Angststörungen: Die häufigste psychische Erkrankung

Angststörungen: Mann sitzt zusammengekauert an einer Wand und fürchtet sich
© pexels.com | Angststörungen erkennen und behandeln.

Mit einer Lebenszeitprävalenz von 30% sind Angststörungen die häufigsten psychischen Erkrankungen. Neben eher unspezifischen Formen, wie der generalisierten Angststörung oder der Panikstörung, gibt es Formen, die mit extremer und irrationaler Angst vor bestimmten Situationen oder Objekten assoziiert sind. Diese werden als spezifische oder isolierte Phobien bezeichnet und können sich auf alles Mögliche beziehen. Häufige Auslöser sind beispielsweise Höhen, bestimmte Tiere oder Blut. Mögliche Ursachen für diese Erkrankungen sowie die gängigsten Behandlungsformen lesen Sie hier.

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Die meisten Menschen können mit Begriffen wie Platzangst oder Höhenangst etwas anfangen. Vielleicht fühlen Sie sich selbst in engen Aufzügen oder in großen Höhen nicht besonders wohl. Nicht jeder, der enge Räume eher meidet, leidet direkt an einer Klaustrophobie. Mildere Ausprägungen werden nicht als psychische Erkrankungen eingestuft. Manche Menschen bekommen jedoch in bestimmten Situationen so große Angst, dass ihr Leben dadurch stark eingeschränkt wird. Menschen mit Anthophobie beispielsweise erleben eine Angstreaktion, wenn sie in die Nähe von Blumen kommen. Oft genügt schon ein Bild von einer Blume, in schweren Fällen führt sogar das Wort „Blume“ zu einer starken Angstreaktion, auch wenn es in Österreich kaum giftige Pflanzen, geschweige denn gefährliche Blumen gibt. Wie lassen sich diese und ähnliche Ängste, die sich auf ungefährliche Dinge beziehen, erklären?

Eine einheitliche Erklärung für die Entstehung von isolierten Angststörungen gibt es nicht. Verschiedene Gründe können eine Angststörung hervorrufen. Die angeführten Punkte sollten daher als mögliche Erklärungsansätze verstanden werden, nicht als allgemeingültige Begründungen.

Gelernte Angst

Das Erlernen von Angst kann hier grob in zwei unterschiedliche Prozesse unterteilt werden, die klassische und die operante Konditionierung.

Die Theorie der klassischen Konditionierung besagt, dass Phobien entstehen, wenn Dinge mit negativen Erfahrungen verknüpft werden. Besonders im Kindesalter kann dies schwerwiegende Folgen haben. Stellen Sie sich ein Kind vor, dass in einem Sonnenblumenfeld spielt. Es läuft durch die Reihen, bis es bemerkt, dass es sich verirrt hat. Panisch versucht das Kind aus dem Feld zu finden, doch die hohen Sonnenblumen versperren die Sicht. Glücklicherweise findet das Kind nach einiger Zeit aus dem Feld, ab diesem Tag jedoch gerät es in Panik, wenn es in die Nähe von Sonnenblumen kommt. Die Angst, die durch das Verirren ausgelöst wurde, wurde verknüpft mit dem Anblick von Sonnenblumen. So können negative Erlebnisse und die daraus resultierenden Reaktionen an grundsätzlich ungefährliche Dinge gebunden werden.

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Die Theorie der operanten Konditionierung bezieht sich weniger auf die Entstehung von Ängsten als auf deren Erhaltung. Das Prinzip der operanten Konditionierung beschreibt einen Lernprozess, bei dem ein Verhalten durch seine Konsequenzen verstärkt oder abgeschwächt wird. Das Kind aus unserem Beispiel wird womöglich lernen, dass die Angst vermieden werden kann, wenn es sich fernhält von Sonnenblumen. Dadurch bleibt die Angst bestehen, da es nie lernen kann, mit dem Anblick von Sonnenblumen umzugehen.

Auch genetische Faktoren können eine Rolle bei der Entstehung von spezifischen Phobien und Angststörungen im Allgemeinen haben. Studien an eineiigen Zwillingen, die genetisch ident sind, haben gezeigt, dass das Risiko an einer Angststörung zu erkranken für den einen Zwilling höher ist, wenn der anderer an einer Angststörung leidet, im Vergleich zu zweieiigen Zwillingen, die sich nur 50% ihres Erbguts teilen.

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Schluss mit der Angst – die Konfrontationstherapie

Häufig werden isolierte Angststörungen mittels einer Konfrontationstherapie behandelt. Die Konfrontationstherapie gehört zur Verhaltenstherapie und hat zum Ziel, die Angstreaktion der Betroffenen auf die angstbesetzten Reize zu reduzieren oder ganz zu beseitigen. In einem kontrollierten Rahmen werden die Betroffenen mit ihren Ängsten konfrontiert, zu Beginn in sehr schwacher Intensität. Wenn wir bei den Sonnenblumen bleiben, wird in der ersten Sitzung beispielsweise lediglich über Sonnenblumen gesprochen, dann könnten Bilder von Sonnenblumen angesehen werden, anschließend echte Blumen und zum Schluss wird ein Spaziergang durch ein Sonnenblumenfeld unternommen. Während des gesamten Prozesses werden die Betroffenen von PsychotherapeutInnen begleitet, die sie in der Angstbewältigung unterstützen, beispielsweise durch Entspannungs- oder Atemtechniken. Durch die Therapie soll nach und nach gelernt werden, dass die Konfrontation mit den Objekten der Angst keine negativen Konsequenzen hat. Die Angst soll quasi „verlernt“ werden. Zusätzlich können Psychopharmaka wie Benzodiazepine oder Beta-Blocker eingesetzt werden, um die Angstreaktionen zu lindern und die Therapie zu unterstützen.

Angststörungen können in den verschiedensten Formen auftreten. Spezifische Angststörungen können für Außenstehende oft skurril wirken, vor allem wenn sie sich auf ungewöhnliche Objekte beziehen. Im Umgang mit Betroffenen ist es besonders wichtig, ihre Ängste ernst zu nehmen und diese als Problem anzuerkennen. Ein positives soziales Umfeld kann große Auswirkungen auf den Therapieerfolg haben.

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