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Die Schlacht um das rote Wien - Wer wird neuer Bürgermeister?

Michael Häupl
© GuentherZ | Bürgermeister Michael Häupl gilt als Instanz, deren Fußstapfen man füllen muss

Michael Ludwig oder Andreas Schieder - einer von beiden wird die Zukunft Wiens entscheidend beeinflussen, denn am Samstag stimmen 981 Delegierte darüber ab, wer von beiden die Nachfolge Michael Häupls antreten wird. Doch welche Positionen verteten sie und wer hat die besseren Chancen, tatsächlich ins Rathaus einzuziehen?

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Am Samstag entscheiden 981 Delegierte darüber ab, ob sie eher Michael Ludwig oder Andreas Schieder für den geeigneten Kandidaten für den SPÖ-Parteivorsitz und den Wiener Bürgermeisterposten halten.

Andreas Schieder, Michael Ludwig - Wer sie sind und was sie wollen

Michael Ludwig ist amtsführender Stadtradt für Bauen und Wohnen. Im Unterschied zum extrovertierten Noch-Bürgermeister Häupl, der ein eher polterndes Auftreten an den Tag legt und sich selten ein Blatt vor den Mund nimmt, fällt Michael Ludwig eher durch Zurückhaltung und Besonnenheit auf. Ideologisch ist Ludwig gefestigt: als Vorstandsmitglied des Vereins für rote Antifaschisten organisiert er regelmäßig Gedenkveranstaltungen.

Andreas Schieder ist Parlamentsclubchef der SPÖ. Sein geschniegeltes Auftreten hebt sich deutlich ab von der Bodenständigkeit eines Michael Häupl. Was ihn dafür mit dem scheidenden Bürgermeister verbindet ist der Hang zur Ironie und Zynismus, den beide nur schwer verbergen können.

Gegensätzliche Ansichten beim Thema Wohnbau

Da beide Kandidaten derselben Partei angehören, gibt es einiges, das sie verbindet: beide wollen die Wiener Landesregierung als Gegenpol zur schwarz-blauen Bundesregierung positionieren, haben sich dafür ausgesprochen, dass beim Thema Mindestsicherung diejenigen bevorzugt werden sollen, die schon länger in Wien leben und befürworten eine stärkere Förderung von Frauen.

Diskrepanzen gibt es ausgerechnet beim Thema Wohnen, Ludwigs Spezialgebiet: So möchte Schieder einen starken Fokus au den Ausbau von Gemeindebauwohnungen legen: Bis zu 25.000 Wohnungen will er bis 2025 fertigstellen. Ludwig hingegen lehnt dies ab: Nicht nur hält er diese Rechnung für unrealistisch, auch hat er den Bau von neuen Gemeindebauten in seiner Funktion als Wohnbaustadtrat nie explizit befürwortet sondern steht diesem skeptisch gegenüber.

Schieder spricht sich für eine Leerstandsabgabe aus, die Vermieter zahlen müssen, wenn ihre Wohnung schon seit längerem nicht vermietet wird. Ludwig hält auch diese Forderung für utopisch: eine Leerstandstabgabe ist nach derzeitigem Stand verfassungswidrig.

Die Prognose: für wen stehen die Chancen besser?

Wer hat bessere Chancen, Häupls Nachfolge anzutreten, Andreas Schieder oder Michael Ludwig? Entscheidend für die Wahl sind die 981 Delegierten:

  • 600 davon stellen die Wiener Bezirksorganisationen, das sind knapp zwei Drittel.
  • Weitere 157 Mitglieder kommen aus dem sogenannten "Wiener Auschuss". Dieser setzt sich aus der Parteispitze, Mitglieder der Bundespartei, Gemeinderäten und Bezirksvorstehern zusammen.
  • 204 Delegierte kommen aus roten Organisationen, wovon alleine 120 von den Gewerkschaften gestellt werden.
  • 18 Mitglieder stellt der Wiener Prüfungsausschuss und
  • 2 das Wiener Frauenkommitee.

Die Gewerkschaft hat angekündigt, Michael Ludwig zu unterstützen, ebenso viele Delegierte aus den Wiener Flächenbezirken. Auch rote Urgesteine wie Josef Cap haben sich für den Stadtbaurat ausgesprochen. Große Teile der Wiener Stadtregierung, wie Renate Brauner oder Sandra Frauenberger haben angekündigt, Andreas Schieder zu wählen. Häupl hat sich im Vorfeld für keinen der beiden Kandidaten ausgesprochen und hält sich neutral. 

Bei der Wahl am 27.1. haben beide Kandidaten die Möglichkeit, durch ihre Präsentation und anschließende Debatte unschlüssige Delegierte von sich zu überzeugen. Doch im Zuge der zwei vorangegangen Hearings werden die meisten ihre Entscheidung schon getroffen haben. Auf wen die Wahl am Samstag letztendlich fallen wird, bleibt spannend.

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