Besitztümern und Wertsachen geschieht, wenn du zum Beispiel keine Kinder hast und nicht verheiratet bist. Eine ausführliche Übersicht über das österreichische System findest du auf der Seite des Finanzministeriums.

Mittels der sogenannten "letztwilligen Verfügung" kannst du natürlich auch selbst bestimmen, was mit deinem Vermögen nach deinem Tod passieren soll. Es gibt verschiedene Formen der letztwilligen Verfügung, eine davon ist das Testament.

Kinder und Ehepartner haben jedoch immer Anspruch auf den sogenannten "Pflichtteil" – egal, was in der Verfügung steht. Ein Ausschluss von der Pflichtteilsberechtigung ("Enterben") ist nur in ganz bestimmten Fällen möglich – zum Beispiel, wenn der Erbberechtigte gegen dich eine strafbare Handlung vollzogen hat oder ähnliches.

Übrigens: Ein Testament ist auch ohne notarielle Beglaubigung gültig! Es muss allerdings in jedem Fall handschriftlich verfasst und vom Erblasser eigenhändig unterschrieben werden. 
» Mehr Infos zur letztwilligen Verfügung

Tabuthema Schulden: Auch sie werden vererbt!

Achtung: Auch Schulden werden vererbt! Gerade bei jüngeren Menschen, die eine Eigentumswohnung noch nicht vollständig abbezahlt, Studierendenkredite laufen oder das eigene Auto fremdfinanziert haben, kann die Schuldenfrage im unvorhergesehenen Todesfall Thema sein. 

Deine gesetzlichen Erben haben zwar Möglichkeiten, die Erbschaft nur bedingt anzunehmen oder gänzlich darauf zu verzichten. Wenn du Außenstände oder Schulden hast, kann es trotzdem ratsam sein, deren Deckung für den Ernstfall abzusichern, zum Beispiel mit einer Lebensversicherung, einem Bausparvertrag usw. 

Zusammenfassung: So sorgst du fürs Sterben vor

Alle Tipps zu Bestattungsvorsorge, Sterbeversicherung und Co. findest du hier noch mal im Überblick.

  • Digitales Erbe
    Lege fest, was mit deinen Daten nach deinem Tod passieren soll, und führe eine Liste der Zugangsdaten zu deinen Konten, Profilen und deinem Handy. Alternativ kannst du mit einem Passwort Manager arbeiten, der deinen Hinterbliebenen Zugang zu all deinen Online-Geschäften mittels Hauptpasswort verschafft.
  • Organspende
    Überlege dir, ob du deine Organe im Todesfall spenden möchtest. Wenn nicht, musst du aktiv Widerspruch einlegen!
  • Sterbegeldversicherung oder Bestattungsvorsorge-Vertrag
    Bedenke, dass deine Hinterbliebenen die Kosten für Beerdigung, ggf. auch für die Überführung deiner Überreste aus dem Ausland etc. tragen müssen, wenn du unerwartet stirbst. Du kannst sie finanziell entlasten, indem du eine Sterbeversicherung abschließt oder den Betrag anderweitig ansparst.
  • Beerdigung planen, Bestattungswünsche festhalten
    Hast du eine genaue Vorstellung davon, wie dein Begräbnis ablaufen soll? Manche Menschen bestimmen ihre Lieblingslieder oder auch die Kleiderordnung. Notiere diese Wünsche irgendwo für deine Hinterbliebenen!
  • Verlassenschaft regeln
    Du hast Vermögen? Mit einer letztwilligen Verfügung legst du fest, wer dein Erbe antreten soll und damit deine Verlassenschaft erhält. Achtung: Auch Schulden werden vererbt! Lege Sparformen an, die deine Schulden im Ernstfall decken.
  • Beratung und Vorsorge
    Organisationen wie der Wiener Verein bieten Beratungen zur Bestattungsvorsorge und allem an, was damit zusammenhängt.

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