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Neusiedlersee: Muss der See wirklich "gerettet" werden?

Neusiedler See vom Westen aus gesehen
© pixabay.com | Neusiedler See vom Westen aus gesehen

Angesichts des niedrigen Wasserstands soll Schlamm entfernt und Wasser aus der Moson-Donau zugeleitet werden. Einige Naturschützer würden den See hingegen einfach austrocknen lassen

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Der Neusiedler See ist in seiner jahrtausendealten Geschichte schon öfter ausgetrocknet, doch der aktuelle Wasserstand ist rekordverdächtig, so seicht wie derzeit war er zuletzt 1965. Angesichts des voranschreitenden Klimawandels wächst die Sorge um das Naturjuwel und auch den damit verbundenen Wirtschaftsfaktor – und die Befürchtung, das Wasser könnte sich eines Tages für immer verabschieden.

Lösung mit Ungarn angedacht

Bereits seit 2003 wird darüber diskutiert, ob eingeleitetes Fremdwasser den Neusiedler See auf einem ausgeglichenen Niveau halten könnte. An den technischen wie finanziellen Schwierigkeiten eines solchen Unterfangens hat sich seither nichts geändert.

Eine grenzüberschreitende Taskforce soll über die nächsten Jahre ein Konzept dazu erarbeiten. Sicher ist: Neues Wasser muss her. Ins Auge gefasst wurde hier bereits eine gemeinsame Lösung mit Ungarn. Unter anderem wird eine Zuleitung aus der Mosoni Duna überlegt, einem nach der Kanalisierung der Donau für das Kraftwerk Gabcikovo eher spärlich dotierten Donauarm. Das Wasser soll nicht nur den See auffüllen helfen, sondern auch in der Landwirtschaft eingesetzt werden – auch in Ungarn. Das könne sich schon von der benötigten Menge her nicht ausgehen, monieren Kritiker einer etwaigen Dotierung des Sees mit Fremdwasser.

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Ab Oktober soll auf alle Fälle Schlamm aus dem See herausbefördert werden, um den Bootsverkehr wieder zu erleichtern. Auch die Zuleitung von Wasser aus der ungarischen Moson-Donau sei weiterhin geplant. Der Wasserstand des Sees könne dadurch um rund zehn Zentimeter angehoben werden. Derzeit warte man darauf, dass in Ungarn mit dem Bau des Kanals in Richtung Österreich begonnen wird.

Kritik am Plan mit Ungarn

Die Maßnahmen stoßen jedoch auf heftige Kritik. Das kalkreiche Donauwasser könnte dazu führen, dass sich noch mehr Schlamm und Algen bilden und der See noch weiter verlande. Der See würde zudem künstlich erhöht werden. Käme es künftig im Zuge des Klimawandels zu Starkregen, müsse dann wieder Wasser über den Einserkanal abgeleitet werden. Dadurch gehe wiederum der Salzgehalt im See verloren, der für das Ökosystem von großer Bedeutung sei.

Anstatt zusätzliches Wasser in den See zu leiten und bei einem eventuellen Hochwasser wieder abzuleiten, sollte das vorhandene Wasser besser so gut wie möglich gesammelt und zurückgehalten werden. Bei der Zuleitung von Wasser wäre außerdem die kritische Infrastruktur rund um den See anzuheben. Im Süden des Sees, wo jetzt Weideland ist, könne ein zusätzliches Überschwemmungsgebiet geschaffen werden.

Naturschützer sprechen sich nun dafür aus den Steppensee austrocknen zu lassen und nicht künstlich in die Natur einzugreifen. Das Austrocknen sei für einen Steppensee wie den Neusiedler See nicht nur normal, sondern auch wichtig. Sicher ist: Der See ist seit seinem bestehen ein- bis zweimal pro Jahrhundert ausgetrocknet. Deswegen würde auch die Gefahr nicht bestehen, dass der Neusiedlersee "verlandet", sprich sich nicht wie jeder andere, ständig wasserführende See so lange mit Sedimenten von unten her fülle, bis er eben verschwindet oder zum Moor wird.

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