Volkstheater: Theater fürs Volk

Foto Volkstheater Wien in der Dämmerung
© www.lupispuma.com / Volkstheater | Volkstheater Wien

Pferdewagen, Fliegerbomben, digitales Labor: Mit seinem mehr als 130-jährigen Bestehen hat das Volkstheater auch abseits der Bretter, die die Welt bedeuten, zahlreiche Geschichten zu erzählen. Inzwischen aber widmet sich das Traditionshaus für bürgerliche Schauspielkunst der Frage aller Fragen zum aktuellen Zeitgeist: Wie macht Theater digital?

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Volkstheater: Theater vom und für das Volk

Schon zu Zeiten, als anstelle von Autos und Straßenbahnen noch die Wägen der Pferde-Tramway die Ringstraße entlang tingelten, galt es als Institution: Das Volkstheater sorgt seit seiner Errichtung im Jahr 1889 nicht nur mit facettenreichen Spielplänen, sondern auch als eines der prächtigsten architektonischen Denkmäler der Stadt für begeistertes Staunen bei seinen Besuchern.

In den Mauern des großen Haupthauses beherbergt das Volkstheater mehrere Bühnen, darunter etwa die Rote Bar, den Weißen Salon oder die Dunkelkammer. Und auch an den Volkshochschulen in den einzelnen Bezirken Wiens werden Produktionen des Volkstheaters aufgeführt. Dieses breite Netzwerk aus Spielstätten hat es jedoch nicht immer gegeben, denn begonnen hat das Volkstheater vor über 100 Jahren mit einer einzigen Bühne.

Wann wurde das Volkstheater erbaut?

Das Volkstheater Wien wurde im Jahr 1889 errichtet und begeistert damit seit mehr als 130 Jahren seine Besucher.

Wie viele Sitzplätze hat das Volkstheater?

Das Volkstheater ist mit 832 Sitzplätzen die zweitgrößte Sprechbühne Wiens nach dem Burgtheater. Es gehört damit zu den größten Theaterhäusern im deutschsprachigen Raum.

Gibt es am Volkstheater eine Kleidervorschrift?

Nein. Schon die Gründer des Volkstheaters waren der Vision gefolgt, als Gegenstück zum kaiserlichen Hofburgtheater ihre Inszenierungen einer breiten Bevölkerung zugänglich zu machen, sodass es am Volkstheater bekleidungstechnisch auch "leger" zugehen darf.

Wer leitet aktuell das Volkstheater?

Seit 2020 ist der Düsseldorfer Kay Voges der Direktor des Volkstheaters. Voges war zuvor Intendant des Schauspiel Dortmund.

Die Geschichte des Wiener Volkstheaters

Das Volkstheater wurde 1889 von einem Kollektiv Wiener Bürger, unter ihnen der Dramatiker Ludwig Anzengruber und der Möbelfabrikant Thonet, als bürgerliches Gegenstück zum kaiserlichen Hofburgtheater gegründet. Die seinerzeit meistbeschäftigten Theaterarchitekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer errichteten es im Stil des Historismus, in dessen Glanz etwa auch die Wiener Votivkirche erstrahlt, und am 14. September 1989 wurde das Haus mit Anzengrubers Stück "Der Fleck auf der Ehr" feierlich eröffnet.

Der imposante Bau, ursprünglich im Stadterweiterungsgebiet von Wien gelegen, ist heute Bestandteil des innerstädtischen Kulturbezirks. Das Haupthaus befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Natur- und Kunsthistorischem Museum, des Museumsquartiers und vom idyllischen Spittelberg, und als erster Theaterbau, der sämtlichen im Jahr 1881 nach den verheerenden Theaterbränden in Nizza und Wien neu erlassenen Sicherheitsvorschriften entsprach, ging das Volkstheater – welchesbeispielsweise von Anfang an ausschließlich elektrisch beleuchtet wurde – in die Architekturgeschichte ein.

1901 und 1911 wurde das Bühnenhaus vergrößert und während des Zweiten Weltkriegs zwischen 1939 und 1945 einige architektonische Änderungen vorgenommen. Die Nationalsozialisten nannten das Volkstheater in "Kraft-durch-Freude-Theater" um, 1944 wurden das Foyer und die Dachkuppel durch Bomben vollständig zerstört. Noch im Folgejahr wurden die Schäden großteils repariert und das Haus erhielt seinen ursprünglichen Namen "Volkstheater" zurück. Während der aufwändigen Restaurierung zwischen 1980 und 1981 – zu Beginn der Direktions-Ära Paul Blahas – wurde schließlich die ursprüngliche Dachkuppel rekonstruiert.

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Theater für das Volk: Die zweitgrößte Sprechbühne Wiens

Die Gründer des Volkstheaters waren ihrer Vision gefolgt, eine Sprechbühne zu schaffen, die breiten Bevölkerungskreisen neben dem Volksstück vor allem klassische und moderne Dramenliteratur nahebringen sollte. Ein großer Zuschauerraum war dafür neben erschwinglichen Preisen Voraussetzung. Noch heute ist das Volkstheater – trotz einer Reduktion der Sitzplätze im Sinne größeren Komforts und besserer Sicht – mit seinen 832 Sitzplätzen die zweitgrößte Sprechbühne Wiens nach dem Burgtheater und gehört zu den größten Theaterhäusern im deutschsprachigen Raum.

Inszenierungen und künstlerische Wendepunkte am Volkstheater

Das Leitbild der Gründer blieb in der über 130-jährigen Geschichte des Volkstheaters unter den meisten seiner Direktoren bestehen: Klassiker in zeitgemäßen Inszenierungen, die Wiener Volkstheaterklassiker Ferdinand Raimund und Johann Nestroy sowie die jeweils zeitgenössische Dramatik dominierten die Spielpläne. Besonderer Fokus wurde dabei von jeher auf österreichische Autorinnen und Autoren gelegt, die am Volkstheater regelmäßig uraufgeführt wurden und werden. Mit der großen Vielfalt in Spielplänen und Inszenierungen besteht die Zielgruppe des Volkstheaters damit aus allen Altersklassen und Bevölkerungsschichten, und auch, wenn es auf der Bühne zwischendurch klassisch-elegant zugeht, gibt es für den Zuschauerraum grundsätzlich keine Kleidervorschriften.

Einen bedeutenden seiner künstlerischen Höhepunkte erfuhr das Volkstheater in den 1920er-Jahren, als unter der Leitung der Direktoren Beer und Bernau nicht nur ein aufregender Spielplan aus Klassikern und modernen Stücken geboten, sondern auch die angesehensten Schauspieler, Regisseure und Bühnenbildner der Zeit ins Haus geholt wurden.

In den 50er- und 60er-Jahren brachte Direktor Leon Epp die wichtigsten zeitgenössischen und gesellschaftskritischen Stücke nach Wien und wagte mutige Interpretationen von Klassikern, und der Theaterregisseur und spätere Direktor des Volkstheaters Gustav Manker trieb die die Raimund- und Nestroyinterpretation in bis dahin ungeahnte Höhen.

Mit Kay Voges, der 2020 die Leitung des Volkstheaters von seiner Vorgängerin Anna Badora übernommen hat, hält nun ein neues Zeitalter Einzug in die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten. In Fachkreisen als "digitaler Zauberlehrling" bekannt, strebt Voges den Spagat zwischen altbewährt-klassischem Theaterbetrieb und digitaler Moderne an.

Der Düsseldorfer, ehemalige Intendant des Schauspiel Dortmund und Begründer der Akademie für Theater und Digitalität hat es sich auf die Fahnen geschrieben, sich der rasanten, auch für die Theaterarbeit bedeutsamen Digitalisierung zu stellen und mit der Nutzung neuer Technologien das Volkstheater in diese neue Ära zu hieven.

Liste der Direktorinnen und Direktoren des Volkstheaters

Direktorinnen und Direktoren seit Gründung des Volkstheaters

• Emmerich von Bukovics 1889-1905

• Adolf Weisse 1905-1916

• Karl Wallner 1916-1918

• Alfred Bernau 1918-1924

• Dr. Rudolf Beer 1924-1932

• Rolf Jahn 1932-1938

• Bruno W. Ilz 1938-1944

• Günther Haenel 1945-1948

• Paul Barnay 1948-1952

• Leon Epp 1952-1968

• Gustav Manker 1969-1979

• Paul Blaha 1979-1987

• Emmy Werner 1988-2005

• Michael Schottenberg 2005-2015

• Anna Badora 2015-2020

• Kay Voges seit 2020

Sanierung des Volkstheaters: Altes Gemäuer in neuem Glanz

Im Zuge der Ende 2020 fertiggestellten Sanierungsarbeiten wurden umfassende Maßnahmen zur Erhaltung der Außenfassade wie der Innenräume mit ihren historischen Oberflächen getroffen.

Der Eingang zur Tageskassa wurde im Sinne eines vollständig barrierefreien Zugangs zum Theater adaptiert, die Türen mit motorischen Türöffnern ausgestattet und die Ebenen des Hauses mit einem neuen Personenaufzug erschlossen. Die Bauarbeiten umfassten außerdem den Bühnen- wie den Zuschauertrakt – so wurde das Haus etwa um eine neue Seitenbühne und ein zusätzliches Café erweitert und sämtliche Garderoben, Lüftungs- und Sanitäranlagen erneuert.

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Volkstheater Spielplan und Tickets

Mit Ende Mai 2021 konnte auch das Volkstheater mit der Wiederaufnahme des Kulturbetriebes seine Pforten wieder öffnen.

Infos zum Spielplan und aktuellen Inszenierungen finden Sie unten in der Infobox
Tickets für alle Vorstellungen sind auf der Webseite des Volkstheaters erhältlich. Außerdem finden Sie hier Informationen zu den zahlreichen Ermäßigungen für Gruppen oder Einzelpersonen.

VOLKSTHEATER WIEN

Adresse: 
Arthur-Schnitzler-Platz 1, 1070 Wien
Telefon: +43 1 52111-0
E-Mail: kartenservice(at)volkstheater.at
Öffnungszeiten, Tickets, Ermäßigungen

Volkstheater Spielplan und Programm

Adresse & Kontakt

Volkstheater
Arthur-Schnitzler-Platz 1 in 1070 Wien
Neubau

Anfahrt:
U2, U3: Haltestelle Volkstheater
Straßenbahn 1, 2, D, 49, 46: Haltestelle Dr. Karl Renner Ring
Bus 2 A, 48 A

Parken:
WIPARK Garage Stiftgasse: Park&Entertain-Karte 
BOE Parkgarage am Rathausplatz: Kulturjetons 
Parkgarage Museumsquartier

Tageskassa und Abonnementbüro:
Eingang Neustiftgasse
Mo bis Sa 12.00-19.30 Uhr (während Sommerpause geschlossen)
Tel: +43 1 52111-400
kartenservice(at)volkstheater.at

Die Abendkassa im Haupthaus und im Volkstheater in den Bezirken öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.


Zur Website
+43 1 52111 0
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Willibald Lackinger

20. Jänner 2024 - 15:22 Uhr

Es muss sich beim aktuellen Programm des Volkstheaters um ein Geheimnis handeln, da es so schwierig ist, etwas darüber zu erfahren.

Alle Kommentare anzeigen

01. August 2023 - 15:52 Uhr

Wie komme ich an die Liste des Programms Ihres Hauses vom 5. bis 15. 9. 2023 ???? Ich gelange immer wieder in eine Schlewife!

Karl Kellner

04. September 2022 - 22:47 Uhr

Bin auf derSuche nach dem Programm dieses Theates. Es ist nicht zu finden. Mir ist egal wer das Theater wann ,warum und wie renovierte.Auch welche Preise irgendjemand wofür auch immer erhieltEinzig der Spielplan hätte mich interessiert.Diese nebensächliche Informationen werden unter Spielplan in dem Geheimdossier sorgfältig verschwiegen . Dann halt nicht Volkstheater88.

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