Wienerin macht Führerschein: Über versteckte Kosten und die richtige Fahrschule

Frau sitzt im Auto lächelt und hält den Führerschein hoch
© 123rf.com | Endlich den Führerschein machen? Das gibt es zu bedenken..

„Ich hab‘ noch keinen Führerschein.“ „Was? In deinem Alter? Wieso das denn?“
…und dann jedes Mal das Ansetzen zur Erklärung. In Wien braucht man ja eigentlich keinen, es hat sich nie ergeben und überhaupt, schon mal was von Fridays for Future gehört....

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Bei diesem Artikel handelt es sich um einen subjektiven Erfahrungsbericht.

Am Land braucht man so früh wie möglich einen Führerschein…

Am Land braucht man so früh wie möglich einen Führerschein…

…und am besten ein eigenes Auto auch gleich dazu. Da ich aber seit meinem 18. Lebensjahr in Wien wohne war mir diese Notwendigkeit nicht bewusst. Egal ob S-Bahn, Bim, Bus oder U-Bahn, alles schien mir attraktiver als sich mit dem Auto durch den Stadtverkehr zu kämpfen. Zugegeben, ich hatte Angst.

So ging das dahin und das Thema Führerschein machte sich nur alle paar Monate mal wie ein dumpfer Kopfschmerz bemerkbar, der aber nach einmal schlafen wieder verschwand. Ich gewöhnte mich auch an ein gewisses Schmarotzer-Dasein. Falls ich ein Auto + Lenker brauchte, fand sich immer jemand, Eltern, Freunde usw.

„Autofahren ist anstrengend, Öffis sind viel entspannter und Kosten auch noch viel weniger. Autos sind teuer, schlecht für die Umwelt und wenn schon, dann will ich nur Beifahrerin sein.“

Das Leben als Anti-Autofahrer hätte also eigentlich ganz schön sein können, wenn, ja wenn sich nicht langsam aber sicher doch die Neugier und Lust auf das Autofahren und die damit einhergehende „Freiheit“ eingeschlichen hätte. Der erste Schritt, der Entschluss zum Beginn der Führerscheinausbildung war getan. Fragen über Fragen begleiten mich seither.

Führerschein in wenigen Schritten?

In Österreich läuft von Antrag bis Erteilung einer Lenkberechtigung alles über eine Fahrschule. Die kann man sich selbst aussuchen. Voraussetzungen für Erhalt des Führerscheins sind

  • Erreichen des jeweiligen Mindestalters
  • ärztliches Gutachten
  • Erste Hilfe Kurs
  • Theoretische und praktische Fahrprüfung

Drei verschiedene Arten der Ausbildung gibt es in Österreich:

  • Die Vollausbildung findet zu 100% in der Fahrschule statt, Theorie- und Fahrstunden (18 Stunden). Beginnen kann man mit 17,5 Jahren. Ab 18 Jahren kann man dann die Praxisprüfung machen.
  • L17 besteht auch aus Theorie- und Fahrstunden (17 Stunden), aber zusätzlich muss man 3000km mit einer Begleitperson fahren. Nach jeweils 1000km gibt es eine Überprüfungsfahrt mit einem Fahrlehrer inklusive Nachbesprechung. Beginnen kann man diese Ausbildung schon mit 15,5 Jahren. Die Praxisprüfung kann man dann mit 17 ablegen.
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Bei der dualen Ausbildung hat man auch Theorie- und Fahrstunden. Außerdem fährt man 1000km oder so viel man möchte zusätzlich mit einer Begleitperson, um zu üben (12 Fahrstunden). Egal für welche man sicht entscheidet, nach Erwerb der Lenkberechtigung stehen noch zwei Perfektionsfahrten und ein Fahrsicherheitstraining innerhalb von 12 Monaten an.

Übrigens: Die theoretische Computerprüfung kann in den Sprachen Deutsch, Englisch, Kroatisch, Slowenisch und Gebärdensprache abgelegt werden.

Um die Mehrphasenausbildung kommt man nicht herum. Schließt man diese nicht innerhalb von 20 Monaten nach Erwerb der Lenkberechtigung ab wird einem der Führerschein solange entzogen, bis man alles nachgeholt hat.

Führerscheinklassen: Was will ich lenken?

Vorsicht, wenn man sich in einer Fahrschule erkundigt was man denn alles für die Anmeldung zu einem „Führerscheinkurs“ benötigt, wird man erst mal fragend angeschaut. Welche Klasse darfs denn sein? Immerhin reichen die von A bis F, mit zusätzlichen Unterteilungen.

Mir reichte mal der ganz gewöhnliche B-Führerschein, ohne irgendwelche Zusatzcodes. Unvorstellbar genug, dass ich selbst einen PKW lenken würde. Schwere Anhänger, Motorräder und LKWs – maximal sehr weit entfernte Zukunftsmusik.

Mangels einer Begleitperson, die schon mindestens 7 Jahre den Führerschein hat, blieb mir eigentlich nur die Vollausbildung in der Fahrschule. Störte mich aber nicht, so wusste wenigstens nur der Fahrlehrer wie blöd ich mich anstelle!

Führerscheinklassen & Zusatzcodes

A, B, C, D & F - die Kraftfahrzeugsklassen werden nach dem Alphabet eingeordnet. Für jede von ihnen muss man eine eigene Ausbildung und Prüfung machen, um lenkberechtigt zu sein. Die jeweiligen Zusatzcodes erfordern ebenso eine Prüfung in einer Fahrschule.

Die wichtigsten Klassen sind in folgender Tabelle aufgelistet:

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AM Motorfahrräder
vierrädrige Leichtkraftfahrzeuge
A1 Motorräder mit/ohne Beiwagen, Hubraum max. 125m3, Motorleistung max. 15PS, Dreirädrige KFZ unter 20 PS
A2 Motorräder mit/ohne Beiwagen, bis 48PS (mindestens 175kg FZ-Gewicht)
A Motorräder mit oder ohne Beiwagen
Dreirädrige KFZ
B PKWs, max. 8 Personen+Lenker, höchste zulässige Gesamtmasse 3500kg, Dreirädrige Kraftfahrzeuge ab 21 Jahre
Krafträder Kategorie A1 (mit Code 111)
leichter Anhänger (bis 750kg Gesamtmasse)
schwerer Anhänger (wenn höchste zulässige Gesamtmasse der Kombi max. 3500kg), schwerer Anhänger bis 4250kg (Code 96)
PKWs bis 4250kg (Code 120)
BE Zugfahrzeug der Klasse B und ein Anhänger oder Sattelanhänger (max. 3500kg höchste zulässige Gesamtmasse)
C1 KWs (3500-7500kg, nicht Klasse D1/D)
leichter Anhänger (bis max. 750kg)
C KW mit mehr als 3500kg, nicht Klasse D1/D
Sonder-KFZ
leichter Anhänger (max. 750kg)

Sie wollen sich noch genauer informieren? Hier gibt es mehr Infos zu Führerscheinklassen und Zahlencodes.

Welche Fahrschule ist die richtige?

Grundsätzlich ist es ganz egal, welche Fahrschule man in Österreich besucht! Man muss überall die Mehrphasenausbildung durchmachen und am Ende lernt man ja doch immer das gleiche. Dennoch gab es ein paar Dinge, die für mich ausschlaggebend waren:

  1. örtliche Nähe: Wenn ich schon abends ein paar Stunden in einem semi-interessanten Kurs sitzen muss, dann soll der Heimweg wenigstens kurz sein.
  2. Preis: Ein Schnäppchen ist diese Führerscheinausbildung nie, aber geringfügige Unterschiede gibt es doch.
  3. Flexibilität: Diese Ferien-Intensivkurse passen vielleicht zu Leuten mit geregelten Tages- und Wochenabläufen, aber nicht zu mir.

Nachdem ich mich also für eine Fahrschule entschieden hatte kam die Anmeldung vor Ort. Meine Befürchtung, dass meine Mitschüler dort nur wirkliche Schüler sind, hat sich zum Glück nicht bestätigt. Geburtsurkunde, Reisepass oder Personalausweis (Ich freu mich schon, wenn ich dann endlich den Führerschein als gültigen Lichtbildausweis habe und nicht mehr ständig meinen Pass herumschleppen muss.), Meldezettel (Wo war der gleich?), Passbild, ärztliches Gutachten (vom Amts- und nicht vom Hausarzt), Erste Hilfe Kurs Bestätigung– all das musste man im Laufe seiner Ausbildung vorlegen.

Natürlich darf auch die Bezahlung des Ausbildungspakets nicht fehlen. 1295 € kostet es in meinem Fall. Dass damit alles abgedeckt ist, war allerdings eine Illusion.

Fahrschulen Wien

Mit der richtigen Fahrschule schnell zum gewünschten Führerschein.

startup®
Die startup®-Fahrschulen sind ein österreichweites Netzwerk aus eigenständigen Fahrschulunternehmen. Damit sind sie auch in Wien an mehreren Standorten zu finden.

u3ver
Die Fahrschule u3ver bietet Qualitätsausbildung zum Top-Preis. Egal ob B- oder A-Schein, auch hier kommst du schnell zum Führerschein.

easydrivers
Eines der größten Fahrschul-Netze bietet Easy Drivers. Aus fünf verschiedenen Standorten kann man sich die mit den Öffis nähsten Fahrschule auswählen, um schnell das Geschick hinter dem Steuer zu erlernen.

Was kostet der Führerschein wirklich?

Diese 1295 € umfassen nämlich nur Versicherung, Theoriekurs und 18 gesetzliche vorgeschrieben Fahrstunden (solang sie nicht samstags oder nach 16 Uhr stattfinden).

Nicht enthalten sind folgende „versteckte“ Kosten:

  • Verwaltungsaufwand der Fahrschule – ca. 85 €
  • Prüfungsgebühr – ca. 195 €
  • Erste-Hilfe-Kurs – ca. 60 €
  • Ärztliches Gutachten – ca. 35 €
  • Passbilder – ab ca. 15 €
  • Lernmaterialen – ab ca. 50 €
  • Behördengebühren – ca. 100 €
  • zusätzliche Fahrstunden – ab ca. 55 €
  • zusätzliche Prüfungsantritte – ab ca. 100 €
  • 2 Perfektionsfahrten – jeweils ca. 100 €
  • Fahrsicherheitstraining – ca. 150 €

Je nachdem wie viele zusätzliche Fahrstunden und Prüfungsantritte ich brauchen werde wird mich dieser „deppate Schein“ also ca. 2500 € kosten. Nicht zu viel drüber nachdenken, sonst steigt nur der Widerwillen.

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Führerschein schon gemacht, aber was jetzt? Wir haben Tipps rund um Autokauf, Tanken und Stau!

Theoriekurs und Fahrstunden: Langeweile und strapazierte Nerven

16 Theorieeinheiten muss ich also absitzen, bevor ich zur theoretischen Prüfung antreten darf. Um den Überblick zu behalten bekomme ich ein Büchlein, wo nach jeder absolvierten Einheit ein Stempel reinkommt. Fast wie in der Volksschule für erledigte Hausübungen. Außerdem eine Scheckkarte („10€ Einsatz, bitte!“) mit der mein Ausbildungsverlauf zusätzlich digital festgehalten wird.

Die Theorieeinheiten selbst sind, positiv ausgedrückt, sicher gut fürs Verständnis von Verkehrsregeln. De facto langweilen sie mich aber doch, sodass ich mir mehr als einmal dachte, dass man Geld und Zeit sparen würde, wenn die Schüler das alles von zuhause aus online lernen würden. 80% der Fragen muss ich bei der Prüfung mindestens richtig beantworten. Von der Uni bin ich anderes gewöhnt, aber vielleicht sollten hier auch höhere Ansprüche gelten.

Mit mehr Spannung erfüllen mich die (18 gesetzlich vorgeschriebenen) Fahrstunden. Um nicht zu sagen hochgradige Nervosität und selbst eingeredete Panik. Gut, ich bin jetzt ehrlich, die erste Fahrstunde war nicht mein erstes Mal hinter dem Steuer eines Autos. Vor vier Jahren startete ich einen ersten Versuch „Führerschein“ und scheiterte kläglich an meiner Hysterie hinter dem Lenkrad. Heute fühle ich mich zwar grundsätzlich reifer und ruhiger, aber als ich bei meiner ersten Fahrstunde dabei war die Rückspiegel einzustellen wollte ich doch kurz flüchten.

Dem verständnisvollen Fahrlehrer sei Dank legte sich das aber schnell und es zeigte sich, dass sogar ein bisschen was vom den ersten Fahrversuchen hängen geblieben war. Ich konnte schalten und lenken und blinken!

Das unvorstellbare passierte, nach diesen 100 Minuten hinter dem Steuer machte mir das Autofahren Spaß!

Wie war das passiert? Ich wollte nicht mehr aufhören und das bestätigte sich auch in den folgenden Fahrstunden. Ob ich denn nun auf Anhieb alle Prüfungen schaffe und dann zur begnadeten Autofahrerin mutiere wird sich zeigen, aber Zuversicht habe ich auf jeden Fall!

Mehrphasenausbildung: "Nur" den Führerschein machen ist nicht alles..

Um den Führerschein zu bekommen muss ich sowohl in der Theorie als auch in der Praxis bestehen und das innerhalb von 1,5 Jahren. Der Theorieteil besteht aus 16 Einheiten (10 Grundwissen, 6 Autospezifisches Wissen). Ich muss alle Einheiten des Kurses besuchen und kann dann zur theoretischen Prüfung antreten.

Erst mit bestandener Theorieprüfung kann ich dann zur praktischen Prüfung antreten. Außerdem muss ich die gesetzlichen 18 Fahrstunden mit einem, hoffentlich sympathisch-nervenstarken, Fahrlehrer abgeleistet haben. Die theoretische Prüfung bereitet mir keine Sorge. Ich, allein, vor einem Computer und Multiple Choice Fagen? Easy!

Die Knie zittern mir eher vorm praktsichen Teil. Bei der Prüfung sitzt der Prüfer hinten, neben mir der Fahrlehrer, damit er zur Not eingreifen kann und die Fahrt dauert ca. 25 Minuten. Sie besteht aus drei Teilen. Zuerst stellt mir der Prüfer ein paar Fragen zum Auto und dessen Bedienung.

Für jemanden, der an Autos gewöhnlich nur die Farbe interessant findet schon die erste Herausforderung.

Danach meistere ich die Einparkübungen hoffentlich mit Bravour! Dann geht es auf die Straße. Wenn ich bestehe - wovon wir ja wohl alle ausgehen - bekomme ich sofort den vorläufigen Führerschein vom Prüfer ausgehändigt. Dann muss ich nur noch einen bestimmten Betrag einzahlen (Achtung: versteckte Kosten!) und mein Scheckkarten-Führerschein wird mir per Post nachhause zugeschickt.

Freie Fahrt also! Fast, denn mit dem Erhalt des Führerscheins endet die Beziehung mit der Fahrschule meines Vertrauens noch nicht. Leider. Dank der Mehrphasenausbildung, die bestimmt sehr sinnvoll und durchdacht ist, bin ich verpflichtet zwei Perfektionsfahrten (mit einem Fahrlehrer an meiner Seite) und ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren. Das sind keine Prüfungen mehr, aber sie müssen trotzdem innerhalb bestimmter Pflichten erledigt werden.

  • 1. Perfektionsfahrt: 2-4 Monate nach Erwerb Lenkberechtigung
  • Fahrsicherheitstraining: 3-9 Monate nach Erwerb Lenkberechtigung
  • 2. Perfektionsfahrt: 6-12 Monate nach Erwerb Lenkberechtigung

Wenn ich das alles hinter mich gebracht habe, dann bin ich ENDLICH vogelfrei und kann nach Lust und Laune Autofahren! Solang ich mir nichts zu Schulden kommen lasse...

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