Wellness
Vegan leben – sieben Tage vegan essen
Was wissen wir denn über den veganen Lebensstil, wir überzeugten Fleischfresser? Damit assoziiert wird, Missionieren, Menschen die sich nur von Gemüse ernähren, die sehnsüchtig unter dem Apfelbaum stehen und darauf warten, dass die Natur ihnen Nahrung schenkt und ein Äpfelchen fallen lässt. Ist das nicht das allgemeine Bild, das wir Wurstverzehrer den Veganern gegenüber an den Tag legen?
Verzicht, Verzicht und noch einmal Verzicht, dass ist es was ich vor mir gesehen habe. Eine Woche, sieben Tage lang, auf alles verzichten was ich gern habe und genieße. Kaffee mit Milch, Burger, Pizza, Schnitzel, Steak.. alles nicht vegan, alles Tabu.
Was ist Vegan? – aller Anfang ist schwer
Der erste Tag meiner veganen Reise gestaltete sich, Dank absolut schleißiger Vorbereitung meinerseits, als ein Fehlgriff nach dem anderen. Natürlich hatte ich es nicht geschafft am Tag davor Ersatzmilch für meinen morgendlichen Kaffee heranzuschaffen, geschweige denn daran zu denken, dass auch das eine oder andere Shampoo und Duschgel NICHT vegan ist. Selbst der Packerlporridge vom Hofer enttäuschte mich, da auch in diesem Milchpulver enthalten ist. So gab es weder Frühstück, noch Kaffee mit Milch, geschweige denn eine Dusche für meine Wenigkeit. Auch als ich nach meinen Zigaretten griff, wurde ich stutzig.
Die meisten Zigaretten sind nämlich, wider Erwarten, auch NICHT vegan. Dies hat jedoch nichts mit den Inhaltsstoffen an sich zu tun, die natürlich rein pflanzlich sind, sondern mit der Herstellung. Da jegliche herkömmliche Zigarettenmarke anscheinend Mithilfe von Tierversuchen hergestellt wird, fällt auch der Tabakgenuss in die nicht-vegane Schiene. Ein Silberstreif am Horizont waren für mich jedoch die Zigarettenmarken Pepe und Manitou, die anscheinend beide tierversuchsfrei entwickelt und hergestellt werden.
So trieb mich mein Verlangen nach Nahrung, Milch für meinen Kaffee und die Zigarettensucht letztendlich außer Haus, nicht ohne meine Haare davor ebenfalls NICHT zu frisieren, da selbst meine Haarbürste, aufgrund der Wildschweinborsten, nicht vegan ist.
Also stand die neo-vegane Fleischfresserin, wie ein Häuflein Elend, in den Unweiten des nahegelegensten Billas und versuchte Ersatzprodukte für ihr alltägliches Leben zu finden. Aus Erfahrung mit veganem Kaffee weiß ich, dass Sojamilch den Kaffee schmecken lässt wie eine erdige Brühe und auch Reismilch und Hafermilch den Geschmack des Kaffees eher überdecken als ihn zu unterstreichen. Kokosmilch jedoch, die es von Joya um zarte 2,80€ zu erstehen gibt und eigentlich gar nicht Kokosmilch genannt werden darf (wie auch die anderen „Milchersatzprodukte“ die oben aufgezählt wurden), da dies den Milchtrinkern zu verwirrend erscheint, hat ja immerhin mit Milch nichts zu tun, hatte ich noch nie eine Chance gegeben, also kam sie mit zu mir nach Hause.
Ebenso wie gefühlt fünf Kilogramm verschiedenstes Gemüse und Obst und einige vegane Produkte, die in der wundervoll großen und sehr abwechslungsreichen veganen Abteilung standen, die anscheinend in jedem Lebensmittelgeschäft aus sagenhaft zwei Regalreihen besteht.
Der erwartete Verzicht schüttelte mich bereits am ersten Tag heftig hin und her. Keine Milch. Kein ordentliches Frühstück. Keine Dusche. Keine Haarbürste. Keine Zigaretten.
Bewaffnet mit veganen Produkten war ich jedoch ein paar Stunden später endlich geduscht, frisiert und konnte meine Gelüste befriedigen.
Vegane Produkte
Trotz des holprigen Starts in das Leben eines Gemüsenaschers, entdeckte ich über die sieben Tage hinweg, dass der vegane Lifestyle vielleicht doch nicht so sehr auf Verzicht aufgebaut ist, wie man ursprünglich denkt, wenn man sich mit der Thematik nicht auseinandersetzt.
Über die Jahre hinweg hat sich der vegane Lebensstil gut durchgesetzt, so wird man weder im Heurigen krumm angeschaut, wenn man „nur“ Beilagen, anstatt eines Schweinsbratens bestellt, sondern eher sehr zuvorkommend behandelt, noch muss man auf Tankstellenkaffee verzichten, da die liebe Tankstellenkassiererin einem die Sojamilch extra aus dem Kühlregal holt und diese auch nur für einen einzelnen Kunden öffnet.
Auch der späte Hunger in Wien kann gestillt werden. Es gibt viele vegane Restaurants, die absolut herrliche (Seitan-)Burger zubereiten und einem diese dann auch noch bis 22:00 Uhr, zu einem äußerst moderaten Preis (ca. 10€ für ein Menü mit Pommes und 0,33l Getränk), vor die Wohnungstüre bringen.
Nicht alles „nicht-vegane“ ist übrigens nicht vegan - es gibt viele Süßigkeiten, unter anderem Oreo-Kekse und Mannerwafferl, die weder Ei , noch Milchprodukte enthalten und so, für den Wahlveganer eine süße Abwechslung zu den durchaus scheußlichen „für veganer“-Süßigkeiten darstellen. Irgend jemand muss nämlich ganz dringend die Rezeptur für die veganen Gummibärchen überarbeiten, die sind absolut grauenvoll, ebenso wie der neue Sojacappuccino aus dem Kühlregal.
Reaktionen
So sehr mir Angst und Bange war im Angesicht dessen, dass ich auf so viele Dinge verzichten müsste und ich mich mit meinen Lebensmitteln einmal auch tatsächlich auseinandersetzen muss, so sehr hat mir die Produktpalette von Veganz geholfen.
Veganz produziert von Schnitzel, über Grillburger bis zu Chili sin Carne, alles nach was dem veganen Fleischfresser gelüsten könnte. Tatsächlich zu empfehlen sind die Produkte, als Fleischersatz, jedoch nicht. So hat das vegane Burgerlaibchen mit seinem tatsächlichen, fleischigen Vorbild absolut GAR NICHTS gemein. Distanziert man sich in Gedanken jedoch von der Erinnerung an Konsistenz und Geschmack eines saftigen Rindfleischburgers, so schmeckt das Ganze, nennen wir es, annehmbar, das gleiche gilt für Schnitzel und Co.
Vor meinem veganen Erlebnis hatte ich diese Produkte eher immer etwas als „Verfehlen des veganen Gedankens“ empfunden. Denn, warum sollte jemand, der sich freiwillig dem veganen Leben verschreibt „Fleischersatz“ brauchen. Wieso nennt man es Burger, oder Schnitzel, wenn es doch darum geht diese Dinge eben aus Überzeugung NICHT zu essen. Man hätte es genauso einfach anders nennen, also den Ersatzprodukten neue, trendige Namen geben können.
Nun versteh ich jedoch, dass das Gefühl auf etwas verzichten zu müssen, eine ganz gemeine, kleine Stimme in deinem Kopf sein kann, die dir permanent flüstert, wie unfair die Menschen um dich herum nicht sind, wenn sie all die guten Sachen neben dir genüßlich verspeisen und du mit deinem faden Salat zufrieden sein musst. So hat die Marke Veganz vielleicht geschafft, dieses Gefühl des Verzichts etwas zu dämmen, denn wenn alle rund um dich herum Schnitzel essen, dann kann der Veganer das durch die Produktpalette von Veganz auch und muss sich nicht mit Beilagen zufrieden geben (auf die man nach ein paar Tagen einfach absolut keinen Hunger mehr hat).
Die Reaktionen der Menschen waren auch sehr differenziert, so reagierten einige auf mein kleines Experiment mit schlichter Neugierde, andere wiederum glaubten mir einfach nicht und betrachteten es als einen komischen Scherz.
Eine Frage wurde jedoch von fast allen gestellt: Was kannst du denn dann noch essen? Dazu: Essen KANN man alles, man entscheidet sich aber, ganz simpel ausgedrückt, einfach dazu es nicht zu tun.
Auch nicht hilfreich waren die Menschen, die mir wie dem Hund unterm Tisch, heimlich Fleischbröckchen oder Kuchenstückchen zuschieben wollten, mit den Worten: „Ich verrats auch keinem.“ oder „Es schaut keiner her, schnell, iß.“
Darüber konnte ich erst später lachen, in dem Moment untergrub es meinen Willen, meine Autorität und meine Meinung – in jeglicher Hinsicht. Mir fiel wieder einmal auf wie sehr Menschen doch auf ihre Wege beharren und wie schwer es manchen zu fallen scheint, wenn jemand etwas „anders“ macht und wie schnell viele dabei sind sich über andere zu stellen.
Einem Veganer ein Stück Schweinsbraten vor die Nase zu halten und ihn dazu aufzufordern es zu essen, weil, Zitat: „Es eh keiner sieht.“ Ist mit Abstand das Frechste und Respektloseste was man machen kann. Vegan zu leben ist, in den meisten Fällen, keine Entscheidung die aufgrund von einer Laune heraus getroffen wird, oder dem Wunsch XY Kilos zu verlieren. Es ist und bleibt eine Einstellung, eine Entscheidung die man mit sich selbst und für sich selbst trifft.
Resümee
Abschließend kann ich sagen, es waren lehrreiche sieben Tage. Eine Woche in der ich sowohl mich selbst, meine Willenskraft, mein Durchsetzungsvermögen, meine Alltagsprodukte und meine Lebensmittel auf eine ganz andere Art und Weise kennenlernen durfte.
Ich habe natürlich wieder angefangen Fleisch zu essen. Ich bin und bleibe überzeugte Fleischfresserin. Doch der eine oder andere vegane Tag, beziehungsweise das eine oder andere vegane Gericht wird sich in meinen Alltag auf alle Fälle wieder einschleichen. Denn: das vegane Leben hat nichts mit Verzicht zu tun, ganz im Gegenteil, es gibt so viele Nahrungsmittel die man vielleicht auch gar nicht kennt, mit denen man sich vielleicht auch noch nie wirklich auseinandergesetzt hat, die einem das vegane Leben zeigt.
So trinke ich seitdem meinen morgendlichen Kaffee mit Kokosmilch und ich liebe es.
Mein Lieblingsrezept in den sieben veganen Tagen:
Vegan Rezept
Spaghetti Bolognese (natürlich vegan)
Zutaten für 2 Portionen:
- 1 Tasse Sojagranulat (ca. 40 g)
- 2 Tassen Gemüsesuppe
- 2 EL Sojasauce
- 1/4 Stk Zwiebel
- 1/2 Zehe Knoblauch
- 2 Stk Tomaten
- 250 ml Tomatensauce
- 2 EL Kräuter (Italienische)
- Olivenöl
- Salz
- Pfeffer
- 200 g Spaghetti (vegan)
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