Palais Porcia

Palais Porcia

Das Palais Porcia in Wien ist eines unter wenigen, deren Architektur noch unter dem Einfluss der Renaissance und nicht ausschließlich von Barock bzw. Hochbarock standen. Das Bauwerk erzählt eine über 470-jährige Geschichte und ist später überwiegend in staatlichem Besitz gewesen.

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Zur Geschichte des Palais Porcia

Das Palais Porcia gehört zu den wenigen Palästen Wiens, die noch unter dem Einfluß der Renaissance entstanden sind. Nach der ersten Türkenbelagerung von 1527 wusste man in Wien, dass die Gefahr noch nicht vorüber war und, konzentrierte sich auf den Ausbau der Befestigungen der Stadt. Für die Errichtung von privaten Palastbauten bestand nur wenig Interesse. Eine Ausnahme war das Palais Porcia. An seiner Stelle befanden sich schon lange zuvor Wohnbauten – im Mauerwerk des heutigen Palais finden sich Spuren, die bis in die Römerzeit und das Mittelalter zurückreichen. 

1535 gehörte die Liegenschaft Wilhelm von Roggendorf. Drei Jahre später kaufte sie der Generalschatzmeister Kaiser Ferdinands I., der spanische Graf Gabriel von Salamanca-Ortenburg. Er ließ sich 1546 von einem heute unbekannten Architekten ein neues Palais erbauen, wobei die beiden Vorgängerbauten miteinander verbunden und mit einer Renaissance-Fassade versehen wurden.

Nur wenige Jahrzehnte später, 1592, ging das Palais es an die Familien Hofkirchen/Losenstein über. Es blieb bis 1627 in deren Besitz und wurde in der Zeit tiefgreifend umgebaut. Damals entstand unter anderem der Arkadengang, dessen Terrakotten an die Schallaburg in Niederösterreich erinnern. Man vermutet, daß die Bauarbeiten von Hans Wilhelm von Losenstein, dem Erbauer der Schallaburg, begonnen und 1602 unter Georg Andreas Freiherr von Hofkirchen, der mit Margarete von Losenstein verheiratet war, vollendet wurden.

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1627 kam das Palais an den Grafen Wratislav zu Fürstenberg, 1643 an Hans Helferich Jörger zu Tollet. 1667 übernahm es Johann Karl Fürst Porcia, der heutige Namensgeber. 1723 war der Hofkammerrat Bartholomäus von Tinti Eigentümer, doch verkaufte er es bereits 1750 an das kaiserliche Hofärar. Es wurde zur Aufnahme von Regierungsämtern wie dem Appellationsgericht bestimmt. Dazu mußten zwei Stiegen eingebaut und der hintere Gebäudeteil aufgestockt werden.

Das Innere wurde 1883 komplett verändert, als es für den Verwaltungsgerichtshof adaptiert wurde. In der Folge beherbergte es immer wieder öffentliche Institutionen wie den Verwaltungsgerichtshof, den Rechnungshof und den Landesschulrat für Niederösterreich. Seit 1925 ist die Administrative Bibliothek des Bundeskanzleramtes hier untergebracht. Zwischen 1991 und 1997 fand eine Generalsanierung statt, die den Renaissance-Charakter des Bauwerks wieder stärker hervorstechen ließ.

Architektur der Renaissance

Das schmale, aber tiefe Palais ist um zwei hintereinander liegende Höfe errichtet. Die schlichte Fassade des dreigeschossigen, siebenachsigen Gebäudes wird durch die zahlreichen, schmalen Doppelfenster mit ihren einfachen Fensterbekrönungen aufgelöst. Charakteristisch für den Manierismus sind vor allem die Plattenreihen zwischen den Geschossen der Außenfassade. Das von toskanischen Pilastern eingefasste, nachträglich barockisierte Portal ist gegenüber seinen italienischen Vorbildern sehr einfach gehalten.

Über dem Mittelfenster des ersten Stocks weist ein großer Doppeladler seit 1750 auf die lange staatliche Verwendung des Gebäudes hin. Durch das Tor gelangt man in eine Einfahrt, die einst gemeinsam mit den Seitenräumen eine große, zum Hof hin offene Sala Terrena bildete. An der linken Seite führt ein Flur zum Säulensaal, der gelegentlich für Ausstellungen genutzt wird. An seiner Rückwand wurden alte Mauerreste freigelegt.

Im ersten Hof haben sich Renaissance-Arkaden erhalten. Sie waren bis vor wenigen Jahren vermauert, wurden aber bei der letzten Renovierung im Erdgeschoß wieder geöffnet. Die Terrakotta-Zwickelfüllungen sind mit Musikinstrumenten und Trophäen verziert. In der Mitte des Arkadenganges sind die Wappen der Familien Hofkirchen und Losenstein angebracht. Am hinteren Ende des Hofes liegt ein weiterer gewölbter Saal. Er wird als Römersaal bezeichnet, da man in seinem Fußboden die gut erhaltenen Reste einer römischen Latrine aufgefunden hat. Die Fassaden des zweiten Hofes sind in einfachen Renaissanceformen gehalten. Die Innenräume wurden im Laufe der Zeit mehrfach verändert. Lediglich im ersten Stock haben sich Freskenreste eines kleinen Festsaales erhalten.

Text: www.burgen-austria.com, Bild: Gerhard Frey

Ort/Adresse:
1010 Wien (1. Bezirk), Herrengasse 23

Besichtigung:
Das Palais kann ausschließlich von außen besichtigt werden. Bei Ausstellungen ist aber der Säulensaal zugänglich!

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