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Harald Serafin

© Harald Serafin |

Harald Serafin verzückt mit seinem Charme und ansteckender Energie ganz Österreich und jetzt vor allem sein Publikum bei den Seefestspielen in Mörbisch. stadt-wien.at traf ihn und blickte kurz auf DEN MENSCH - Harald Serafin.

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Harald Serafin

STECKBRIEF

Harald Serafin

Beruf: Intendant der Seefestspiele in Mörbisch,
(u.a. Kammersänger, Schauspieler, Dancing Stars-Juror etc.)

Geboren am: 24. Dezember 1931

Geburtsort: Litauen

Familienstand: Verheiratet mit Frau Ingeborg „Mausi“

Kinder: eine Tochter Martina (aus erster Ehe mit Mirjana Irosch) und Sohn Daniel (mit Ingeborg Serafin)

Erfolg

Welche waren die wichtigsten Stationen Ihres Lebens?

Die wichtigsten Stationen waren immer die, die mich weitergetrieben haben. Zuerst habe ich Medizin studiert, aber abgebrochen. Dann habe ich Gesang studiert und bin nach Abschluss an die Volksoper von Zürich und Wien gekommen. Ein paar Jahre später begann meine Karriere als mich der Herr Direktor Kutschera vom Theater an der Wien zum Nachfolger von Johannes Heesters machte. Außerdem wurde ich Kammersänger an der Wiener Volksoper, wurde später Professor und Ehrenmitglied und fühle mich immer noch treu verbunden zu meinem künstlerischen Stammhaus. Und heute bin ich Intendant der Seefestspiele in Mörbisch.

Was ist aus Ihrer Sicht persönlicher Erfolg?

Erfolg ist relativ. Persönlicher Erfolg ist, wie der Mensch sich darauf einstellt und womit er glücklich und zufrieden ist. Ich habe mir für mich immer sehr hohe Ziele gesetzt. Meine Erfolge sind die Stationen meines Berufes, Sprünge in diversen Opernhäuser und vor allem was ich jetzt bin, der Intendant des erfolgreichsten Operettenfestivals.

Bei so großem Erfolg gibt es bestimmt viele Neider. Wie gehen Sie damit um?

Viele beneiden mich und auch wenn viele mich herunterkratzen wollen, man muss damit zu leben wissen, und vor allem verstehen können damit umzugehen. Neid gehört, wenn man eine bestimmte Position einnimmt, zum Leben dazu.

Was haben Sie immer besonders beachtet um Ziele erreichen zu können?

Es gibt nur eines: Man muss offen zu Menschen sein, vor allem, wenn man einen Beruf hat, wo man auf Menschen zugehen muss.
Ich war immer offen, ich habe aber vielleicht auch eine genetische Ader oder das Talent, welches die Menschen „packt“, -wie man so schön sagt. Wenn alle Politiker so hantieren würden wie ich, dann würden sie länger im Amt bleiben. Man muss einfach ins Volk gehen, und das mache ich, indem ich das Volk mit Unterhaltung bediene.

Haben Sie ein persönliches Rezept?

Das Wissen und Können vorher erlernen und erarbeiten und zur richtigen Zeit einsetzten, dann läuft es, glaub ich. Viel Glück muss auf deiner Seite sein und einen Schutzengel muss man haben.

Welches Publikum sprechen Sie an?

Ich mache keine außerordentliche Kultur, sondern Unterhaltung. Meine Besucher sind ganz gemischt, aber die Mehrheit sind einfache Menschen, die sich unterhalten wollen. Und diese nehmen sogar eine stundenlange Fahrt in Kauf um unsere Vorstellungen in Mörbisch zu erleben. Das bedeutet für mich natürlich eine Verantwortung diesen Menschen gegenüber.

Die Arbeit als Intendant

Als Intendant der Seefestspiele sind Sie der Chef. Wie kann man erfolgreich ein Team lenken und welche Faktoren setzen Sie ein?
Wissen und Motivation. Wissen um die Sache kann man mit der Zeit erlernen aber die Motivation kann man nicht erlernen, die muss man schon ein wenig in sich haben. Ich habe das schon als Kind erlernt. Meine Eltern hatten ein Textilgeschäft und ich musste von klein an mithelfen. Am Anfang stand ich auf der Seite von Socken, später wechselte ich zu den Hemden und avancierte langsam im Kaufhaus neben dem Weg zur Matura.

Lässt sich Motivation erlernen?
Wenn man so einen Beruf hat, lässt sich Motivation erlernen -muss man, sonst geht das nicht. Die Leute, die man um sich hat, muss man auch streicheln, nicht nur negativ andonnern, sondern bewusst wissen, wann man bei seinem Personal ein richtiges Lob ansetzt um das, was ich beispielsweise die ganze Woche „gemotschgert“ habe, wieder aufzufangen. Also, da muss man einen Ausgleich finden und daran merkt man auch, ob man geliebt wird oder nicht.

Welche Kriterien nach Besetzung gibt es bei Ihnen?
Man muss genau wissen, was zu wem passt, die Rollen besetzen und dies dem Publikum anbieten. Die Besetzung suche ich ganz nach dem Stück aus. Manchmal sind es Opernsänger, Kammersänger, Schauspieler, und dieses Jahr sind es Popsänger. Auch wenn man mir dies vorwirft, aber ich bin ausverkauft. Ich bediene so viele Tausende Menschen, dass ich denen, die das kritisieren, eine so lange Nase drehen kann bis sie daran stolpern (lacht).
Es ist meine Priorität, ich muss ein Festival füllen und das mit Erfolg. Wir verzeichnen ein starkes Plus und wir haben nächstes Jahr keinen Cent Subvention. Man muss das Volk „hereinzerren“, mit Sympathie, einem gutem Stück und mit guten Leuten wie Eberhartinger, Fendrich, etc.

Was erwartet uns nächstes Jahr?
Ich mache nächstes Jahr „My fair Lady“ und es kommen bereits Jubelschreie. Ich wäre doch blöd, wenn ich sage, jubelt weiter und ich mache etwas, was nicht so gut geht. Darum mache ich My fair Lady und abgesehen davon, ist das die Grenze der Operette, hier sind Operette und Musical vermischt. Das Musical überlasse ich dem Haider in Stockerau. Dort macht er fabelhaft „La Cage aux Folle“ (Ein Käfig voller Narren) und bei uns ist es eben die Operette!!

Wo sehen Sie den Unterschied zwischen Ihren Inszenierungen und Operninszenierungen?
Das kann man nicht vergleichen. Die Volksoper spielt sich in einem Haus ab und muss sich auch an die Arithmetik des Bühnenraumes halten. Ich hingegen kann in den See hinausbauen. Es wäre also eher ein Vergleich mit St. Margarethen, da wir beide offene Bühnen haben. Der eine hat den Stein, und ich hab das Wasser als Grenze und genau in dieser Relation muss man sich ausbreiten.

Inwiefern?
Mann muss immer wieder was Neues machen und einen “Aha!-Effekt“ erreichen, dann ist man interessanter.
Diese Jahr ist bei mir ein “Aha!-Effekt“ mit den Darstellern und dem WUNDERBAREN Bühnenbild des Rolf Langenfass, das so hineinpasst, weil das Weiße Rössl in Wirklichkeit am Wolfgangsee auch so kitschig ist.

Welches ist Ihr persönliches Lieblingsstück der Seefestspiele?
Es gibt mehrere, „Gräfin Mariza“, „Die lustige Witwe“, „Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“. Es muss so sein, dass das beliebteste Stück gerade gespielt wird, dann steht man voll dahinter, ist zufrieden und macht auch die Menschen glücklich.

Harald Serafin PRIVAT

Welche privaten Stationen Ihres Lebens waren die wichtigsten?
Persönlich sind meine letzten beiden Frauen sehr wichtig, die Kammersängerin Mirjana Irosch, die mir meine Tochter Martina Serafin schenkte, die jetzt eine Weltkarriere macht und meine jetzige Frau Ingeborg auch „Mausi“ genannt, die mir den Sohn Daniel geschenkt hat, der jetzt Gesang studiert. Ich bin sehr glücklich.

Später kam eine Operation an meinem Hals. Und das war ein ganz tiefer Fall, aber wie so ein Balte eben ein starker Mensch ist, so bin ich aus diesem Tief wieder herausgekrabbelt.

Wie fanden Sie aus dem Tief Ihrer Operation heraus?

Ich begab mich unter psychologischer Betreuung und verdanke es der Frau Prof. Dr. Sluga, dass sie mich aus dem Tief der Operation herausholte. Ich konnte ja kaum reden, hab nur gehaucht und war damals sehr unglücklich und weinte viel. Das war harte Arbeit, für mich und für meine Therapeutin. 3 Monate, 2 Mal 2 Stunden in der Woche und innerhalb dieser Zeit schaffte sie es, mir meine Lebensfreude und Energie zurückzubringen.
Laut einer Untersuchung meines physiologischen Zustandes bin ich 54 Jahre alt, bin aber heute 76.

Wenn Sie Zauberer wären, was würden sie an der Kulturlandschaft in Österreich ändern?

Also, wenn ich Kulturchef wäre, dann würde ich an der Kultur nicht sparen, denn an dieser zu sparen heißt, seine Wurzeln zu beschädigen und Österreich hat weder eine Gasleitung, Öl, BMW- oder Mercedes-Werke, es hat „goa nix“ aber „wos hot“ es? Wir haben guten Wein, Kultur und Menschen mit Talent und Schmäh und diese Menschen bringen so viel in Kultur hervor. Vielleicht hätten wir schon ein zweites Hollywood, wenn so viel Geld investiert werden würde, dass die Hollywoodleute zu uns kommen. MAN DARF die Kultur in gewissem Sinne nicht beschneiden, denn das rächt sich am Ende des Weges.

Welchen Standpunkt vertreten Sie in dieser Hinsicht?

Ich stehe immer auf demselben Standpunkt: Wer Geld investiert, der kann Geld auch herholen. Man weiß ganz genau, wer in Kultur investiert wird es viermal zurückbekommen, d.h. wer in Kultur spart und glaubt, diese nicht zu gebrauchen, der verliert die Authentizität des jeweiligen Landes. Je mehr wir nicht hinauswerfen aber bewusst in ein Projekt investieren, desto mehr kann man herausnehmen. Bei mir wurden ca 160 000 €uro investiert, die ich zurück zahlen konnte durch Steigerung der Einnahmen!

Sie haben eine sehr großen Beliebtheit in Österreich erlangt. Haben Sie auch einmal daran gedacht, politisch etwas zu bewegen?

Mir wurde das oft angetragen , aber meine Antwort ist:  NICHT IM TRAUM.
Ich behalte meine persönliche Freiheit, ich brauche keine Anwürfe, diese bekomme ich jetzt schon genug. Anfechtungen weil etwas geht, was eigentlich viele nicht möchten, dass es geht (lacht). Ich habe viele politische Netzwerkfreunde, … Ich weiß über deren Kummer, Arbeit, Ehen und da kann man nur sagen: Wer das Wagnis eingeht, Politiker zu werden, muss es selbst abwägen!

Wie kommt es, dass Sie in Österreich als Mr. WUNDERBAR bezeichnet werden?

Ich war Juror bei Dancing Stars und habe vom Tanzen wenig Ahnung. Insofern habe ich immer nur gelobt und gesagt „Das war WUNDERBAR!“ Und da ich 10 Sendungen hintereinander gemacht habe, hat es sich in das Unterbewusstsein der Zuseher eingegraben und so werde ich jetzt auch auf der Straße mit „WUNDERBAR“ gegrüßt.

Welche zwei Wünsche haben Sie für die Zukunft?

(singt) „Reich mir zum Abschluss noch einmal die Hände. Good Night Good Night Good!

Das kommt demnächst in der Volksoper, ein sehr schönes Stück. Der Robert Mayer macht das fabelhaft. Ich bin glücklich, dass dort mit sehr guten Leuten Operette gemacht wird. Es gehört auch immer ein Mann dahinter, der da stampft, rampft und reißt und da ist der Robert Mayer sehr gut.

..um auf den Wunsch zurückzukommen...

Der erste Wunsch, dass mir die Kraft gegeben wird, noch gute weitere Jahre in Mörbisch zu wirken, unseren Erfolg zu fundamentieren und unsere Operettenliebhaber jedes Jahr aufs Neue versuchen zu begeistern.

Mein zweiter Wunsch ist auch wieder ins Schauspielfach zurückfinden, denn als Sänger geht das nicht mehr, weil ich nicht mehr die Stimme dazu habe. Egal, der Mensch muss etwas Anderes tun.. „Gehen’ma Häuslbauen“.
Und da glaube ich, ein Ziel gefunden zu haben. Am 17. Oktober ist Premiere im Volkstheater von „Sonny BoyS“ mit dem Peter Weck und mir. Regie führt Direktor Michael Schottenberg. Das war eigentlich -so lange ich in Wien lebe-  ein Lebenstraum von mir. Und es kommt ein Anruf und ich bin engagiert. Und da soll man sagen, der Serafin hat keinen Schutzengel.

Vielen Dank Herr Prof. Serafin!

Interview: Kristina Wendner

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Quelle, lichtstark.com
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