Das Wiener Mobilitätskonzept für die Zukunft

U-Bahn Station der Linie U1. Die U-Bahn kommt gerade an. Menschen steigen ein und aus.
© Wiener Linien | Das neue Mobilitätskonzept setzt verstärkt auf die Öffis

Durch das derzeit 130 Seiten starke Wiener Mobilitätskonzept "Step2025" Konzept "Smart City 2050" können Sie sich schon mal einen Überblick verschaffen, wie die Verantwortlichen die Stadt Wien auf die Zukunft vorbereiten wollen. Eines ist gewiss, Autos sind in der Stadt der Zukunft nicht mehr gern gesehen. 

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Die Stadt Wien wächst

Im europäischen Vergleich gehört Wien zu den schnell wachsenden Städten. Nach Berlin ist Wien bereits die zweitgrößte deutschsprachige Stadt vor allen anderen deutschen Großstädten. Auch die Vereinten Nationen sagen der Stadt Wien und der Region ein starkes Wachstum voraus. Im Jahr 2029 wird Wien die „2-Millionen-Grenze“ überschritten haben. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, hat die Gemeinde Wien einige Strategien ausgearbeitet und mit dem Konzept Smart City 2050, den Plänen einem übergeordneten Rahmen gegeben. Teil dieser Strategie ist ein sehr ehrgeiziges Mobilitätskonzept.

Das Leitziel für 2050 lautet: „Beste Lebensqualität für alle Wienerinnen und Wiener bei größtmöglicher Ressourcenschonung.“

Stadtentwicklungsplan für Wien - STEP 2025

Der Stadtentwicklungsplan STEP2025, der einen ersten Schritt zum Ziel Smart City 2050 darstellen soll, beinhaltet das Fachkonzept Mobilität. Unter dem Motto „miteinander Mobil“ wurden verschiedene Ziele angeführt, die letztendlich die Lebensqualität für alle BürgerInnen verbessern und gleichzeitig die nachhaltige Entwicklung der Stadt fördern sollen.

  • Fair: Der Raum muss fair verteilt werden und nachhaltige Mobilität muss für alle leistbar sein. Teil davon ist bereits die 365€ Jahres Karte der Wiener Linien, aber es sollen die Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer stetig verbessert werden.
  • Gesund: Bewegung hält gesund. Durch mehr aktive Bewegung durch Radfahren oder zu Fuß gehen soll Krankheiten vorgebeugt werden. Durch die vermehrte Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln sinkt die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten.
  • Kompakt: Die Strecken zwischen Arbeit, Wohnen und Freizeit sollen möglichst kurz gehalten werden. Hier gilt das Hauptaugenmerk auf den neuen Stadterweiterungsgebieten. Versorgungs- und Freizeitwege die zu Fuß oder mit Rad genutzt werden, sollen kontinuierlich mehr werden.
  • Ökologisch: Um die Lebensqualität in Wien zu erhalten, muss die Umweltbelastung immer weiter reduziert werden. Dazu muss in erster Linie der motorisierte Individualverkehr drastisch gesenkt werden. Die Zielsetzung lautet, dass im Jahr 2025, die WienerInnen 80% ihrer Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Rad bewältigen.
  • Robust: Mobilität in Wien soll krisensicher sein. Und Mobilität soll ohne den persönlichen Besitz von Verkehrsmitteln möglich sein. Das bedeutet, dass die Sharing-Systeme für Fahrräder und Autos weiter ausgebaut werden.
  • Effizient: Durch neue Technologien und Innovationen sollen Ressourcen geschont werden. Der Verkehr mit fossilen Brennstoffen soll möglichst effizient möglich sein, um den Verbrauch niedrig zu halten. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sollen möglichst Ressourcen schonend unterwegs sein.

Das ist bis 2025 geplant

Insgesamt acht Handlungsfelder, listet das Fachkonzept Mobilität auf. Diese sind aber nicht als voneinander getrennte Punkte zu verstehen, sondern stehen in Wechselwirkung zueinander und ergänzen sich gegenseitig. Sie sollen zur Verwirklichung dieser Ziele beitragen.

  • Öffentlicher Raum: Über 65% der Straßenfläche ist momentan für das Auto reserviert. Obwohl nur 28% der Wege mit dem Auto zurückgelegt werden. Zukünftig soll mehr Raum für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Verfügung stehen. Dazu gehört der Ausbau von Begegnungszonen, die temporäre Umwidmung von Straßen zu Fußgängerzonen, zum Beispiel an Wochenenden, oder die tatsächliche Umnutzung von Straßenflächen, als Radweg oder Busfahrstreifen. Der Umbau der Mariahilferstraße gilt hier als Vorbild.
  • Mobilitätsmanagement: Um das Mobilitätsverhalten der Wienerinnen und Wiener nachhaltig zu beeinflussen, wird das Informationsangebot gezielt gestärkt. Informationen über Parkgaragen, Wiener Linien und Citybike soll stärker verbreitet werden. Neben digitalen Medien, sollen hier auch die persönliche Beratung weiter ausgebaut werden. Ziel ist zum Beispiel, die Errichtung einer Wiener Mobilitätszentrale als Informationszentrum.
  • Nutzen statt besitzen: Im „Sharing“ liegt die Zukunft. Rad- und Carsharing Angebote sind ein weltweiter Trend in Großstädten. Auch hier will Wien eine Vorreiterrolle einnehmen. „Sharing“ ist effizient, praktisch und senkt die Kosten für alle Beteiligten. Eine stärke Kooperation zwischen Wiener Linien, der Stadt Wien und den Anbietern von Sharing-Systemen, soll zu einer effizienteren Nutzung führen. 2025 sollen 50% der Wienerinnen und Wiener einen Carsharing-Standort in 500 Metern erreichen können.
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  • Verkehrsinfrastruktur: Um den Umstieg vom Auto auf umweltfreundliche Verkehrsmittel attraktiver zu gestalten, fließen besonders viele Investitionen in die Infrastruktur. Zum einen in den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Stadterweiterungsgebiete, sollen vor allem durch neue Straßenbahnlinien erschlossen werden, die dann als Zubringer zu U-Bahnstationen geplant sind. In der Stadt selbst werden die U-Bahn Linien U1 und U2 verlängert, und mit der Linie U5 ist eine komplett neue Linie geplant. Auf der anderen Seite werden die Radwege ausgebaut, wobei ein Fokus auch auf Rad-Langstrecken liegt, um Pendlern das Radfahren schmackhaft zu machen.
  • Wirtschaft in Fahrt: Auch der Wirtschaftsverkehr soll deutlich verbessert werden. Ziel ist ein effizientes Logistiksystem zu etablieren. Auch hier liegt der Fokus auf einem möglichst umweltfreundlichen Transportwesen. Dazu zählt, dass Betriebe gefördert werden, wenn sie sich dazu entscheiden E-Fahrzeuge zu benutzen. Für kurze Wege schlägt die Stadt Wien den vermehrten Einsatz von Lastenräder vor. Zudem sollen „Grätzelboxen“ errichtet werden, in denen Lieferungen abgeben werden und abgeholt werden können, um damit unnötige Fahrten zu vermeiden.
  • Verkehrsorganisation: Es gilt Fußgänger, Radfahrer und öffentlichen Verkehr effizient miteinander zu verknüpfen, und ihnen Priorität im Straßenverkehr einzuräumen. Dafür sollen die Ampeln so umprogrammiert werden, dass vor allem für Fußgänger und Radfahrer die Wartezeiten möglichst kurz sind. An wenig befahrenen Kreuzungen, soll zudem künftig gänzlich auf Ampeln verzichtet werden. Bei öffentlichen Verkehrsmitteln soll verstärkt auf einen verlässlichen Fahrbetrieb geachtet werden.
  • Innovation: Die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen soll ausgebaut und Innovation gezielt gefördert werden. Bei der Vergabe von Fördermittel soll verstärkt auf den Mobilitätsaspekt geachtet werden und der Kontakt zwischen der Stadt Wien und den Universitäten noch enger werden.
  • Governance: Ziel ist ein besseres Zusammenwirken von öffentlichen und privaten Akteuren. Die Stadtbezirke, die eine führende Rolle bei der Umsetzung des Fachkonzepts Mobilität spielen, sollen bei der Planung und Gestaltung von neuen Projekten intensiver mit privaten Akteuren wie Unternehmen, BürgerInnen und Interessensvertretungen zusammenarbeiten.

Einen noch detaillierteren Überblick finden Sie hier.

Nominierung für „European Sustainable Urban Mobility Planning Award“

Das zukunftsorientierte Mobilitätskonzept ist nominiert für den europäischen Nachhaltigkeitspreis. Der Preis wird am 20.April 2016 von der Europäischen Kommission verliehen. Die drei Finalisten sind Malmö, Utrecht und Wien.

Einschätzung

Die Pläne der Stadt Wien sind äußerst ambitioniert und es wird sich erst zeigen, ob das Fachkonzept Mobilität in dieser Form umgesetzt werden kann. Eines ist jetzt schon klar: Nicht alle WienerInnen werden von den Plänen der Stadt begeistert sein. Auch wenn das Miteinander immer wieder betont wird, ist das Konzept doch eine Kampfansage an alle überzeugten Autofahrer.

Die Stadt setzt alles daran, den Menschen das Autofahren abzugewöhnen und es möglichst unangenehm zu gestalten. Bei allen zukünftigen Plänen, Projekten und Umbauten wird der Fokus auf Klimafreundlichkeit liegen. Autofahrer müssen sich darauf einstellen, dass ihre Interessen weit in den Hintergrund rücken werden. Aber alle Wienerinnen und Wiener sollten ein großes Interesse daran haben, das die Stadt Wien ihre Pläne, in Zusammenarbeit mit allen BürgerInnen, verwirklichen kann.

Nur durch Innovation und einen Fokus auf umweltfreundliche Mobilität wird es möglich sein die Lebensqualität der Stadt zu halten, oder gar zu verbessern. Die Bilder vom Smog in anderen Großstädten sollte deutlich machen, wie eine Zukunft aussieht die nicht auf umweltfreundliche Mobilität setzt.

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kira

27. Jänner 2021 - 20:36 Uhr

schrecklich! Ich kann nicht Freunde in Wien mit meinem Auto besuchen ohne ein Vermögen zu verlieren und Angst haben vor der Strafe.Das ganze limitiert nur die Freiheit der Menschen und ihre Beweglichkeit

Alle Kommentare anzeigen

Chris

15. Februar 2020 - 13:22 Uhr

Die Stadt muss vermehrt Autofrei werden! Wir brauchen dringend alternative Verkehrskonzepte. Wir haben uns in den letzten 30ig Jahren vermehrt in eine Autostadt entwickelt und das muss gestoppt werden. Wir müssen Superblocks errichten wir müssen Parkzonen reduzieren und den Bürgern die Stadt zurück geben durch mehr Fußgängerzonen und Mehrzweckzonen. Reduktion des Pendelverkehrs von NÖ und Burgenland. Reduktion des Autoverkehrs innerhalb von Wien.

David

28. Mai 2018 - 12:12 Uhr

"Aber alle Wienerinnen und Wiener sollten ein großes Interesse daran haben, das die Stadt Wien ihre Pläne, in Zusammenarbeit mit allen BürgerInnen, verwirklichen kann."Das/Dass-Fehler. Nix für ungut

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