Geschichte vom Ortsteil Aspern

Aspern, ehemalige Gemeinde und heute Teil von Donaustadt, dem 22. Wiener Gemeindebezirk, erzählt uns aus seiner bewegten Vergangenheit.

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Chronik von Wien-Aspern

Trotz der Tücken des Donaustroms dürften seit der Jungsteinzeit, so beweisen Funde, Menschen an diesem Platz gesiedelt haben. 1258 findet sich der Name "Asparn" (Dorf unter den Espen?) in einer Urkunde. Namensgeber dürfte aber eher eine Adelsfamilie gewesen sein, die bereits im 12.Jh. im Markt Asparn a.d. Zaya ansässig war.

Das Ortsbild entsprach bis in jüngste Zeit der Form des im Marchfeld üblichen Angerdorfes. Der Anger, ein rechteckiger Weideplatz, war von Bauernhäusern flankiert, durch ihn führte die Straße von Stadlau nach Essling. Die Bevölkerung fand in den fischreichen Gewässern der Lobau Möglichkeiten für ein beachtliches Zusatzeinkommen; die wirtschaftliche Prosperität wurde noch durch den Betrieb zahlreicher Schiffsmühlen gefördert, fallweise unterbrochen durch kriegerische Ereignisse (Türkeneinfall 1529) oder Eskapaden der Donau.

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In der Reformationszeit dürften einige Pfarrer von Marchfeldgemeinden, darunter auch jener von Aspern, eifrige Befürworter des lutherischen Glaubens gewesen sein; sie wurden aber bald zur Räson gebracht. Um 1670 hatte der Ort eine neue katholische Kirche, die sich bis heute, wenngleich nicht in ihrer ursprünglichen Form, an ihrem angestammten Platz behauptet hat.

Fast hundert Jahre später ging die "Herrschaft Aspern" in den Besitz des Stiftes Melk über. In den Brennpunkt historischen Geschehens geriet der Ort in den Maitagen des Jahres 1809, als Napoleon mit seinen Truppen nach zweitägigen wechselvollen Kämpfen von den Österreichern unter Erzherzog Karl zum Rückzug auf das jenseitige Donauufer gezwungen wurde. 10.000 tote Österreicher und Franzosen und unzählige Verwundete blieben zurück, Aspern und Essling lagen in Trümmern, 300 Ortsbewohner starben während und nach den Kämpfen.

Seit 1858 erinnert der steinerne "Löwe von Aspern", das einzige Monumentaldenkmal in unserem Bezirk, an jene Zeit. Allmählich erholte sich der Ort. 1833 wohnten hier 138 Familien in 106 Häusern, die sich längs dreier Gassen erstreckten, die Bauern besaßen 113 Pferde, 199 Kühe und 107 Schafe. Noch einmal, als sich 1866 die Preußen dem südlichen Marchfeld näherten, mussten die Asperner um Haus und Habe zittern, doch ein rascher Friedensschluss bannte diese Gefahr.

1904 wurde der Ort in den 21. Wiener Gemeindebezirk integriert. Vier Jahre später stand er als Schauplatz der Zentenarfeiern zum Gedenken an den österreichischen Sieg im Brennpunkt des öffentlichen Interesses; anwesend: seine Majestät samt Gefolge, 2 Infanterieregimenter, Männer- und Kinderchöre bildeten eine eindrucksvolle Staffage.

Mit dem Namen Aspern verknüpfte man ab 1912 ein Großereignis der österreichischen Aviatik: Hier, am Stadtrand Wiens, wurde im Rahmen eines internationalen Flugmeetings ein neues Flugfeld eröffnet, das Heimstätte der heimischen Militär- und Zivilluftfahrt werden sollte. 1922 wurde hier vom Flughafen Wien-Aspem die erste kommerzielle Flugverbindung mit Konstantinopel aufgenommen. Der Flugplatz und die Industrieanlagen in der nahe gelegenen Lobau waren in den Apriltagen 1945 hart umkämpft, auch der Ort wurde arg in Mitleidenschaft gezogen.

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Seine einstige Bedeutung als Luftfahrtzentrum gewann Aspern nie mehr zurück, 1977 wurde das Areal geräumt, doch 1982 wurde es als Industriestandort von der Weltfirma General Motors wieder entdeckt und großzügig ausgebaut. 

Auch neue Wohnsiedlungen entstanden, und noch im laufenden Jahrzehnt haben die Stadtplaner die feste Absicht bekundet, auf den brachliegenden oder derzeit agrarisch genutzten Flächen nördlich des alten Siedlungskerns eine Satellitenstadt mit entsprechender Infrastruktur anzulegen.

Text + Bilder: Gerhard Frey

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