Selbsterfüllende Prophezeiung: Wenn man sich selbst im Weg steht

Mädchen hofft und kreuzt die Finger damit etwas Positives passiert
© nicoletaionescu - 123rf.com | Was man manifestiert wird passieren: Selbsterfüllende Prophezeiungen

Unsere Erwartungen zu bestimmten Ereignissen tragen maßgeblich zu deren Verlauf und Ausgang bei. Vielleicht kommt Ihnen das folgende Beispiel bekannt vor: Für Felix steht ein Mathetest an, beim letzten Test ist er durchgefallen. Er war frustriert und in der darauffolgenden Stunde frech zur Lehrerin.

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Verunsichert von der schlechten Note auf den ersten Test beginnt er, an seinen mathematischen Fähigkeiten zu zweifeln. Er hat zwar gelernt, geht aber trotzdem mit schlechten Erwartungen zum Test und schreibt die nächste Fünf. Entweder ist Felix tatsächlich wenig begabt in Mathematik, oder ein anderes Phänomen ist verantwortlich für die schlechte Leistung im zweiten Test – die selbsterfüllende Prophezeiung.

Die Selbsterfüllende Prophezeiung beschreibt das Phänomen, dass unsere Erwartungen große Auswirkungen auf unser Handeln haben können. Schlechte Erwartungen an eine Situation erhöhen die Chance, dass die Befürchtungen tatsächlich eintreten. Positive Erwartungen erhöhen unsere Chancen auf Erfolg. Das Phänomen entsteht, abhängig von der konkreten Situation, durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Drei dieser Faktoren wollen wir um Folgenden genauer unter die Lupe nehmen: den Bestätigungsfehler, den Pygmalion-Effekt und Self-Handicapping.

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Der Bestätigungsfehler

Der Bestätigungsfehler besagt, dass wir uns eher auf Dinge konzentrieren, die unseren Erwartungen entsprechen. Felix hat auf den ersten Test nur 5 von 20 Punkten erzielt. Beim zweiten Test, für den er mehr gelernt hat, schaffte er 9 von 20 Punkten. Er hat es also geschafft, seine Punkte fast zu verdoppeln. Sich darüber zu freuen, käme ihm jedoch niemals in den Sinn. Er konzentriert sich einzig darauf, dass er wieder durchgefallen ist.

Hier ist das Beispiel mit der Schulnote womöglich nicht das geeignetste, eine 5 bleibt immerhin eine 5. Nehmen wir stattdessen an, Felix musste ein Referat halten. Er hat schlechte Erwartungen und fürchtet sich vor den Rückmeldungen seiner MitschülerInnen. Nach dem Referat bekommt er von acht Leuten positives Feedback, zwei Mitschüler waren jedoch nicht überzeugt von seiner Präsentation. Er konzentriert sich nur auf die zwei negativen Kommentare, und aus seiner Sicht war das Referat ein Reinfall wobei in Wirklichkeit 80% der MitschülerInnen begeistert waren. Um den Bestätigungsfehler zu vermeiden, sollten wir versuchen, die Tatsachen so objektiv wie möglich zu betrachten. Dazu ist es oft hilfreich sich vorzustellen, man blicke aus der Sicht einer außenstehenden Person auf die eigene Situation.

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Der Pygmalion-Effekt

Unter dem Pygmalion-Effekt versteht man das Phänomen, dass Leistung und Schulnoten häufig stark von den Erwartungen der Lehrkraft an die SchülerIn abhängen. In Experimenten der US-amerikanischen Psychologen Robert Rosenthal und Lenore F. Jacobson konnte gezeigt werden, dass SchülerInnen bessere Leistungen erzielen, wenn den Lehrkräften gesagt wird, dass die SchülerInnen besonders begabt sind, auch wenn das gar nicht der Fall ist.

Die Lehrkräfte förderten diese Kinder stärker und gaben ihnen bessere Noten als den anderen Kindern, teilweise für die gleiche Leistung. Dieser Effekt funktioniert auch in die andere Richtung, SchülerInnen werden schlechter bewertet, wenn die LehrerInnen sie für unfähig halten. Felix sollte also in Zukunft besser nicht mehr frech zu seiner Lehrerin sein, da er dadurch riskiert weniger stark gefördert und schlechter benotet zu werden, denn auch LehrerInnen sind nicht weniger anfällig für die Selbsterfüllende Prophezeiung.

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Self-Handicapping

Eine weitere Verhaltensweise, die zum Entstehen einer Selbsterfüllenden Prophezeiung beitragen kann, ist das sogenannte Self-Handicapping. Beim Self-Handicapping legt man sich selbst unbewusst Steine in den Weg, um diese im Falle eines Misserfolgs als Begründung hernehmen zu können. An unserem Beispiel lässt sich das veranschaulichen. Felix hat während der Vorbereitung für den zweiten Test schon schlechte Erwartungen, er denkt nicht, dass er eine positive Note schaffen kann. Am Abend vor dem Test trinkt er einen Energydrink und bleibt bis spät in der Nacht wach. Am nächsten morgen fühlt er sich wie gerädert und dementsprechend unkonzentriert ist er beim Test. Die schlechte Note kann er nun damit rechtfertigen, dass er unausgeschlafen und dadurch unkonzentriert war. Diese Verhaltensweise dient dazu, Misserfolge durch äußere Umstände zu begründen und dadurch unseren Selbstwert zu schützen.

Selbsterfüllende Prophezeiungen können jedoch auch positiv sein. Wer mutig und selbstbewusst in schwierige Situationen geht, hat höhere Chancen auf ein positives Resultat. Selbstbewusst und sicher auftretende KandidatInnen werden beispielsweise bei Vorstellungsgesprächen tendenziell besser abschneiden als schüchterne und unsichere Personen. Unsere Erwartungen beeinflussen unser Handeln, darum kann eine positive Einstellung in vielen Situationen hilfreicher sein, als man denkt.

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