Cannabis: Was würde bei einer Legalisierung passieren?

Eine blühende Cannabispflanze ist im Sonnenlicht zu sehen.
© pixabay | Cannabis ist die häufigste illegale Droge

Das Szenario ist wie folgt: Cannabis würde für den medizinischen und privaten Gebrauch gestattet werden. Der Verkauf wird durch den Staat geregelt und ist auf kleine Mengen für den Eigengebrauch beschränkt. Was hätte das für Auswirkungen in Österreich?

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Auswirkungen auf die Gesundheit

Verglichen mit legalen Drogen wie Alkohol oder Tabak ist das Risiko von Cannabis abhängig zu werden recht gering. Dennoch darf das Suchtpotenzial nicht unterschätzt werden. Seit 1995 hat sich der THC-Anteil im Cannabis verdreifacht.  Eine niederländische Studie aus dem Jahr 2017 konnte einen Zusammenhang mit dem immer höher werdenden THC-Gehalt im Cannabis und der Anzahl an Menschen in Suchtbehandlung aufzeigen.

» Die derzeitige Gesetzeslage in Österreich

Cannabis und die Psyche

Es gibt Hinweise, dass THC mit Psychosen in Verbindung steht und zwar unabhängig von anderen Risikofaktoren. Menschen mit einer psychischen Vorbelastung sollten in der Regel die Finger von Cannabis lassen. Es gibt aber auch Berichte von Veteranen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), denen Cannabis geholfen hat.

Reiner Cannabisrauch enthält auch größere Mengen an krebserregenden Stoffen als Tabakrauch. Dennoch besteht kein wissenschaftlicher Konsens über die Verbindung zwischen Lungenkrebs und dem Rauchen von Cannabis. Der Stoff CBD gilt allerdings als unbedenklich und wird jetzt bereits medizinisch und als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt.

Reinheit nur durch legalen Verkauf

Die Reinheit von illegalem Cannabis kann nicht garantiert werden. Obwohl der Trend in Österreich hin zum selbst Anbauen geht. Es kann mit gefährlichen Streckmitteln künstlich schwerer gemacht werden, um den Preis in die Höhe zu treiben. Durch eine staatliche Qualitätssicherung wäre das zu vermeiden.

Um eine steigende Abhängigkeit nach der Legalisierung von Cannabis zu verhindern, müsste der THC-Anteil streng reguliert werden. Nichtsdestotrotz besteht bei jeder Droge ein gesundheitliches Risiko. Eine regulierte Produktion erhöht jedoch zumindest die Qualität und Sauberkeit.

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Auswirkungen auf die Jugend

Laut dem Bericht zur Drogensituation 2019 hat etwa jeder fünfte Schüler in Österreich schon einmal Cannabis konsumiert. Andere Befragungen kommen auf ähnliche Ergebnisse für Jugendliche und junge Erwachsene. Cannabis ist bereits in der Jugend etabliert und der Konsum seit 2010 relativ stabil.

Cannabis: Strafmaß ist der Jugend egal

Die Legalität und die straflichen Konsequenzen von Cannabis scheinen sich auf den Konsum von Jugendlichen nicht auszuwirken. Laut dem niederländischen Drogenreport 2019 haben 21,2 % der befragten 15 bis 24-Jährigen angegeben, im letzten Jahr Cannabis konsumiert zu haben. Für Deutschland ist der Wert in der selben Altersgruppe mit 19,5 % ähnlich.

In Frankreich liegt der Anteil trotz strengerer Drogenpolitik mit 27,1 % EU-weit am höchsten. Das für seinen liberalen Umgang mit Cannabis bekannte Portugal trumpft mit einem besonders niedrigen Anteil von nur 7,1 % auf. In Italien, wo für Drogenhandel harte Strafen drohen, liegt der Anteil bei 23,7 %.

Colorado: Nicht mehr Konsum nach Legalisierung

Zahlen aus den USA sehen ähnlich aus: Laut der „Healthy Kids Colorado Survey“ hat sich die Legalisierung von Cannabis im Bundesstaat Colorado nicht auf den Konsum unter Jugendlichen ausgewirkt. Im Bundesstaat Washington, wo Cannabis ebenfalls legal ist, sprechen die Zahlen die gleiche Sprache.

Eines darf man natürlich nie vergessen: Der Konsum der meisten Drogen ist in der Entwicklung potenziell schädlich für das Gehirn und den Körper. Da Cannabis illegal ist, ist es schwer Studien durchzuführen. Deshalb herrscht kein wissenschaftlicher Konsens darüber, wie schädlich Cannabis für Jugendliche wirklich ist.

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Auswirkungen auf die Wirtschaft

Ein neuer und großer Wirtschaftszweig könnte in Österreich durch Cannabis entstehen. Laut "Handbuch Alkohol" nimmt der Staat über 350 Millionen Euro im Jahr durch alkoholbezogene Steuern ein. Allein die Tabaksteuer bringt knappe 2 Milliarden Euro in die Staatskasse. Die gesundheitlichen Folgen des Rauchens kosten dem Staat mit etwa 2,4 Milliarden Euro allerdings mehr. Beim Alkohol sind die staatlichen Kosten schwerer zu bestimmen, Schätzungen sehen sie aber ebenfalls höher als die Einnahmen.

Im Gegensatz zu den beiden legalen Drogen hat Cannabiskonsum auch einen medizinischen Nutzen. Es ist dennoch nicht auszuschließen, dass eine Cannabislegalisierung Kosten für den Staat verursacht. Diese wären aber wahrscheinlich wesentlich niedriger als bei Alkohol und Tabak.

Potenzial für Cannabismarkt: 1,2 Milliarden Euro

Laut European Cannabis-Report 2018 werden allein in Wien durch illegalen Cannabisverkauf mehrere Millionen Euro Umsatz gemacht. Die Zahlen des BMI sprechen eine ähnliche Sprache: 2018 wurde Cannabis mit einem Schwarzmarktwert von über 14 Millionen Euro sichergestellt. Wird Cannabis freigegeben, liege das Potenzial für Cannabis-Produkte in Österreich bis 2028 schätzungsweise bei 1,2 Milliarden Euro.

Aus rein wirtschaftlicher Sicht spricht eigentlich nichts gegen eine Legalisierung. Im Gegensatz zu Alkohol oder Tabak würden die staatlichen Einnahmen wahrscheinlich die Kosten übertreffen. Neue Arbeitsplätze könnten ebenso geschaffen werden.

Auswirkungen auf den Schwarzmarkt

Viele Experten vermuten, dass bei einer Legalisierung von Cannabis der Schwarzmarkt ausgetrocknet werden würde. Allerdings dürfen die Hürden für Konsumenten und Produzenten sowie die Besteuerung nicht zu hoch sein. In Kalifornien boomt der Schwarzmarkt trotz Legalisierung, weil die Preise für legales Gras viel höher als die Schwarzmarktpreise sind. Produzenten werden zusätzlich durch unklare Gesetze und Restriktionen durch die Banken belastet.

Um den Schwarzmarkt auch wirklich auszudünnen, sollte der Cannabisvertrieb staatlich geregelt sein. Eine staatlich regulierte Abgabe würde eine Preisregulerung erleichtern und Belastungen unter Produzenten verringern. Außerdem dürfen die Hürden und die Preise für Konsumenten nicht zu hoch sein.

Fazit

Aus wirtschaftlicher Sicht bietet eine Legalisierung von Cannabis großes Potenzial. Es deutet auch nichts darauf hin, dass die Legalität irgendeinen nennenswerten Effekt auf die Jugend hätte. Dennoch muss beim Thema Gesundheit besonders aufgepasst werden.

Cannabis ist noch nicht so gut erforscht wie Alkohol oder Tabak. Und auch wenn es medizinisch von großem Nutzen sein könnte, darf das Suchtpotenzial nicht unterschätzt werden. Schädlicher als legale Drogen scheint Cannabis nicht zu sein. Letzlich bleibt es aber eine Droge, die bei psychischen Vorbelastungen gefährlich sein kann.

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Markus

20. Mai 2021 - 07:11 Uhr

Ein erfrischend objektiver Artikel.

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Some

09. Februar 2021 - 21:22 Uhr

Nach einem Schleudertrauma beim Eishockey mit 12 hatte ich ein sehr großes Problem mit meiner Halswirbelsäule, und diese Verletzung hat mein Leben bestimmt.Mittlerweile bin ich 37 und konsumiere seit ich 14 bin exzessiv Cannabis, worauf ich alles andere als stolz bin, doch leider hilft es mir. Mit sehr exzessiv meine ich von morgens bis abends. Dennoch habe ich einen ausgezeichneten Studienabschluss in Elektrotechnik der TU Wien vorzuweisen, also Hirnschäden haben andere Menschen ohne Cannabiskonsum in meinen Augen genauso :-)Für mich ist die Situation unerträglich, ich lasse mich nicht kriminalisieren, insbesondere nicht unter der Prämisse, dass ich chronischer Schmerzpatient bin. Auch die gesellschaftliche Diskriminierung (z.B. bei der Partnersuche, doch auch in meiner Familie) war einfach nur zerstörerisch für mich. Nun habe ich den Entschluss gefasst, aus Österreich auszuwandern.

Reine

06. November 2020 - 00:49 Uhr

Sorry aber der einzige Grund, wieso Cannabis in Österreich nicht erlaubt ist:Österreich ist ein Lobbyisten-Staat mit korrupten Politikern. Es ist schon seit Jahrzehnten bewiesen, dass Cannabis keine negativen Effekte auf den Menschen hat. Tabak und Alkohol töten Menschen, Cannabis nicht. Da braucht man nur noch 1+1 zusammenzählen. Cannabis bedroht die. 3 unnötigsten Industrien in Österreich. Pharma, Tabak und Alkohol. Das ist der einzige Grund.

Sebastian

23. Juli 2020 - 15:53 Uhr

In unserem land fehlt die komplette aufklärung von illegalen drogen, die ahnungsloigkeit der menschen giebt ihnen die einstellung zu glauben, dass der konsum legaler drogen gesünder sei als illegale drogen, da sie ja legal sind... und das ist kompletter schwachsinn. Wenn unsere bevölkerung nur ein wenig über illegale drogen aufgeklärt wäre, da spreche ich vor allem von cannabis, dann würde uns nichts mehr von der legalisierung zurückhalten. Das klügste wäre es zogar ALLE DROGEN zu LEGALISIEREN, aber für so etwas wäre unser land noch nicht bereit.Wir wollen LEGALISIERUNG und vor allem AUFKLÄRUNG von DROGEN!

Anonym

14. Juli 2020 - 15:17 Uhr

Scheiß Drogenkrieg, Verschwendung von Zeit der Beamten und Steuergeldern heutzutage Leute noch wegen Cannabis zu verfolgen. Sucht hin oder her, bei Sucht hilft auch kein Einsperren und Geldstrafen sondern Aufklärung und Therapie.

Kilian

01. Juli 2020 - 22:55 Uhr

Ich verstehe nicht warum immer angemerkt wird „Hanf ist trotzdem eine Droge und gefährlich und Suchtpotenzial hin und her“ Wenn ich in eine Bar gehe und mir was bestelle oder mir Zigaretten kaufe sagt mir der Verkäufer auch nicht jedesmal „aber hey! Das ist immernoch eine Droge!“ Ja. Ja das wissen wir. Und im Beitrag steht ja selbst es ist scheinbar nicht so schädlich wie legale Drogen, also warum das Theater? Alle profitieren davon. Das wissen sowohl die Bürger als auch der Staat. Hauptsache viel schlimmere Drogen wie Opiate und dergleichen werden den Bürgern ohne zweimal hinzusehen verschrieben...

Jan

26. Juni 2020 - 14:35 Uhr

Verstehe nicht wieso immer wieder mit der Schädlichkeit für Jugendliche argumentiert wird. Es geht um Erwachsene und deren freie Entscheidung zu konsumieren.

Josef

26. Juni 2020 - 09:43 Uhr

Wir brauchen eine menschliche Drogenpolitik in Österreich und eine Entkriminalisierung von DrogenkonsumentInnen, sowie erhöhten Jugendschutz. Auf die parlamentarische Bürgerinitiative für eine menschliche Drogenpolitik in Österreich "Wiener Aufruf" darf verwiesen werden. Beendet den sinnlosen und brutalen Drogenkrieg!

Günther

18. April 2020 - 10:42 Uhr

Klar gehört eine Regelung für Cannabis damit Missbrauch verhindert wird, aber.....auch der Eigenanbau gehört legalisiert. Natürlich auch mit Regulierung, damit nur bestimmte Pflanzen bezw. Samen in den Handel kommen. Ich leide unter Polyneuropathie und einer Wunde an der Ferse die nicht nicht richtig heilen will und sehr schmerzhaft ist. Für beide Leiden bekomme ich zwei verschiedene Opiate die ebenso abhängig machen. Das empfinde ich als verantwortungslos, da ich weiß, dass Cannabis mir persönlich sehr hilft, ich mir aber das medizinische nicht leisten kann und sich noch dazu die Frage aufwirft ob ich es überhaupt verschrieben bekomme.

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