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Macht Strache Kurz schöne blaue Augen?

Strache vor einem Rednerpult
© FPÖ | HC Strache ist mittlerweile dienstältester Parteiobmann

HC Strache wird meist mit einer restriktiven Asylpolitik in Verbindung gebracht? Doch wo sieht er selbst seine politischen Schwerpunkte? In diesem Interview gibt er Auskunft darüber. Worüber Strache Volksabstimmungen durchführen möchte und warum er gerade mit Bruno Kreisky einen Abend verbringen würde, erfahren Sie hier!

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Vom jungen Wilden, der die FPÖ rettete, und in Comics auch das ganze Land, zum dienstältesten Parteiobmann mit Brille: HC Strache ist die blaue Bastion im Parlament.

Die meisten Politiker haben bestimmte Themenfelder mit denen sie in Verbindung gebracht werden und zu denen sie in Interviews befragt werden. So entsteht oft der Eindruck der thematischen Einseitigkeit und die Betroffenen selbst beklagen, dass sie in der Öffentlichkeit nur auf wenige Themen reduziert werden. Nicht so bei stadt-wien.at.

Wir stellen den Spitzenkandidaten ausgewählte Fragen zu deren Laufbahn, und ihren politischen Herzensangelegenheiten und Visionen. Jeder bekommt die selben Fragen und kann selbst entscheiden, welches Thema er anspricht. So bekommen Sie, liebe Leserin und lieber Leser, einen Überblick und Vergleich.

Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung, diese können Sie am Ende des Artikel posten.

HC Strache im Interview mit stadt-wien.at

stadt-wien.at: Was muss sich in Österreich ändern, um den Wohlstand und die Lebensqualität für so viele Menschen wie möglich (optimal aller Menschen) zu sichern und auszubauen?
Dazu braucht es viele Maßnahmen. Nötig ist sicher eine Stärkung der Wirtschaft, vor allem der Klein- und Mittelbetriebe, inklusive einer Senkung der Steuerquote. Arbeitgeber und Arbeitnehmer dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Weiters eine umfassende Gesundheitsreform und eine Bildungsreform, die diesen Namen auch verdient. Und eine deutliche finanzielle Erleichterung für die Familien.

stadt-wien.at: Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Teammitglieder aus?
Ein Team entsteht nicht über Nacht, sondern entwickelt sich im Laufe der Zeit. Jeder sollte nach seinen Stärken eingesetzt werden. Ehrlichkeit und Handschlagqualität sind natürlich wichtige Kriterien.

stadt-wien.at: Nennen Sie Attribute, die Sie an Ihren Mitbewerbern bewundern, bzw. Ihnen positiv aufgefallen sind.
Wichtig ist mir der Anstand im persönlichen Umgang miteinander.

stadt-wien.at: Welche Errungenschaften in Ihrer bisherigen Laufbahn erfüllen Sie bereits heute mit großer Zufriedenheit?
Dass ich es gemeinsam mit meinem Mitstreitern geschafft habe, die FPÖ, die 2005, als ich Parteiobmann geworden bin, in den Umfragen bei 3 Prozent lag, zu ihrer heutigen Stärke zu bringen, erfüllt mich mit gewissem Stolz.

stadt-wien.at: Was würden Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn retrospektiv anders machen?
Im Nachhinein betrachtet gibt es natürlich immer Dinge, die man hätte besser machen können. Aber darüber zu spekulieren bringt nichts. Wichtig ist es, die Zukunft zu gestalten.

stadt-wien.at: Angenommen Sie hätten die absolute Mehrheit und alleinige Entscheidungsgewalt, was würden Sie zuallererst und grundlegend ändern?
Zuerst würde ich die Direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild einführen, eine echte Steuerentlastung sicherstellen und die Migrationspolitik auf neue Beine stellen.

stadt-wien.at: Wie stehen Sie zur direkten Demokratie und würden Sie einer direkten Demokratie in Österreich nach Schweizer Modell zustimmen?
Die FPÖ fordert schon seit Jahren die Einführung der Direkten Demokratie nach Schweizer Vorbild in Österreich. So wollen wir etwa Volksabstimmungen über den Kammerzwang, die ORF-Gebühren und über die Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger. Und Volksbegehren sollen ab einer bestimmten Anzahl von Unterstützern zwingend eine Volksabstimmung nach sich ziehen, anstatt wie heute schubladisiert zu werden.

stadt-wien.at: Sind Sie bereit, Entscheidungen zu treffen, die kurzfristig schmerzhaft sind und Ihnen Wählergunst kostet, langfristig jedoch notwendige Reformen darstellen?
Auch langfristig notwendige Reformen müssen nicht zwingend schmerzhaft sein. 

stadt-wien.at: Mit welcher berühmten Persönlichkeit (lebend oder auch bereits verstorben) würden Sie gerne einen Abend verbringen und warum?
Da ist die Auswahl an faszinierenden Menschen sehr groß. Aber Bruno Kreisky wäre sicher eine interessante Persönlichkeit, weil er viel für Österreich geleistet hat vor allem in sozialer Hinsicht und mit seiner gelebten Neutralitätspolitik.

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Die Nationalratswahl 2017 im Überblick

HC Strache: Politik und Werdegang

"Ein sehr erfolgreicher Oppositionsführer", flötete Sebastian Kurz, auf die Frage von Puls 4-Moderatorin Corinna Milborn, was ihm zu "HC Strache" einfallen würde.

Dieser Wink mit dem Zaunpfahl dürfte wohl niemanden entgangen sein - denn dass die Volkspartei auf eine Koalition mit der FPÖ als Juniorpartner abzielt, wird von den ÖVP-Spitzen zwar nicht bestätigt, gilt jedoch als offenes Geheimnis.

Heinz-Christian Strache: Kein Blatt vor dem Mund

Heinz-Christian "HC" Strache reagiert auf die ersten zaghaften Balzversuche der Volkspartei jedoch wie es für ihn typisch ist: Sebastian Kurz würde die Forderungen und Inhalte von der FPÖ kopieren und sie als etwas neues verkaufen, obwohl die Freiheitlichen schon seit Jahren davon reden.

Diplomatie ist seine Sache nicht: Strache scheut nicht davor zurück, seine politischen Gegner mit mitunter deftiger Wortwahl zu kritisieren. Unterstützt wird er dabei vor allem von Herbert Kickl, der auch als Mastermind der Partei gilt und schon für Jörg Haider politische Kalauer am laufenden Band produzierte. Dass dabei auch Tritte in Fettnäpfchen nicht ausbleiben ist nebensächlich: Etwa als Strache 2012 in einem Bierzelt anlässlich der Besetzung der Votivkirche durch Asylsuchende vollmundig verkündete: "In freier Anlehnung ans Arabische müsste man zu den Kirchenbesetzern sagen: Hadsch ma ham nach Pakistan, meine Herrschaften!" Doch diese Ankündigung dürfte bei den pakistanischen Asylwerbern wohl auf Unverständnis gestoßen sein, spricht man in Pakistan doch unter anderem Panjabi, Paschtunisch oder Urdu, aber nicht Arabisch.

Trotz oder vielleicht gerade wegen der unverblümten Ausdrucksweise kann Strache eine beeindruckende Fanbase vorweisen. Seine Facebookseite hat über 620.000 Likes (wobei ein nicht unwesentlicher Anteil von deutschen Usern stammt). In der Wahlkampfphase läuft Strache jedes Mal zu Höchstformen auf. Der HC-Rap, bei dem er, wie böse Zungen behaupten würden, den Falco für Arme gibt und sich im Sprechgesang über die, in seinen Augen misslungene, Politik seiner Mitbewerber äußert, ist mittlerweile legendär. In der Vergangenheit wurden während des Wahlkampfs auch Comics an die Haushalte verschickt, in denen Strache als "HC-Man" regelmäßig Wien und Österreich rettete.

Urgestein der österreichischen Innenpolitik

Strache, der ausgebildeter Zahntechniker ist, feilt bereits seit dem frühesten Erwachsenenalter an seiner politischen Karriere.

  • Mit 21 Jahren wird er Bezirksrat des 3. Bezirks in Wien
  • Mit 24 Jahren wird er FPÖ-Bezirksobmann
  • 2004 wird er Obmann der Wiener FPÖ und
  • 2005 übernimmt er die FPÖ als Bundesparteiobmann

War er anfangs mit dem Geburtsjahr 1969 noch lange Zeit der jüngste Kandidat unter den Parteiobleuten, steht Strache seit nunmehr 11 Jahren an der Spitze und ist mittlerweile dienstältester Parteiobmann. Das Image des jungen dynamischen Wilden fängt langsam aber sicher an zu blättern.

Gemessen an den jüngsten öffentlichen Auftritten Straches ist jedoch eine Trendwende in dieser Hinsicht zu beobachten. Erinnerte seine Rhetorik in vergangenen Interviews teilweise noch an das Rattern eines Maschinengewehrs, gibt er sich gegenwärtig deutlich ruhiger und gefasster. Dies könnte sowohl an der wachsenden Erfahrung liegen, als auch daran, dass seit der Bundespräsidentschaftswahl 2017 Gerüchte herumgeistern, dass Norbert Hofer ihm den Rang ablaufen könnte. Hofer verkörpert den diplomatischen, besonnenen und betont netten Staatsmann und ist damit äußerst erfolgreich. Ob sich Strache daran tatsächlich ein Beispiel genommen hat?

Wie sozial ist die "Soziale Heimatpartei"?

Das Kernprogramm und ein nicht totzukriegender Evergreen bei Strache und der FPÖ sind die Ausländer bzw. wie man es am besten schafft, diese von Österreich möglichst fernzuhalten - dies ist zumindest die allgemeine Auffassung von Kritikern der Partei.

Besonders angesichts der derzeitigen Nahostkonflikte in Syrien, Afghanistan und dem Irak, und die daraus resultierenden Flüchtlingsströme nach Europa, die in der heimischen Bevölkerung für Unsicherheit sorgt, könnte man meinen, dass der derzeitige Wahlkampf für die FPÖ ein Heimspiel ist.

Tatsächlich hat die FPÖ allerdings auch ein Wirtschaftsprogramm vorzuweisen. Was diese Themen betrifft, so gibt es ja die Auffassung, dass Strache in dieser Hnisicht eher linke Positionen vertritt. Ob dem wirklich so ist und wie die FPÖ in Sachen Außen- und Innenpolitik aufgestellt ist, beleuchten wir im folgenden näher:

Außenpolitik: Auf Abschottungskurs

Strache vertritt die Meinung, dass es sich bei der Flüchtlingskrise eher um eine Völkerwanderung handelt, und nur wenige nach Europa fliehen würden, die nach der Genfer Konvention tatsächlich Flüchtlinge sind. Ähnlich wie Kurz vertritt auch die FPÖ die Forderung nach der Schließung der Mittelmeerroute, sowie das strikte Einhalten der Dublin-III-Verordnung (die Registrierung von Flüchtlingen im ersten EU-Land dessen Grenzen sie betreten). Zudem pocht sie auf verstärkte Grenzkontrollen. Dafür sollte das Budget des österreichischen Bundesheers um mindestens 1% des BIPs erhöht werden.

Reform der EU

Strache steht der EU eher skeptisch gegenüber. Er ist Kritiker des Euros und postet auf seiner Facebookseite regelmäßig nostalgische Statusmeldungen zum Schilling. Der Vorwurf, dass die FPÖ am liebsten einen EU-Austritt von Österreich wolle, wurde immer bestritten, auch wenn anlässlich des Brexit zumindest mit einem Referendum zum "Öxit" liebäugelt wurde. Dennoch fordert die FPÖ eine Reform der EU, sowie eine größere Eigenständigkeit der Mitgliedsstaaten.

Die blaue Innenpolitik

Reform von Sozialleistungen

Ähnlich wie die (Neue) Volkspartei ist Strache und die FPÖ Verfechter des Leistungsprinzips. So steht im Parteiprogramm dass sich ehrliche Leistung lohnen müsse. Ähnlich wie Kurz spricht Strache in diesem Zusammenhang von einer "Zuwanderung ins Sozialsystem" und fordert eine Reform der Mindestsicherung und eine Streichung ebendieser für Asylberechtigte, die stattdessen Sachleistungen und ein Taschengeld (40 €/Monat) erhalten sollen Stärkung der Unternehmen und Senkung der Steuer-und Abgabenquote.

Wirtschaftspolitisch fokussiert sich die FPÖ vor allem auf die Unternehmen. Je mehr Unternehmen gefördert werden, desto mehr Arbeitsplätze würden dadurch geschaffen werden, so der Gedanke dahinter. Für die Arbeitnehmer selbst sollen die Steuern und Abgaben gesenkt werden, damit in Zukunft mehr Netto vom Brutto im Börserl landet. Eine Erbschaftssteuer lehnt Strache klar ab und zusätzlich sollten etwa die Lohnnebenkosten drastisch reduziert werden, was den Arbeitgeber dazu ermutigen könnte, die Löhne seiner Angestellten zu erhöhen. Auch wirtschaftspolitisch finden sich mehr Überschneidungen mit der ÖVP als mit der SPÖ.

Heinz Christian Strache kann auf 11 Jahre Oppositionsführung zurückblicken und hat gute Chancen, ab Ende dieses Jahres Teil der nächsten Bundesregierung zu werden. Seine Chancen, tatsächlich auch Bundeskanzler zu werden, dürften jedoch inzwischen gesunken sein, angesichts des Umstandes, dass Sebastian Kurz ähnliche Themenschwerpunkte aufgreift und erfolgreich das Image des rationalen Gegenpols zu Strache kultiviert.

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J.

22. August 2017 - 00:11 Uhr

der HC hat mit dem Kurz im Wahlkampf eh keine Chance mehr. Die ganzen latent-blauen sind der ÖVP sicher.

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