Mikroplastik in Kosmetik: Eine Gefahr für die Umwelt?

Frau mit ängstlichem Gesicht und verzerrter Haut im Gesicht
© Jürgen Flächle/Dollarphotoclub | Mikroplastiken werden in Kosmetik- und Pflegeartikel zur Verbesserung der Reinigungswirkung, als Füllstoff und Bindemittel eingesetzt.

Sie haben einen Durchmesser kleiner als 5 mm und werden in zahlreichen Kosmetik- und Körperpflegeprodukten zur Verbesserung der Reinigungskraft verwendet. Hinter ihren harmlosen Bezeichnungen wie Mikroperlen, Micro-Granulate oder Mikrokügelchen verbergen sich mikroskopisch kleine Plastikpartikel, so genannte Mikroplastik. Über Kosmetik- und Reinigungsprodukte wie Zahncreme, Kontaktlinsenreiniger, Duschgel oder Peelings gelangen diese Kunststoffteilchen von mikroskopischer Größe ins Abwasser, verunreinigen die Umwelt und gelangen am Ende sogar in unsere Nahrungsmittel.

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Was ist Mikroplastik?

In Kosmetik- und Reinigungsprodukten wird das Mikroplastik vorwiegend aus Polyethylen (PE) hergestellt. Polyethylen ist aufgrund seiner vielseitigen Eigenschaften der meisthergestellte Kunststoff der Welt. Diese Plastikgranulate sind besonders hautverträglich. In Kosmetik- und Pflegeprodukten werden sie eingesetzt, um eine verbesserte Reinigungswirkung zu erzielen oder werden als Füllstoff sowie Bindemittel verwendet.

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Welche Auswirkungen hat Mikroplastik auf die Umwelt?

Die schädlichen Plastikteilchen gelangen über das Abwassersystem in die Umwelt. Da diese Kunststoffpartikel aufgrund ihrer mikroskopischen Größe nur zum Teil in Kläranlagen herausgefiltert werden können, gelangen sie in nachgewiesenen Mengen in das Grundwasser und verunreinigen Flüsse und Meere. Dadurch stellt Mikroplastik eine enorme Gefahr für die Umwelt dar, da diese Kunststoffe biologisch nicht abbaubar sind und von den Tieren mit ihrer Nahrung aufgenommen werden. Somit gelangen diese winzigen Zusatzstoffe über die Nahrungskette schlussendlich in den menschlichen Organismus.

Prof. Gerd Liebezeit vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg geht davon aus, „dass das Mikroplastik überall in der Atmosphäre zu finden ist“. Mit dem Klärschlamm können diese Mikropartikel auch als Düngemittel auf die Felder gelangen und mit dem Wind in der Atmosphäre verteilt werden. Der Chemiker hat in mehreren Untersuchungen nachgewiesen, dass sogar Lebensmittel wie Honig und Milch, aber auch Trinkwasser und Regenwasser teilweise von den mikroskopisch kleinen Kunststoffkügelchen aus Kosmetik- und Reinigungsprodukte verunreinigt sind. Der Wissenschaftler fordert deshalb ein Verbot für die Verwendung von Mikroplastik in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten. 

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Wie sich das Mikroplastik im menschlichen Körper auswirkt und wie es mit den langfristigen Konsequenzen für die Gesundheit aussieht, ist bislang noch nicht vollständig erforscht. Prof. Dr. Angela Köhler hat am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven eine Untersuchung mit Miesmuscheln bezüglich der Auswirkungen von Mikroplastik auf den Körper gemacht. Ihr Experiment hat aufgedeckt, dass sich diese Kunststoffpartikel in dem Gewebe der Miesmuscheln ablagern und gravierende Entzündungserscheinungen hervorrufen.

Große Kosmetikhersteller wie Beiersdorf, Procter & Gamble, L’Oréal und Johnson & Johnson haben nach zunehmender Kritik und Druck der Öffentlichkeit angekündigt, die Verwendung von Mikroplastik bis 2015 einzustellen und durch alternative Wirkstoffe, die eine gleichartige Wirkung haben, zu ersetzen.

So schützen Sie sich vor Mikroplastik

Um wirksam die Nutzung von Produkten mit Mikroplastik zu vermeiden, sollte direkt vor dem Kauf von Kosmetik- und Reinigungsartikel, auf die Inhaltsstoffe am Etikett geachtet werden. Bei folgenden Inhaltsstoffen und deren Abkürzung handelt es sich um Mikroplastik:

  • PE: Polyethylen
  • PP: Polypropylen
  • PET: Polyethylenterephthalat
  • PES: Polyester (Polyester-1; Polyester-11)
  • PA: Polyamid (Nylon-12; Nylon-6; Nylon-66)
  • PUR: Polyurethan (Polyurethan-2; Polyurethan-14; Polyurethan-35)
  • EVA: Ethylen-Vinylacetat-Copolymere
  • PI: Polyimid (Polyimid-1)
  • ANM: Copolymere von Ethylacrylaten oder anderen Acrylaten; Crosspolymere von Acrylaten
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Wem es schwer fällt, die Inhaltsstoffe richtig zu identifizieren, kann auch auf das Online-Produkthandbuch codecheck.info zurückgreifen. Die kostenlose Website oder App informiert die Konsumenten mit Fachinformationen und Expertenbewertungen über die Inhaltsstoffe eines Produktes. Über die Eingabe der EAN-Nummer oder den Produktnamen im Suchfeld oder den Scan des Strichcodes erhalten sie einen Überblick über die Inhaltsstoffe, Labels, Nährwerte, Hersteller und die Herkunft eines Produkts.

Tipp: Wer wissen will, welche Produkte genau betroffen sind, kann sich auf der Website des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) informieren. Der BUND hat eine ständig aktualisierte Liste von mikroplastikhaltigen Kosmetik- und Reinigungsprodukten veröffentlicht.

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