Interview mit dem Künstler Manuel Gras

Ausstellung Manuel Gras
© Manuel Gras | Manchmal ist er sich selbst genug, Ausstellungsansicht Bank Austria Kunstforum, 2011

The House Gras mit dem Künstler Manuel Gras, Kunstförderer und Galerist gibt bei der Ausstellung Ausarten ein Interview für die stadt-wien.at

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Manuel Gras
Born: 07.09.1979 9.07pm
University Entrance Diploma: 1998
Abortion of psychology studies: 2001

Interview

Wie bist auf die Idee gekommen freischaffender Künstler zu werden?

Nach mehreren Jahren des Psychologiestudiums ist mir klar geworden, dass es mir niemals ausreichen würden jeden Tag meines Lebens aufzuwachen, um zu wissen, was ich in der Gesellschaft für einen Platz zugewiesen bekommen habe. Als Psychologe kann man sich spezialisieren, aber man bleibt eben in einer Schublade. Als Künstler wache ich jeden Tag als ein anderer Mensch auf: Als Maler, als Fotograph, als Kurator, als Modelscout, als Banker, als Mediator, als Consultant, als Anwalt, als Kunstpreisstifter, als Gesellschafter, als Putzpersonal, als Journalist, als Soldat, als Geschäftsmann, als Philosoph….Es wird nie enden.

Wie schätzt du die Wiener Kunstszene im internationalen Vergleich?

Wien ist zwar die Stadt mit den meisten Museen der Welt…und zwar nicht relativ zur Bevölkerung sondern absolut..und das will etwas heißen…aber dennoch ist der Kunstmark sehr klein. Und wenn in Wien die Kulturbudgets schrumpfen, wird irgendwann Mozart nicht mehr ausreichen, um Touristen anzulocken. Aber um Wien international wieder als eine Stadt der lebenden Kunst zu etablieren, benötigt man: ….wer weiß es?

Wie war der Anfang?

Als Künstler stehen viele ihr ganzes Leben lang am Ende der finanziellen Nahrungskette, denn erst wenn man seine Familie versorgt hat, die Miete bezahlt, das Auto betankt, der Eiskasten voll, die Kinder genug Spielzeug oder Ausbildungschance haben und die Urlaube gebucht sind, erst dann leistet man sich Kunst. Teils weil man sich etwas „Schönes“ gönnt, teils, weil man anderen zeigen möchte, dass man es einfach nur kann. Nur wenn man ganz genau weiß, was man will und v.a. wie man dorthin kommt, hat man als Künstler eine Chance das erstrebte Ziel: Ausschließlich von seinen eigenen Ideen leben zu können“ zu erreichen. Klar man kann ein paar Nebenjobs annehmen und jedem Kunden einen Auftrag erfüllen. Aber wo bleibt das die Nutzung der kurzen eigenen Lebenszeit? Wenn die Künstler (auch schon vor 500 Jahren) Dienstleister sind, dann soll dieser Dienst an der Gesellschaft wenigstens damit belohnt werden, dass sie sich selbst bestimmen dürfen. Eigene Idee ersinnen und realisieren und nicht im Auftrag anderer (früher Kirche und Adel) Fenster in Welten erschaffen, die ihre Auftraggeber einfach nicht selbst sehen können.

Viele deiner Arbeiten sind gesellschaftskritisch. Was inspiriert dich?

Heuchelei. Der fadenscheinige Glaube der Menschen, dass sie frei sind (bestenfalls frei zu kaufen, was ihnen vorgeschrieben wird). Ungerechtigkeit. Blinde Massen. Unmündige Bürger. Identitätslose Jugendliche, die lieber Kopien anbeten als sich selbst im Spiegel zu finden. Kurzsichtige Politiker, die nicht über ihre eigenen Amtszeit hinausblicken können, da sie zu lange gebraucht haben, um nach oben zu kommen und daher ihre Ideale schlicht und einfach vergessen haben. Sex (wen inspiriert das nicht?). Krieg (weil so herrlich verständlich, nötig und absurd). Wörter wie „herrlich“ oder „dämlich“.

Wie bist du auf die Idee gekommen auf Geldscheinen zu malen?

Wenn man sich lange genug mit dem Kunstmarkt auseinander setzt, dann versteht man schnell worum es geht. Warum sich in Finanzkrisen die Ranglisten der Top 100 so dramatisch ändern. Irgendwann kam das Wort „Kunst“ tatsächlich von dem mittelhochdeutschen „chunst“ und das bedeutet „du kannst“. Diese Zeiten sind vorbei. Als Künstler kann man sich nur selbst schützen, indem man sich seinen Qualität bewahrt, bzw. überhaupt von Anfang an danach trachtet…auch…ein Handwerk zur Meisterschaft zu führen. Aber man kann es natürlich auch ganz anderes machen. Man kann genau nichts können und einfach extrem viel Geld in die PR und ins Marketing stecken. Es funktioniert in der Musikszene, in der Politik (jenseits des Atlantiks)…also warum nicht auch in der Kunst. Also, wenn sich so und so alles um das liebe Geld dreht, warum sollte noch irgendein Künstler seine Leinwände mit weißer Farbe grundieren?

Wie schaut dein Tagesablauf aus?

6-8 Uhr in der Früh ins Bett
13-14 Uhr aufstehen
Eine Stunde Mails checken /schreiben (ca. 2000 pro Woche). Terminarbeit. Telefonieren.
Eine weitere Stunde PC Arbeit: Bilder bearbeiten, Konzepte schreiben, Ausstellungsvorbereitungen.
Meist 2-3 Stunden Termine absolvieren.
Wieder im Atelier. Geschehnisse und Ergebnisse des Tages adaptieren. Weitere Termine machen.
Ca. 20 Uhr kurze Pause. Stupides DVD-Schauen, zum abschalten. Ein TV Gerät besitze ich nicht mehr.
30 Min später. Wieder an die Arbeit. Atelierarbeit.
3-4 Stunden Malen, Zeichnen usw.
2-4 Stunden organisatorische PC Arbeit.
6-8 Uhr ins Bett.

Samstage, Sonn- und Feiertage sind so und so normale Arbeitstage an denen man alle anderen überholen kann, da die meisten glauben, dass man heutzutage Wochenenden leben sollte und die Wochetage nur der Weg dorthin ist. Falsch! Das ist ein europäischer Irrtum, den es schnell abzuschaffen gilt.

In dieser Galerie: 10 Bilder

Du hast schon einige Projekte gestartet. Erzähl uns kurz über Red Carpet.

Der von Marcus Schober, Karl Kilian und mir 2009 gegründete Kunstpreis wurde eigentlich am 19.09.2008 wenige Tage nach dem schicksalhaften Zusammenbruch der Lehman brothers geboren, da ich wusste, dass nun Zeit kommen, in denen die junge Kunstszene Österreichs noch mehr Unterstützung brauchen wird als sonst. 18 Monate später schauen wir auf ein Wienweites Projekt mit mehr als zwei Dutzend Kooperationspartnern (darunter die SPÖ Wien, die Wiener Stadtwerke mit den Wiener Linien und Wien Energie und Galerien wie Peithner-Lichtenfels und Young Austrian Art), die eine jährlich wechselnde Jury aus Professoren der Universität für Angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste und Kuratoren dabei unterstützt vier Künstler pro Jahr zu finden, die über einen Zeitraum von drei Jahren mit diversen Einzel- und Gruppenausstellungen gefördert werden. Weiters wird eine Sammlung für junge Kunst angekauft und aufgebaut.
Der Roter Teppich für junge Kunst ist ein Projekt, über welches auch noch deine Kinder lesen werden.

„Es reicht nicht aus zu wissen wozu man fähig ist, um zu werden wozu man bestimmt ist“
Manuel Gras 2001

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ROTER TEPPICH - Der Hintergrund

Der Kunstmarkt hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Schon lange ist es nicht mehr so, dass junge Positionen Jahre und Jahrzehnte dahindarben müssen, bis ihnen die zustehende Anerkennung zuteil wird. Auch in Wien gibt es einen großen Pool an KünstlerInnen unter dem vierzigsten Lebensjahr, deren überdurchschnittliche Begabung unbedingt einem breiten Publikum präsentiert werden muss.

Aus diesem Grund wurde das Projekt „Roter Teppich – für junge Kunst“ ins Lebengerufen.

Jedes Jahr werden vier KünstlerInnen von einer wechselnden fachkundigen Jury ausgewählt. Nebst Werksankäufen, wird diesen Künstlern jeweils eine Einzelausstellung im Bildungszentrum der SPÖ Wien gewidmet, sowie eine Gruppenausstellung am Ende des Jahres. Im Jahr darauf erhalten die RT-Künstler des Vorjahres zwei Gruppenausstellungen in Wiener Galerien. Im Dritten Jahr, womit ein Roter-Teppich-Zyklus endet, erhalten die Künstler Gruppenausstellungen im europäischen Ausland.

„Wir werden langfristig aufbauen und nicht kurzfristig fördern!

Ausstellungen

14.01.2010 Private Gras Dinner bei Artexchange
18.01.2011 - 24.11.2011 Präsentation des Rundgangs der Akademie der bildenden Künste
24.01.2011 – 07.02.2010  Einzelausstellung Galerie MoshiMoshi
25.01.2011 - 30.02.2011 Präsentation ausgewählter Diplome Galerie am Schillerplatz
27.01.2011 Gruppenausstellung Praxis Dr. Metka
04.03.2011 Gruppenausstellung Hyper-Flux in der Area 53
15.03.2011 siebente Ausstellung  „RT“ im Bildungszentrum
17.03.2011 – 10.04.11 Gruppenausstellung Galerie Peithner-Lichtenfels
04.04.2011 – 16.04.2011 Einzelausstellung Verein Ausarten
April Gruppenausstellung Hyper-Flux im FLUC
20.05.2011 – 20.06.2011 Einzelausstellung RT Galerie Peithner-Lichtenfels
24.06.2010 - 26.06.2010 Gruppenausstellung Bank Austria Zelt (DIF)
06.09.2011 achte Ausstellung „RT“ im Bildungszentrum
September Gruppenausstellung Roter Teppich in der Area 53
24.09.2011 - 08.10.2011 Einzelausstellung Wienstation
27.09.2011 Jahresausstellung in der Galerie am Schillerplatz
Oktober Gruppenausstellung Roter Teppich Verein Ausarten
03.10.2011 Auktion im Nestroyhof (Kinsky)
21.10.2011 – 23.10.2011 Accessible Art Fair im Le Meridien
08.11.2011 neunte Ausstellung Roter Teppich für junge Kunst im Bildungszentrum
17.11.2011 bis Jänner 2012 Gruppenausstellung Roter Teppich in der Galerie Peithner-Lichtenfels

Ausstellungen

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Esther

15. April 2018 - 20:59 Uhr

peinlich! gibt keine kunstler in Wien,

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