Umfrage: „Hitler Balkon“ soll geöffnet werden

Neue Burg Hofburg Wien
© pixabay | Der Wunsch nach einer Öffnung des Balkons kommt unter anderem von der hdgö-Direktorin

Der Balkon zum Heldenplatz ist seit 1945 geschlossen. Das Haus der Geschichte will ihn jetzt wieder zugänglich machen.

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Es ist ein historisch stark geprägter Ort: Am 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler von dem Altan der Neuen Burg aus den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland. Ein Moment, der die österreichische Geschichte nachhaltig prägen sollte und auch gravierende Auswirkungen auf den Altan selbst haben sollte. Denn seither gilt der Balkon als Symbol für die nationalsozialistische Geschichte des Landes. Nach dem Ende der NS-Herrschaft 1945 blieb der Altan der Neuen Burg deshalb ein großteils tabuisierter Ort.

Bis zur Öffnung des Haus der Geschichte Österreich (hdgö) 2018. Denn die Fläche im Inneren der Neuen Burg, die direkt auf den Altan führt, gehört zum hdgö und wird für Wechselausstellungen genützt. Für den Altan selbst hat das Museum keine Zuständigkeit, er ist für die Öffentlichkeit geschlossen. Das möchte die Direktorin des hdgö Monika Sommer jedoch ändern.

„Von hier aus schaut man auf zentrale Institutionen der Demokratie wie das Parlament, das Kanzleramt oder das Wiener Rathaus. Bis heute hat das offizielle Österreich aber keinen Umgang mit diesem Ort gefunden. Dafür wird es Zeit. Unsere Aufgabe ist es, Diskussionen im Umgang mit der Vergangenheit anzustoßen. Wir schlagen vor, den Altan der Neuen Burg in einem ersten Schritt für Führungen mit Anmeldung zu öffnen“, betont sie.

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Museumsbesucher für Öffnung

Unterstützt wird Sommers Ansatz von Umfrageergebnissen im Museum. Vor dem Ausgang zum Altan können BesucherInnen für oder gegen eine Öffnung voten. Der aktuelle Stand (März 2021) ist eindeutig: 50.930 abgegebene Stimmen sind für, 10.857 gegen ein Öffnen des „Balkons“.

„An erster Stelle steht aber der politische Wille. Den Altan der Neuen Burg zu öffnen wäre ein wichtiges Symbol für einen neuen Umgang der Republik mit diesen verstörenden Orten. Genau hier am Heldenplatz könnte das offizielle Österreich ein Zeichen zukunftsorientierter Geschichtspolitik und Demokratiebildung setzen. Gerade in Zeiten, in denen antisemitische Parolen und Symbole wieder vermehrt in der Öffentlichkeit sichtbar werden - Stichwort Corona-Demos - ist Bildung das Um und Auf“, sagt Sommer. 

Wie genau diese Öffnung aussehen könnte, wird in dem Projekt „Der Balkon, eine Baustelle“ thematisiert. Hier sammelt das Museum seit 15.3.2019 online Ideen für eine potenzielle neue Nutzung und lässt über diese abstimmen. Der aktuell führende Entwurf mit beinahe 1.000 Stimmen ist eine Begrünung des Balkons.

Thematisierung bereits 2018

Ein erster Versuch der Auseinandersetzung geschah bereits vor der offiziellen Eröffnung des hdgö. Im Sommer 2018 entwickelte die schottische Künstlerin Susan Philipsz speziell für diesen zentralen Ort eine Klanginstallation. Täglich zwei Mal war am Heldenplatz das Klingen von vier Gläsern zu hören, die an menschliche Stimmen erinnern. Das nahm Bezug auf den Ort als Platz von Ansprachen und Kundgebungen ebenso wie auf die Stimmen jener, die durch die NS-Gewaltherrschaft zum Schweigen gebracht wurden.

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