Grüne „Wohnzimmer“ für Wien

Die Markgraf-Rüdiger-Allee im 15. Bezirk mit Grünpflanzen und Sitzgelegenheit als "Wohnzimmer im Freien".

Die Stadt Wien will mit einer ambitionierten Grünraum-Offensive die Lebensqualität in der wachsenden Großstadt für die nächsten Generationen sichern. Die Bedeutung von Grün- und Erholungsflächen als notwendiges Gut für die städtische Bevölkerung musste sich in der Geschichte der Stadt erst durchsetzen. Hier stellen wir Ihnen die innerstädtischen Projekte und Entwicklungen der Naherholungsgebiete vor.

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Vom „Beserlpark“ über die 390 Hektar große Donauinsel bis hin zum Nationalpark Donau Auen – Wien ist eine Stadt, die ihren Bewohnern großzügige Grün- und Freiflächen zum Verweilen und Entspannen bietet. Damit diese großstädtische Lebensqualität erhalten werden kann, hat sich die Stadt Wien vorgenommen, den Anteil an Grünraum von 50 Prozent für die nächsten Generationen zu sichern und weiter auszubauen. Ziel ist es, den innerstädtischen Grünanteil sowie die großen Landschaftsflächen in und um Wien, wie den Bisamberg, den Donauraum, das Marchfeld, den Wienerwald usw. zu erhalten und nachhaltig zu schützen.

Denn Wien wird wachsen. Seine Bevölkerung wird laut Prognosen bis zum Jahr 2030 auf zwei Millionen ansteigen und das bringt neue Herausforderungen für Naturräume und Erholungsflächen mit sich. Allein der 22. Bezirk hat bereits 170.000 Einwohner und wäre als Stadt unter fünf größten Österreichs zu finden.

Mit der heuer gestarteten, ambitioniertesten Grünraum-Offensive seit Jahrzehnten will die Stadt Wien weitere „Wohnzimmer im Freien“ für seine Bewohner schaffen und bestehende ausbauen. In den kommenden Jahren sollen 15 Millionen Quadratmeter neue Spielplätze für Kinder und Grün- und Erholungsflächen für das wachsende Wien errichtet werden. Denn Wienerinnen und Wiener lieben ihre Parks und Wälder und fühlen sich auch im Freien wie Zuhause. Und auch Flora und Fauna sollen neue Lebensräume geboten werden können.

Innerstädtische Grünraum-Projekte

In Wien sind mehrere Projekte geplant. Lernen Sie mehr über die zukünftigen Grünflächen in den Wiener Bezirken.

22. Bezirk: Erweiterung Kirschblütenpark

Es begann 2004 mit einem winzigen Park in der Größe von 3.000 Quadratmetern. Als erster von den vielen geplanten neuen Parks wurde der Kirschblütenpark umgestaltet, vergrößert und neu eröffnet. Auf nun 3 Hektar entstand zwischen Tokiostraße und Attemsgasse eine Parkanlage nach japanischem Vorbild. Der neue Kirschblütenpark, der seinen Namen 50 verschiedenen, gepflanzten japanischen Kirschbäumen verdankt, bildet den Auftakt der größten Grünraumoffensive Wiens in den letzten Jahrzehnten. Neben weiteren Kiefer- und Ahornbäumen werden im kommenden Jahr auch ein Garten-Pavillon und Spiel- und Sitzmöglichkeiten errichtet.

10. Bezirk: Hauptbahnhof - Sonnwendviertel Helmut Zilk Park

Die sieben Hektar große ökologisch nachhaltige und naturnahe Parkanlage bildet eine grüne Insel im neuen Stadtteil Sonnwendviertel und ist Teil eines Netzes, das Wohnareale mit dem dem Hauptbahnhof und dem Park selbst verbindet. Als weitläufiger Park angelegt, umfasst er  Blütenhaine, großzügige Sonnendecks, einen Kinderspielplatz, einen Aktiv-Park und eine Hundezone. Der Helmut-Zilk-Park soll attraktiver Anziehungspunkt gleichsam für Anrainer, Besucher und Durchreisende sein. Ein rund 1.000 Quadratmeter großer Nachbarschaftsgarten für Anrainer soll das Viertel beleben und die Möglichkeit des gemeinsamen Gartelns schaffen. Die Fertigstellung ist für 2017 geplant.

16. Bezirk: Grünzug Wattgasse

Entlang der sehr stark befahrenen Wattgasse wurden Plätze zur Entschleunigung geschaffen.  So machten am Vorplatz der Polizeistation Büsche freien Flächen mit Sitzmöglichkeiten und neuen Bepflanzungen Platz und sorgen so auch für eine Aufwertung der angrenzenden Bushaltstelle. Auch der Kinderspielplatz und das gesamte Ambiete um die neugotische Familienkirche aus dem Jahre 1894 wurden attraktiver und neu gestaltet, Am Samstag, den 29. August werden diese neuen Verweilflächen eröffnet und sollen Erholungssuchenden wie auch Kindern und Jugendlichen gleichermaßen ein neues Wohlfühl ermöglichen.

15. Bezirk: Neugestaltung der Markgraf-Rüdiger-Allee und des Kinderspielplatzes Avedikstraße

Der jüngste Bezirk Wiens, Rudolfheim-Fünfhaus, wächst und verändert sich. Um diesem Prozess gerecht zu werden, wurde ein erster Abschnitt in der Markgraf-Rüdiger-Straße hinter der Stadthalle mit neuen Sitzmöbeln und Bepflanzungen ausgestattet, der Anrainer und Passanten zum Verweilen einladen soll. In der Avedikstraße 13-17 wurde im Zuge der Grünraumoffensive der Spielplatz moderner und sicherer gestaltet und so zu einer attraktiven Freizeitalternative für Kinder im südlichen Bezirkssteil gemacht.

22. Bezirk: Seepark, Yella-Hertzka- und Hannah-Arendt-Park, Seestadt Aspern

In der 240 Hektar großen Seestadt Aspern, deren Größe 340 Fußballfeldern entspricht, wurden auf einer Gesamtfläche von acht Hektar drei Grün- und Erholungsräume errichtet. Der Seepark mit seiner Seenlandschaft ist mit 48.200 Quadratmetern der größte und zentral gelegenste, der Yella-Hertzka- und der Hannah-Arendt-Park. Letzterer wurde mit einer Größe von 15.000 Quadratmetern an der Schnittstelle zwischen Wohn- und Geschäftsgebieten und dem Bildungscampus angelegt und verbindet mit dem umliegenden Stadtraum. An die grüne, landschaftliche Mitte docken Spiel- und Erholungsräume an und ein Baumhain und Betonsitzbänke machen den Park zu einem offenen Begegnungs- und Bewegungsraum.

Der mit 16.000 Quadratmetern etwas größere Yella-Hertzka-Park birgt in seiner Mitte eine ausgedehnte Blumenwiese, am Rande befinden sich Hügel und Senken, die als ökologisch wertvolle Retensionsflächen dienen.

Ab Herbst 2015 wird es für die Bewohnerinnen und Bewohner das Angebot eines Nachbarschaftsgartens im "Madame-d'Ora-Park" geben und auch zwei Hundezonen werden 2015 noch im neuen Stadtteil errichtet.

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Projekte in den geschützten Naherholungsgebieten

Parks und kleine Grünflächen sind als „grüne Lunge“ für eine wachsende Großstadt natürlich zu wenig. Darum beschloss die Stadt Wien im Frühjahr neue, große Grünräume in bevölkerungsstarken Bezirken unter Naturschutz zu stellen: dazu zählen Goldberg in Favoriten, der Rendezvous- und Bisamberg in Floridsdorf. Das 2014 begonnene Projekt „Norbert-Scheed-Wald“ im 22. Bezirk soll ebenfalls diesen Status erhalten und so über Generationen als geschütztes Großerholungsgebiet gesichert sein. Ebenso soll der Wiener Grüngürtel, der bereits 1905 in seiner Projektierung und Umsetzung begonnen wurde, mit der Neuen Lobau geschlossen werden.

10. Bezirk: Erholungsgebiet Goldberg

Das 900 Hektar große und vorwiegend mit Acker- und Weinbau bewirtschaftete Erholungsgebiet Goldberg, südöstlich zum Liesingbach und südlich zum Johannesberg hin ausgerichtet soll mit dem Kurpark Oberlaa sowie mit dem Böhmischen Prater eine funktionelle Einheit ergeben.

21. Bezirk: Bisamberg Vorland

Der Bisamberg ist bereits Natura 2000-Schutzgebiet und soll mit dem großen Grüngebiet Bisamberg Vorland, das zwischen Strebersdorf und Stammersdorf liegt, vernetzt werden. Damit erhält Floridsdorf ein riesiges Nacherholungsgebiet im Herzen des Bezirks, das für viele Bewohnerinnen und Bewohner zu Fuß erreichbar ist.

21. Bezirk: Rendezvousberg

Auch der Rendezvousberg, der östlich der Brünnerstraße liegt, soll großräumig geschützt werden schließt somit die Lücke zum Grüngürtel rund um Wien. Als Vernetzung zur Alten und Neuen Donau werden in Floridsdorf damit rund 1400 Hektar unter Schutz gestellt.

22. Bezirk: Der Norbert-Scheed-Wald im Nordosten Wiens

Mit dem 2014 gestarteten Projekt „Norbert-Scheed-Wald“, vormals Wienerwald Nord-Ost, erhält auch der waldarme Nordosten Wiens endlich eine grüne Lunge. Nach dem ehemaligen Bezirksvorsteher benannt, der treibende Kraft dieses Projekts war, wird das bis zu 1000 Hektar große Gebiet vielfältige Erholungsmöglichkeiten, wie Spielplätze und öffentlich zugängliche Gewässer für die Wienerinnen und Wiener bieten. Bereits im vergangenen Herbst wurden auf diesem Areal 16.000 Bäumchen und Sträucher gepflanzt. Auch ein bisher wenig bekanntes Gebiet mit hohem Erholungswert, der alte Verschiebebahnhof Breitenlee, eine Stadtwildnis-Fläche mit versteckten Plätzen und Wegen und hohem ökologischen Wert, soll Teil des Norbert-Scheed-Waldes werden.

22. Bezirk: Neue Lobau

Mit der „Neuen Lobau“ soll nach der Donauinsel das größte neue Naherholungsgebiet Wiens entstehen.  Damit wird der Wiener Grüngürtel nunmehrgeschlossen.  Das bisher landwirtschaftlich genutzte und 240 Hektar große Gebiet zwischen Aspern und dem Nationalparkt Donauauen soll künftig Alleen, Wiesen und Wäldchen beherbergen und zum Spazierengehen, Joggen und Radfahren einladen. Rastplätze mit Sitzgelegenheiten und Tischen sollen zum Verweilen und ein Teich zum Baden und Eislaufen je nach Jahreszeit einladen. Mit der geplanten „Neuen Lobau“ haben die Anrainer das Erholungsgebiet künftig vor der Haustür, die Wald- und Wiesenlandschaft wird bis an den Ortskern von Aspern und Essling heranreichen.

Neben der Funktion als Erholungsraum ist die Neue Lobau auch als Pufferzone gedacht, um den enormen Besucherandrang im Nationalpark Donau Auen zu entlasten, Tiere und Pflanzen sollen hier zusätzlichen Lebensraum finden. Private Feld- und Ackerflächen werden aber weiterhin landwirtschaftlich betrieben werden können.

Natur als notwendiges Gut für die Stadtentwicklung – ein historischer Rückblick

Die Bedeutung von Naturschutz und einer Begrünung der Stadt als lebensnotwendiges Gut für eine wachsende Bevölkerung, für Fauna und Flora war nicht immer so klar wie heute. Von der Antike bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Natur vorwiegend für den Nahrungserwerb genutzt und lediglich Adelige kamen in den Genuss, große Grünanlagen, Jagdgebiete und Parks als Erholungsräume zu nutzen. Nur in Ausnahmefällen oder zu bestimmten Anlässen durfte die breite Masse diese Freiflächen ebenfalls zur Erholung benützen.

Die Industrialisierung, die Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm, brachte aber einschneidende Veränderungen mit sich. In Wien entstand enormer Wohnungsbedarf, zum einen durch die erste Eingemeindung der Vorstädte ab 1850 und zum anderen durch den ungebremsten Zuzug von Arbeitskräften aus allen Teilen der Monarchie. Durch die zweite Stadterweiterung 1890 verdreifachte sich die Fläche des Stadtgebietes auf 18.000 Hektar und ein enormer Verlust von Grünflächen war die Folge. Diese negativen Folgen für die Natur weckten in den Menschen ein neues Bewusstsein. Es formierten sich Landschafts-Verschönerungsvereine oder Heimatschutzbewegungen, die auf die fortschreitende Zerstörung der Landschaft aufmerksam machten. Erstmals wurden Grünflächen in und in der Nähe von Städten gefordert.

Wienerwald in Gefahr

Auch der Wienerwald war in Gefahr. Nach Ende des Krieges zwischen Preußen und dem besiegten Österreich 1866 brauchte der Staat wieder Geld. Durch einen Verkauf des Wienerwaldes an den Wiener Holzhändler Moritz Hirschl sollte der Betrag die leeren Staatskassen füllen. Joseph Schöffel, ehemaliger Offizier Student der Geologie und späterer Bürgermeister von Mödling, ist es zu verdanken, dass der Wienerwald vor der Abholzug gerettet werden konnte. Der „Retter des Wienerwaldes“verhinderte 1870–1872 durch eine journalistische Kampagne,  dass ein Viertel der Waldfläche des Wienerwalds zur Schlägerung verkauft wurde.

Aber im Zuge des Städtewachstums schrieb der Gemeinderat im Jahr 1894 einen internationalen städtebaulichen Wettbewerb über einen "General-Regulierungsplan über das gesamte Gemeindegebiet von Wien" aus. Gefragt waren Vorschläge zur funktionellen Gliederung des Stadtgebietes unter Rücksichtnahme auf sanitäre und ästhetische Gesichtspunkte bei der Neugestaltung städtischer Viertel. Die damaligen Stadtplaner prognostizierten ein Bevölkerungswachstum von vier Millionen und eine damit verbundene ringförmige Expansion der Stadt. Spätestens für das Jahr 1950 wurde die Vernichtung des Wienerwaldes befürchtet.

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