Umwelt
Zero Waste: So einfach kann jeder Müll reduzieren
Zero Waste bezeichnet das Ziel, Müll und Abfall weitestgehend zu vermeiden bzw. Ressourcen in nachhaltige Kreisläufe zu bringen. Neben Recycling oder Upcycling geht es hier primär um Precycling: Das völlige vermeiden des Mülls. Es geht somit darum, den Verbrauch von Ressourcen möglichst klein zu halten und sich bereits im Umlauf befindliche Materialien weiter zu nutzen.
“Zero Waste is a philosophy, a strategy and a set of practical tools seeking to eliminate waste, not manage it."
– zero waste austria
Du hast das ganze immer mit Unverpackt assoziiert? Damit liegst du auch überhaupt nicht falsch. Durch das Einsparen der Verpackung wird der Verbrauch von Rohstoffen minimiert sowie auch der CO2 Ausstoß.
Kein Müll: Verpackungen vermeiden, Ressourcen sparen
Im Alltag können Verpackungen oft vermieden werden. Ein großer Bereich unseres Konsums stellen Lebensmittel dar. Da wir ungern auf unsere Lebens-Mittel verzichten und die auch nicht gebraucht zu empfehlen sind, liegt hier der Fokus im Vermeiden der Verpackung!
Was schon von sehr vielen, vor allem jungen Menschen umgesetzt wird: Bring deinen eigenen Beutel mit zum Lebensmitteleinkauf. Das ist wirklich überhaupt nicht kompliziert, es wird schnell zur Gewohnheit und es hat Vorbildwirkung. Weiters gibt es auch wiederverwendbare Brot- und Gemüsebeutel, die du mitbringen kannst. Mittlerweile gibt es viel Gemüse und Obst unverpackt zu kaufen, und vielleicht kann man auf das Verpackte manchmal auch einfach verzichten.
Anders als im Supermarkt ist es auf einem Bauernmarkt einfacher, komplett auf Verpackung zu verzichten. Für Oliven oder alles andere, was nicht ohne Verpackung auskommt, nimmst du einfach einen eigenen Behälter mit. Wie auf vielen Bauermärkten kannst du in Unverpackt Läden alles in deine eigene Behälter abfüllen lassen. Während am Markt hauptsächlich Obst und Gemüse gekauft werden kann, findest du in Unverpackt Läden von Reis und Nudeln bis Müsli und Milch alles.
» In Wien gibt es bereits einige Unverpackt Läden!
Zero Waste ist vielfältig
Die Konsumpyramide von Zero Waste listet von oben nach unten, welche Art des Konsums am nachhaltigsten und am wenigsten nachhaltig ist.
Eigentlich total logisch oder? Damit geht Zero Waste über die enge Definition von Müllvermeidung hinaus. Situationsbedingt soll die ressourcenschonendste Möglichkeit gefunden werden. Du musst einen Dresscode einhalten und brauchst unbedingt ein rotes Kleid? Vielleicht kannst du es dir ausborgen, wenn nicht, versuche es Second Hand zu kaufen.
Ein neues Bewusstsein und ein neuer Lebensstil stehen also im Mittelpunkt. Damit einher kann man neue Fähigkeiten entwickeln: Kaputtes zu reparieren fällt in die oberste Ebene der Pyramide. Vielleicht macht es dir sogar Spaß Sachen zu reparieren! Bist du eher technisch versiert, kannst du z.B. versuchen, der alten Kaffeemaschine noch eine Chance zu geben. Oder du entdeckst eine total kreative Seite an dir und du reparierst deine Kleidung oder änderst sie um. Ganz nach dem Motto: Aus alt mach neu!
Hört sich total einfach an? Oder doch planlos, was man konkret machen kann? Hier einige Beispiele, wie Verpackung vermieden werden kann oder Einwegprodukte durch wiederverwendbare ersetzt werden können:
Müllvermeidung im Badezimmer
- All in One Produkte: Sind wir uns doch ehrlich. Meistens ist es total unnötig, eine Handcreme, Fußcreme und Bodylotion zu besitzen. In vielen Bereichen kann man auf Cremes, Lotions etc. umstellen, die für mehrere Zwecke verwendet werden können und dadurch eine größere Verpackung sinnvoll ist. Das spart Materialien.
- Zahnpasta: gibt es mittlerweile im Glas (als Paste) oder sogar als feste Tabs, die dann im Mund aufgelöst werden. So kann Zahnpasta komplett unverpackt gekauft werden. (Erhältlich zB bei Lush)
- Wattepads: Steig doch um auf wiederverwendbare Pads, die einfach in der Waschmaschine mitgewaschen werden können. Eine andere Möglichkeit sind Gummipads: In der Drogerie findest du sie unter dem Namen „Gesichtspeeling- und Massagepad“. Auch diese haben oft so weiche noppen, dass sie nicht wirklich peelen, aber für die tägliche Reinigung verwendet werden können.
- Menstruationstassen: Diese Ersetzen Tampons oder Binden, indem sie einfach ausgespült werden können. Dadurch wird nicht nur Müll, sondern vor allem auch wahnsinnig viel Geld gespart.
Zero Waste in der Küche
- Servietten: Auf Servietten kann entweder ganz verzichtete werden oder auf Stoffservietten umgestellt werden.
- Glas- oder Metallstrohhalme: Einmal gekauft, bleiben dir die ewig treu.
- Verzicht auf Frischehalte- oder Alufolie: Oft ist es gar nicht viel umständlicher Lebensmittel einfach in einer Box mit Deckel aufzubewahren. Willst du doch einfach über eine Schüssel eine Folie spannen, kannst du zum Beispiel Bienenwachstücher ausprobieren oder waschbare Gummiabdeckungen.
Umweltschonend Unterwegs
Ob auf der Uni, im Arbeitsalltag oder auf Reisen: Beim Kauf eines Essens oder Getränks zum Mitnehmen fällt immer Müll an. Lösungen sind einfach:
- Cafe – to go Becher: Durch den selbst mitgebrachten Becher ersetzt du den Wegwerfbecher und bei manchen Gelegenheiten kannst du dir auch dein Essen in deine mitgebrachte Lunchbox geben.
- Wenn dein Kaffee doch im Wegwerfbecher landet, kannst du falls möglich, auf den Deckel verzichten. (Dieser ist aus Hartplastik und weißt eine höhere CO2 Bilanz als der Becher auf.)
- Bestelle den Strohhalm bei Getränken ab
Zero Waste stellt eine Gegenbewegung zur Konsumgesellschaft dar, wobei meist der Konsum von meist relativ billigen und minderwertigen Waren ein Problem darstellt. Wird also wirklich etwas Neues gebraucht sollte darauf geachtet werden, langlebige Produkte zu konsumieren. Beim Einkauf von Kleidung fallen wir zu oft fast fashion zum Opfer – also billigen Kleidungsstücken, welche nach viel zu kurzer Zeit – aus modischen oder praktischen Gründen – ausgedient haben. Dafür wäre der Zero Waste Ansatz nur zu kaufen, was man wirklich benötigt. Das heißt, auf manches verzichten, anderes vielleicht nur ausleihen, Second Hand kaufen, usw. Hauptsache Ressourcen sparend.
Weniger Müll: Was bringt’s der Umwelt?
Inwieweit unserem Planeten damit im Detail geholfen ist, ist vielfältig. Die Herstellung sowie die Entsorgung jedes Produkts hat auf verschiedenen Wegen Einfluss auf die Umwelt:
Jedes gekauft Produkt, hat eine gewissen CO2-Bilanz. Das bedeutet die Herstellung der benötigten Materialien, der Transportweg oder auch die Verpackung sind für den Ausstoß von CO2 verantwortlich, welches als Treibhausgas unter anderem verantwortlich für den Klimawandel ist. Werden Materialen, welcher Art auch immer, weggeworfen, werden diese entweder recycelt oder landen auf Mülldeponien oder in der Müllverbrennungsanlage.
Recycling stellt natürlich einen großartigen Weg zur Wiederverwendung von Materialien dar, jedoch kann vieles nicht recycelt werden und auch das Recycling selbst benötigt wiederum Energie. Der Restmüll, der auf Mülldeponien landet, zersetzt sich zum Teil sehr langsam, wodurch die Materialien Jahrzehnte auf immer größer werdenden Deponien liegen. In Wien wird Restmüll in der Müllverbrennungsanlage verbrannt. Das stellt eine tolle alternative Energieerzeugung dar.
Minimalismus ist nicht gleich Zero Waste
Minimalismus wird mit Zero Waste manchmal in einem Atemzug genannt. Doch der Zugang ist unterschiedlich:
Bei Minimalismus stehen Aussortieren und der Besitz von wenigen Dingen im Vordergrund. Dabei geht es um das persönliche Wohlbefinden, einen klaren Kopf und mehr Ordnung in einem Leben mit weniger. Dinge, die keinen Nutzen mehr erfüllen, sollten demnach gespendet oder einfach weggegeben werden. Natürlich geht es auch darum, erst gar nichts Überflüssiges zu konsumieren.
Der ökologische Aspekt gerät aber eher bei Zero Waste in den Fokus. Besitz soll auch bei Zero Waste gering gehalten bleiben, primär geht es aber um das bewusstere Konsumieren. Bei Minimalismus soll der Besitz auf ein Minimum und das Nötigste beschränkt werden. Für neu Konsumiertes soll zum Beispiel ein altes Teil aussortiert werden.
Zero Waste Austria
In Österreich setzt sich der Verein Zero Waste Austria für die Vernetzung der einzelnen Akteure online und offline bei. Der Verein wurde 2015 von Helene Pattermann gegründet und ist Teil des Netzwerks Zero Waste Europe. Im Mittelpunkt steht die Funktion als Ansprechstelle bei neuen Projekten und mit dem Ziel, durch weitere Maßnahmen Zero Waste in die Gesellschaft zu verwurzeln.
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