Angst: Was verbirgt sich hinter dem Gefühl?

Mädchen fürchtet sich und presst Polster an sich
© Antonio Guillem - 123rf.com | Angst.. aber wieso eigentlich?

Die Kehle schnürt sich zu, die Brust wird eng und die Knie beginnen zu schlottern, die Angst bahnt sich ihren Weg durch die Knochen. Zitternd gelingt der Griff zum Lichtschalter, und plötzlich verwandelt sich der finstere Dämon am Fußende des Bettes wieder zurück in einen Haufen Schmutzwäsche. Solche oder ähnliche Erlebnisse hatten wir, zumindest als Kinder, alle schon einmal. Angst wird von vielen Menschen als etwas inhärent Schlechtes empfunden, ein negatives Erlebnis, das einem lieber erspart bliebe. Wieso das nicht stimmen muss und woher Angst überhaupt kommt, erfahren Sie hier.

Erstellt von:
Anzeige

Angst und Furcht

Auch wenn Angst und Furcht oft synonym verwendet werden, haben sie unterschiedliche Bedeutungen. Furcht wird durch gewisse äußere Einflüsse ausgelöst. In dem unwahrscheinlichen Fall, dass ihnen heutzutage noch ein Säbelzahntiger über den Weg läuft werden sie (vermutlich) Furcht vor dem Tier empfinden. Angst ist etwas Diffuseres als Furcht. Ein deutliches Beispiel hierfür ist das unangenehme Gefühl, wenn man nach einem schlimmen Albtraum aufwacht, an dessen Handlung man sich nicht erinnert. Man hat Angst, aber weiß nicht wovor. Nichtsdestotrotz gehen die beiden Begriffe Hand in Hand und treten häufig gleichzeitig auf. Der Einfachheit halber wird im Folgenden der Begriff Angst als Überbegriff für die beiden Phänomene verwendet.

Was ist Angst?

Angst ist eine Basisemotion. Neben Gefühlszuständen wie Wut, Freude, Trauer, Ekel und Überraschung wird auch Angst kulturunabhängig und von allen Menschen auf der Erde ähnlich erlebt. Die genaue Anzahl der Basisemotionen ist nicht unumstritten. Manche AutorInnen beschreiben nur vier Basisemotionen, andere sechs, wiederum andere beschreiben acht. Angst ist jedoch in allen der Modelle enthalten.

Man könnte Angst als eine Art Alarmanlage des Körpers verstehen, die in potentiell gefährlichen Situationen aktiviert wird. Erkennt der Körper eine gefährliche Situation, hat er im Grunde zwei Optionen – Angriff oder Flucht. Dieses als fight-or-flight-Reaktion bekannte Konzept wurde vom englischen Physiologen Walter Cannon geprägt. In gefährlichen Situationen schickt der Sympathikus Signale an das Nebennierenmark, was zur Folge hat, dass die Neurotransmitter Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet werden. Dadurch wird der Körper auf die Anstrengungen einer Flucht oder eines Kampfes vorbereitet. Das Herzvolumen sowie die Muskelspannung und die Atemfrequenz werden erhöht, der Körper ist somit in absoluter Leistungsbereitschaft.

Das Konzept der fight-or-flight-Reaktion wurde später noch um die Komponente „freeze“ erweitert, diese Phase ist gekennzeichnet durch erhöhte Aufmerksamkeit und Bewegungslosigkeit, in der Hoffnung von potenziellen Raubtieren übersehen zu werden.

Anzeige

Funktionen der Angst

Angst ist in der Regel kein schönes Gefühl. Sie kann uns lähmen und steht uns in vielen Situationen im Weg. Wir haben Angst vor Prüfungen, Angst vorm Alleinesein und gelegentlich sogar Angst vor der Angst. Doch Angst hat einen größeren Nutzen als man vermuten würde. 

Stellen Sie sich vor, sie deaktivieren Ihre innere Alarmanlage und gehen vollkommen befreit von Angst spazieren. Sie überqueren die Straße ohne nach links und rechts zu schauen, das wird sich schon ausgehen. Im Park gehen Sie in die Hocke, um den heranlaufenden, zähnefletschenden Pitbull, der sich von der Leine losgerissen hat zu streicheln. Ihnen fällt ein, dass Sie später noch eine Verabredung haben, Sie eilen nach Hause und nehmen ein Bad. Weil Sie noch nicht aus dem warmen Wasser wollen, föhnen Sie sich die Haare in der Badewanne.

Ja – Angst ist etwas Unangenehmes, doch in vielen Fällen bewahrt sie uns vor noch viel unangenehmeren Situationen. Als Menschheit verdanken wir unseren Fortschritt nicht zuletzt der Tatsache, dass unsere Vorfahren in gewissen Situationen Angsthasen waren.

Anzeige

Die Amygdala: Das Zentrum der Angst

Wie und wo genau im Gehirn Angst entsteht ist noch nicht restlos geklärt. Spezifische Funktionen wie das Erleben von Angst an einer einzelnen Hirnstruktur festzumachen ist meistens nicht zielführend. In der Regel sind an mentalen sowie emotionalen Prozessen mehrere Hirnregionen gemeinsam beteiligt.

Eine Gehirnregion, die jedoch sehr stark im Verdacht steht, mit dem Erleben von Angst in Verbindung zu stehen, ist die Amygdala. Die Amygdala (griechisch für Mandel) ist eine mandelförmige Struktur unterhalb der Hirnrinde, der Mensch besitzt je eine Amygdala in jeder Hirnhälfte.

Durch elektrische Stimulation der Amygdala lassen sich bei Menschen Angstzustände hervorrufen. Forscher an der University of Iowa untersuchten eine 30-jährige Frau, deren Amygdala aufgrund einer Erkrankung beidseitig zerstört war. Die Patientin hatte keine Probleme damit, Menschen auf Fotos zu erkennen. Es fiel ihr jedoch sehr schwer, Emotionen im Gesichtsausdruck einer Person auf einem Foto zu erkennen. Ängstliche Gesichter als solche zu identifizieren war ihr fast gar nicht möglich. Die Amygdala scheint also sowohl am Erleben von Angst als auch am Erkennen von Angst bei Anderen beteiligt zu sein.

Falls Sie sich im Alltag geplagt von Angst fühlen und Tipps zum Umgang mit der Angst suchen: Angststörungen: 5 Tipps die Angst zu besiegen (stadt-wien.at)

Anzeige

Diese Geschichte teilen!


Hinterlassen Sie einen Kommentar!

weitere interessante Beiträge