Geschichte vom Ortsteil Hirschstetten

Informationen zur Entstehung von Hirschstetten, ehemalige Gemeinde und heutiger Stadtteil Wiens im 22. Gemeindebezirk Donaustadt.

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Chronik von Wien-Hirschstetten

Bei der Namensgebung dieses dreieckförmigen Angerdorfes stand keinesfalls ein Hirsch Pate. Ungeachtet der Schreibvarianten "Hersteten", "Hürstetten", "Hirschstötten" etc. ist anzunehmen, dass eine Ansiedlung "herent" des Stromes, also diesseits eines Donauarms gemeint ist, die bereits 1240 in einem babenbergischen Urbar erwähnt ist. 

Im 14. Jh. hat es hier einen Herrensitz gegeben, einen Vorläufer des späteren Schlosses, der mehrmals den Inhaber wechselte. Erst Ende des 17.Jh. errichtete ein Graf von Hohenfeld ein "adelig Wohnhaus", das von späteren Besitzern erweitert wurde; 1748 war Kaiserin Maria Theresia in diesem repräsentativen Bau zu Gast. 1786 bestand die Ansiedlung aus 25 Gehöften, die im Krieg 1809 arg in Mitleidenschaft gezogen wurden, so auch beim Hochwasser von 1830. 1848 wurden die Bauern im Zuge der Grundentlastung" freie Herren ihres Landes, der Ort selbst kurzzeitig mit der Nachbargemeinde Stadlau vereint.  

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1868 erwarb die Familie Pirquet das Schloss, dem bald eine Baumschule angeschlossen wurde. Den Pirquets entstammten berühmte Persönlichkeiten, unter anderen Clemens P., eine Kapazität als Lehrer und Forscher auf dem Gebiet der Kinderheilkunde und sein Bruder Guido P., ein früher Pionier der Weltraumforschung.

Der Entwicklung des Ortes förderlich waren der Anschluss an die Bahnlinie Wien-Marchegg 1870, damals die Hauptstrecke nach Budapest, und an die Dampftramway Floridsdorf- Groß-Enzersdorf. Um 1900 standen im Dorf 117 Häuser mit 1533 Bewohnern, die vorwiegend in der Landwirtschaft tätig waren.

In den Zwanzigerjahren entstanden nordöstlich des Ortskerns die "Kriegerheimstätten", 193 Siedlungshäuser, deren künftige Bewohner ihr Heim größtenteils in Eigenregie errichteten. Die letzten Kriegstage 1945 setzten Hirschstetten arg zu, lagen doch in unmittelbarer Nähe große Rüstungsbetriebe, Raffinerien und Bahnanlagen. Bei einem massiven Luftangriff wurde auch das Schloss vernichtet.

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Bald nach Kriegsende setzte eine rege Bautätigkeit ein, neue Siedlungen und eine große Schule waren das Ergebnis. Auf einem über 3 ha großen Areal fand der städtische Reservegarten nach seinem Auszug aus dem Stuwerviertel im 2. Bezirk eine neue Betriebsstätte. Ab dem späten Sechzigerjahren setzte neuerlich ein Bauboom ein (städtische Wohnanlagen, Sport- und Erholungsstätten), der derzeit noch anhält und sich ausweiten wird.

Das Gelände des ehemaligen Schlosses ist ab 1953 im Besitz des deutschen Ordens der Claretiner. Seit 1961 steht dort eine moderne Kirche, zu der sich in letzter Zeit schmucke Wohnhäuser gesellt haben.

Text + Bild: Gerhard Frey

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