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Hypoa Adria
Hypo Adria
Die Hypo Adria (Hypo-Alpe-Adria-Bank) ist der größte Bankenskandal der zweiten Republik nach dem Bawag-Desaster. Dabei wurde der Hypo Adria seit 2006 in mehreren Schritten 1,55 Milliarden an zusätzlichem Kapital gegeben. Wie eine einstige Landesbank ganz Österreich in Bedrängnis bringen konnte und warum der Name Haider untrennbar mit der Hypo Adria verbunden ist, erfahren Sie in: „ Die Chronologie des Hypo-Adria-Skandals“
Die Anfänge der Hypo Adria sind noch so simpel wie edel: 1896 gegründet, war die Hypo Adria als Landesbank hauptsächlich für die Finanzierung öffentlicher Institutionen verantwortlich. Fast 100 Jahre später – im Jahre 1988 – wird ein neuer Chef der Alpe Adria (damals noch Kärntner Landeshypotheken-Bank) die Bank nachhaltig verändern: Wolfgang Kulterer. Durch diesen Mann wird die Bank durch Expansionen und Beteiligungen (heute gibt es die Hypo Alpe Adria Group in 11 Ländern) bis hin zu Bilanzfälschungen (Rechtskräftige Verurteilung im Jahre 2008) und unzähligen anderen Abenteuern gehen. Dabei musste Kulterer seinen Posten – auf Drängen der Finanzmarktaufsicht - im Oktober 2006 aufgeben, nachdem die Vertuschung der so genannten „Swap-Verluste“ aufflogen; mit Hilfe von ÖVP und BZÖ konnte ein Gesetz geändert werden, welches Kulterer legal einen Posten im Aufsichtsrat der Hypo Adria sicherte – aber dies ist eine andere Geschichte. Sein Nachfolger Tilo Berlin kaufte als Repräsentant privater Investoren 9,09 Prozent der Bank. Er schied ein paar Monate später aus dem Unternehmen aus und verkaufte die Anteile seiner Investorengruppe mit 150 Millionen € Gewinn. Auch hier gilt (noch) die Unschuldsvermutung. Untrennbar mit der Hypo Adria verbunden ist natürlich auch Jörg Haider. Der langjährige Landeshauptmann Kärntens (Amtsantritt 1999), der 2008 bei einem Autounfall ums Leben kam, brauchte die Hypo Adria dringend. Schließlich konnten sich Prestigeprojekte wie das Klagenfurter EM-Stadion, das Schlosshotel Velden und die Seebühne am Wörthersee ja nicht selbst finanzieren. Zwei dieser 3 Projekte sind öffentlich als „Investitionsruinen“ dargestellt worden – über das Dritte wird noch gestritten. Der Landeshauptmann war auch ein langjähriger Wegbegleiter von Kulterer und überredete diesen schließlich auch für eine Vorschusszahlung der Haftungsprämien für das Land Kärnten bis 2010. Dies war im Jahr 2004.
Dreh – und – Angelpunkt 2007
2007 konnte das Konzept der Hypo Adria nicht mehr aufrechterhalten werden. Das Bundesland war (wieder einmal) pleite. Schnell musste Geld her. Geld, welches nun die Hypo auch nicht mehr hatte. Also wurde weiter verkauft. Als Jörg Haider das bankrotte Kärnten (wieder einmal) mit Hypo-Geld rettete (die Kärntner Landesholding verkaufte 25% und bekam 800 Millionen), war das Kollabieren der Bank nicht mehr aufzuhalten. Die Übernahme der 50 Prozent + einer Aktie der BayernLB, sowie die dubiosen Machenschaften von Tilo Berlin brachten zwar Zeit zur „Neustrukturierung“ der Bank, brachten aber auch die Löcher zum Vorschein. Nach und nach wurde den Bayern klar, dass hier dem Land Kärnten traditionellerweise Vorschüsse gegeben wurden und dass viele der Leasing-Kredite nicht vorhanden waren. Seit Ende 2006 wurde der Hypo Adria von der BayernLB und der Republik Österreich insgesamt eine Finanzspritze von 2,45 Milliarden gegeben. Darin sind übrigens die rettenden 1,5 Milliarden, welche die Verstaatlichung zur Folge hatte, nicht mit inbegriffen. Es folgte, was folgen musste: Das Ende einer Aktiengesellschaft, die eigentlich Jörg Haider gehörte.
Gutes Ende für Kärnten, schlechtes für Österreich
Die Verstaatlichung der Bank wurde letzten Endes als gutes Ende für Kärnten gewertet. Die Bayern müssen ein letztes mal 825 Millionen € für eine Bank zahlen, die Tilo Berlin vor zwei Jahren noch als „stabil und ohne Risiko“ bezeichnete. Die Republik Österreich, welche 2008 schon 900 Millionen bereitstellen musste, damit die Bank nicht Bankrott ging, wird zusätzlich noch einmal bis zu 450 Millionen Euro investieren müssen. Das Land Kärnten fasst mit 200 Millionen hingegen nur einen geringen Betrag aus – vor allem, wenn man den Schaden nach Verantwortung aufteilen würde. Die Kärntner Politiker des BZÖ ließen sich zwar nicht zu Siegesfeiern hinreißen, machten aber doch klar, wer der Gewinner der Marathonverhandlung war. Aber ob man angesichts der Situation, vor allem auch in die finanzielle Zukunft blickend, von einem Sieg sprechen kann, sei in den Raum gestellt. Um die 200 Millionen € allerdings bereit zu stellen, musste die Landesregierung auf den Zukunftsfonds zurückgreifen; in einer Sondersitzung am Freitag, den 18.12.09 wurden auch jene 150 Millionen €, die fix für den Bau des Koralmtunnels reserviert waren, freigegeben.
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