"Fremde Götter" Afrikas und Ozeaniens im Leopold Museum
23.09.2016 – 09.01.2017: In der neuen Herbstausstellung des Leopold Museums treten hauseigene Sammlungsbestände afrikanischer und ozeanischer Kunst in einen Dialog mit ausgewählten Werken von Protagonisten der Klassischen Moderne.

Kunst aus diesen beiden Regionen hat die Avantgarde Europas besonders am Anfang des 20. Jahrhunderts inspiriert, was nicht nur Werke von Pablo Picasso, Constantin Brâncuși, Emil Nolde oder Max Ernst zeigen. 250 Objekte aus West- und Zentralafrika sowie aus Ozeanien, aus der Sammlung Leopold und Privatbesitz sind in dieser neuen Ausstellung zu sehen.
AUSSTELLUNG: FREMDE GÖTTER FASZINATION AFRIKA UND OZEANIEN
Leopold Museum im Museumsquartier
Anfahrt und Öffungszeiten finden Sie im Adressblock
23.09.2016 – 09.01.2017
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Ausstellungsobjekte
Rudolf Leopold, Mäzen des Museums, hatte im Laufe von Jahrzehnten eine umfassende Sammlung von seltenen Masken, Figuren und Kultgegenständen aus der südlichen Hemisphäre, Afrika und Ozeanien zusammengetragen, die er als „a priori expressionistisch“ empfand.
Doch die Sakralobjekte und Ritualgegenstände der Völker Afrikas und Ozeaniens verkörperten ursprünglich eigentlich die Kraft der Ahnen oder gaben der Ehrfurcht vor Naturgewalten ein Gesicht. Erst Anfang des 20. Jahrhundert wurden sie auch in das Pantheon der modernen Kunst aufgenommen.
Die Sammlung Rudolf Leopold umfasst über 200 seltene Ahnenfiguren, Tanzmasken, Waffen, Bauplastiken und andere außergewöhnliche Werke der Bildschnitzer aus Afrika und Ozeanien und der Bestand wurde 2006 durch eine Schenkung aus dem Nachlass Erwin Raisp-Caligas (1862–1915), eines weitgereisten österreichisch-ungarischen Seeoffiziers und zuletzt Konteradmirals, sogar noch um 52 Objekte erweitert.
Mit der von Erwin Melchardt und Ivan Ristić kuratierten Schau im Leopold Museum wird eine thematische Lücke in der österreichischen Ausstellungsgeschichte endlich gefüllt.
"Primitive" Kunst" im Spiegel der Klassischen Moderne
Außerdem wurden für die Ausstellung 60 Werke der klassischen Moderne für punktuelle Gegenüberstellungen mit den Kunsterzeugnissen der einst kolonialisierten Ethnien gewonnen werden. Die zeitgenössischen Kunstwerke stammen u.a. aus den Beständen des Brücke-Museums, Berlin Dansmuseet, Stockholm Kirchner Museum, Davos Musée national Picasso, Paris Museo Thyssen-Bornemisza; Madrid Staatliche Museen zu Berlin Städel Museum, Frankfurt Szépművészeti Múzeum, Budapest Von der Heydt-Museum, Wuppertal Zentrum Paul Klee, Bern Sammlung E.W.K., Bern Sammlung Ulla und Heiner Pietsch, Berlin.
"Africana" in Wien und Paris
Die Dadaisten waren wohl die ersten, die die sog. „primitive Kunst“ in Europa salonfähig machten, denn sie inszenierten sich mitunter selbst als „Wilde“ und verhöhnten den europäischen Kulturmenschen.
Nach der „Urkatastrophe“ des Ersten Weltkrieges, der die westliche Zivilisation und ihre Werte ausradierte machten es dann auch die politischeren Surrealisten zur Chefsache, auf die Zusammenhänge des Unbewussten und die Wiege der Zivilisation in Afrika aufmerksam zu machen. In Paris war das Interesse an der Kunst Afrikas spätestens 1905 erwacht, wo sich neben den Fauvisten um Henri Matisse auch Kunsthändler wie Paul Guillaume, Alfred Flechtheim und Daniel-Henry Kahnweiler als Africana-Sammler hervortaten.
Als Vermittler traten dabei auch Picassos Frühwerk als auch Arbeiten von Amedeo Modigliani auf, aber auch die deutschen Expressionisten aus der Künstlergemeinschaft Brücke wagten sich über das Bildnerische hinaus in eine neue Lebensreform.
Oder Max Pechstein, der sich in seiner Suche nach einem ekstatischen Urzustand nicht auf die Badeausflüge an die Moritzburger Teiche und an die Ostsee beschränkte, sondern sich dann auch - wie einst Paul Gauguin - auf ein Südseeabenteuer einließ. Die Reise führte zu den Palau-Inseln, einem Hoheitsgebiet des wilhelminischen Reiches und fruchtete in neuen Inspirationen.
Epochenübergreifende Videoarbeiten zum leidgeprüften "Schwarzen Kontinent
In die Ausstellung integriert ist auch eine Serie von Videoarbeiten, in der sich der Künstler-Anthropologe Attia epochenübergreifend mit dem Schicksal des leidgeprüften „Schwarzen Kontinents“ befasst. Unter dem Titel „Reason’s Oxymorons“ kommen in einer Reihe von Gesprächen Philosophen, Ethnologen, Historiker oder Psychoanalytiker aus Europa und Afrika zu Wort.
„Fremde Götter. Faszination Afrika und Ozeanien“ – die Ausstellung ermöglicht einen Überblick über 250 Objekte aus West- und Zentralafrika sowie aus Ozeanien. Einige davon stammen aus Privatbesitz, waren jedoch einst Teil der Sammlung Leopold.
Kuratoren der Ausstellung: Ivan Ristić, Erwin Melchardt
Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen:
FREMDE GÖTTER FASZINATION AFRIKA UND OZEANIEN
256 Seiten, ca. 220 Abbildungen Format: 23,5 x 28 cm
Sprachen: Deutsch/Englisch
Herausgeber: Hans-Peter Wipplinger AutorInnen: Hans-Peter Wipplinger, Elisabeth Leopold, Ivan Ristić, Erwin Melchardt, Stefan Kutzenberger
Katalog bestellen bei Buchhandlung Walther König, Köln Preis: EUR 29,90 (Museumsausgabe)