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Equal Pay Day 2022: Ab 30. Oktober verdienen Frauen nichts mehr

Equal Pay Day? Was ist das eigentlich?
An diesem Tag haben Männer bereits jenes Einkommen erreicht, wofür Frauen bis zum Jahresende noch arbeiten müssen. Frauen in Österreich verdienen um 9.430 Euro (17,1 Prozent) weniger als Männer. Der österreichweite Equal Pay Day fällt heuer auf den 30. Oktober. Das heißt: Österreichs Frauen arbeiten 2022 im Verhältnis zu den Männern 63 Tage „gratis“. (Basis ist das durchschnittliche Jahres-Brutto-Einkommen bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung). Männer haben zu dem Zeitpunkt bereits so viel verdient wie Frauen im ganzen Jahr.
Während das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern in Österreich bei 55.261 Euro liegt, verdienen Frauen im Schnitt 45.831 Euro brutto im Jahr. Daraus ergibt sich ein Minus von 17,1 Prozent. Frauen verdienen damit im Durchschnitt 2022 um 9.430 Euro pro Jahr weniger als Männer.
Equal Pay Day im Bundesländervergleich: Wien schneidet am besten ab
In Wien wird der Equal Pay Day heuer auf den 18. November 2022 fallen. Wien hat damit den spätesten Equal Pay Day Österreichs. Das bedeutet, dass Frauen in Wien heuer im Durchschnitt um 12 Prozent weniger verdienen als Männer. Das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern in Wien liegt derzeit bei 57.627 Euro. Demgegenüber verdienen Frauen in Wien im Schnitt 50.729 Euro brutto im Jahr – um 6.897 Euro weniger als Männer.
Stimmen zum Equal Pay Day
„Frauen leisten nach wie vor einen Großteil der unbezahlten Arbeit und verdienen gleichzeitig weniger als Männer. Auch die größte Wiener Frauenbefragung ,Wien, wie sie will.‘ hat die Forderung nach gleichem Lohn und die Mehrfachbelastung von Frauen verdeutlicht. Frauen fordern Gleichstellung!“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál. „Ein gerechter Lohn zählt zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben und für eine faire Pension. Das Ziel ist: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“
„Politik muss die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Frauen alle Möglichkeiten haben“, so Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. „Dass das geht, zeigt die Tatsache, dass der Equal Pay Day in Wien fast 3 Wochen hinter dem österreichweiten liegt. In Wien schafft die Politik diese Bedingungen: Es gibt sowohl genug ganztägige Kinderbildungseinrichtungen als auch ausreichend professionelle Pflegeangebote. Wenn das fehlt, sind das die zwei Hauthemmnisse für völlig gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben und somit an gerechten, gleichen Einkommen bis zu den Pensionen.“
„Frauen entgehen über 9.000 Euro pro Jahr, in einem Arbeitsleben von 40 bis 45 Jahren ist das rund eine halbe Million Euro“, rechnet Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und –Frauenvorsitzende, vor und fordert ein Maßnahmenpaket, um diese Ungerechtigkeit so rasch wie möglich zu beseitigen. Laut Schumann brauche es bundesweit mehr Mittel für die Kinderbetreuung. Wien könne hier – mit Gratis-Kindergarten und Gratis-Ganztagsschule – als Vorbild dienen. Für Frauen wichtig sei aber auch der kollektivvertragliche Mindestlohn von 2.000 Euro und jedenfalls auch mehr Lohntransparenz.
Die größte Wiener Frauenbefragung „Wien, wie sie will.“ hat gezeigt: Auch in Vollzeit berufstätige Frauen managen die unbezahlte Arbeit – also Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen – Großteils allein. Viele Frauen sind einer Mehrfachbelastung ausgesetzt. Dennoch verdienen sie für die gleiche Arbeit weniger Gehalt als Männer.
Gleicher Lohn und Lohntransparenz bei „Wien, wie sie will.“ gefordert
Die Wienerinnen fordern gleichen Lohn und Lohntransparenz. Unbezahlte Arbeit ist nach wie vor überwiegend Frauensache – auch eine Vollzeittätigkeit oder gesundheitliche Beeinträchtigungen schützen nicht vor ungleicher Aufteilung der Haus- und Familienarbeit. Das Schließen der Einkommensschere ist eine der wichtigsten Forderungen der Wienerinnen bei „Wien, wie sie will.“ der größten Wiener Frauenbefragung.
Informationskampagne
Das Frauenservice Wien informiert anlässlich des Equal Pay Days auf frauen.wien.at.
Die größte Wiener Frauenbefragung „Wien, wie sie will.“ zeigt die Situation von Wienerinnen und ihre Wünsche und Ideen für die Zukunft auf. Die Themen Einkommen, bezahlte und unbezahlte Arbeit sind hier zentrale Schwerpunkte (zu finden unter frauenbefragung.wien.gv.at).
Gratis Workshops für Frauen zu Arbeit, Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Auch nach dem Equal Pay Day werden Angebote gesetzt, so können sich Frauen bei den kostenlosen Digitalisierungs-Workshops des Frauenservice Wien in Kooperation mit dem waff anmelden. Folgende Workshops und Termine nach dem Equal Pay Day sind geplant:
„Green Jobs - Frauen in den Zukunftswelten der Arbeit“, 10. November 2022, 17.30 bis 19 Uhr
„Digital im Job - Frauen erzählen ihre Erfolgsgeschichten“, 29. November 2022, 17.30 bis 19 Uhr
Österreichweiter Equal Pay Day seit 2010
2010: 29. September
2011: 4. Oktober
2012: 6. Oktober
2013: 8. Oktober
2014: 10. Oktober
2015: 10. Oktober
2016: 11. Oktober
2017: 13. Oktober
2018: 20. Oktober
2019: 21. Oktober
2020: 22. Oktober
2021: 25. Oktober
2022: 30. Oktober
Einer der Gründe für diese Unterschiede liegt in der immer noch ungleichen Beteiligung von Männern und Frauen an der unbezahlten Arbeit, aber auch an der Erwerbsarbeit. Männer landen oft in der Überstunden-, Frauen hingegen in der Teilzeitfalle. Während das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern in Österreich bei 52.033 Euro liegt, verdienen Frauen durchschnittlich 41.785 Euro brutto im Jahr. Daraus ergibt sich ein Minus von 19,7 Prozent. Diese Einkommensunterschiede spiegeln sich auch später in der Pensionshöhe wider. Daher wurde vor vier Jahren analog zum Equal Pay Day auch der Equal Pension Day ins Leben gerufen.

Der Equal Pay Day vergleicht die Einkommen von durchgängig Vollzeit beschäftigten Männern und Frauen.
Warum verdienen Frauen so viel weniger?
Die Ursachen sind ident: etwa Teilzeitarbeit oder Unterbrechung der Erwerbsarbeit durch Karenzzeiten für Kindererziehung und Pflege. Je höher also das Stundenausmaß der Beschäftigung, umso höher später die Pension.
Um auf die Einkommensunterschiede aufmerksam zu machen, gibt es auch heuer wieder im Rahmen einer gemeinsamen Aktion des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes, der AK und der ÖGB Frauen in vielen Städten Verteilaktionen auf der Straße.
Unter dem Motto „Es ist zum Heulen“ werden Taschentuchboxen verteilt. Ein gedruckter „Haushaltsplan“ ermöglicht Männern und Frauen, die Hausarbeit gerecht zu verteilen: mit Einheiten wie „Geschirrspüler einräumen“, „Wäsche waschen“ oder „Kochen“ werden die gemeinsamen Aufgaben transparent gemacht.
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