Soziales & Bürokratie
Rezeptfreie Medikamente: Unterschätztes Risiko?
Wer kennt es nicht: Es ist Feierabend, man ist müde und der Kopf dröhnt. Also läuft man schnell vor Ladenschluss in die Apotheke, um sich Abhilfe gegen die Schmerzen zu holen, Paracetamol, Ibuprofen und einige andere Präparate stehen hier zum Angebot. Ohne viel aufhebens wandert das Medikament über den Ladentisch. "Was soll da schon schiefgehen, immerhin ist es nicht verschreibungspflichtig", mag man sich denken. Doch ist es tatsächlich so?
Kombinationspräparate besonders unter Kritik
Besonders in der Grippezeit sollte man genau aufpassen, mit welchem Grippemittel man den Erkältungssymptomen den Garaus machen möchte. Denn die meisten der Produkte, die in den Apotheken erhältlich sind, wie etwa Grippostad, oder Aspirin Komplex sind sogenannte "Kombinationspräparate", also Medikamente, die mehrere Wirkstoffe kombinieren. Auch Thomapyrin, eines der beliebtesten Mitteln gegen Kopfschmerzen fällt in diese Kategorie. Doch genau diese sollte man mit Vorsicht genießen, denn mehr Wirkstoffe bedeuten auch, dass das Medikament mit mehr Nebenwirkungen einhergeht. Außerdem bedeuten diese nicht automatisch eine höhere Wirksamkeit. „Bei vielen Kombipräparaten ergänzen sich die Wirkstoffe nicht unbedingt“, sagte Angela Tichy, Projektleiterin für Medizin und Gesundheit beim VKI. Monopräparate werden als mindestens genauso wirksam angesehen und sollten deshalb auch bei Grippe und Fieber den Kombipräparaten vorgezogen werden.
Viele Menschen vertrauen bei Erkältungen und grippalen Infekten auf altbewährte Hausmittel oder homöopathische Mittel.
Das Märchen vom gesunden Vitamin C
Laut VKI sind manche der Medikamente - das berühmteste Beispiel ist wohl die Aspirin+C-Brause - mit einem Vitamin C-Zusatz versehen. Wer nun denkt, durch diese wären die Präparate gesünder, liegt einem Irrtum auf. Denn auch wenn Vitamin C den Ruf genießt, dass eine Einnahme bei Erkältungen und grippalen Infekten den Heilungsprozess beschleunigen soll, ist das bei dem künstlichen Zusatz nicht der Fall. Das den Medikamenten zugesetzte Vitamin C habe keinen Mehrwert und ist ohnehin nutzlos, angesichts des Umstandes, dass man den täglichen Vitamin C-Bedarf ohnehin über die Nahrung abdecken würde. Im Grunde ist der künstliche Zusatz lediglich ein Marketing-Gag: denn weder verbessert sich dadurch die Wirkung noch ist der meistens teurere Preis gerechtfertigt.
Aufgepasst bei klinischen Studien
Ein weiteres Problem beim Vertrieb und im Umgang mit rezeptfreien Medikamenten sieht der VKI darin, dass die klinischen Studien, die zu den Mitteln durchgeführt werden, oft nicht aussagekräftig genug sind und falsch durchgeführt würden. So sei der Zeitraum, in dem die Wirkungsweise der Medikamente auf den Menschen erforscht wurde, meistens nicht lang genug, um stichhaltige Ergebnisse über Wirkungen und Nebenwirkungen zu treffen. Zudem wäre die Personengruppe, an denen die Studien durchgeführt werden nicht divers genug, denn meistens handle es sich dabei um Männer mittleren Alters.
Dazu kommt noch, dass viele der Studien von bestimmten Unternehmen finanziert werden, die gewisse Eigeninteressen verfolgen, was dazu führen kann, dass ein objektives wissenschaftliches Ergebnis nicht gewährleistet ist.
Der VKI rät dazu, sich beim Kauf von rezeptpflichtigen Medikamenten umfassend vom Apotheker beraten und über Risiken und Nebenwirkungen aufklären zu lassen.
Wien wird von den örtlichen Apotheken nicht nur zu den normalen Öffnungszeiten versorgt, sonder sie bieten auch einen flächendeckenden Apotheken-Nachtdienste (mit Medikamentenlieferung).
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