Poetry Slam: Wettbewerb um die Gunst des Publikums

junger Mann auf Bühne schwarzer Hintergrund
© Ö-SLAM | Poetry Slam in Wien

Ein junger Mann auf einer Bühne, vor ihm ein gespannt lauschendes Publikum, offen für alles, was nun kommen wird. Wenn er seinen selbstgeschriebenen Poetry Slam-Text in Form von Sprech-, Lese- oder Gesangsperformance vor der Menge zum Besten gegeben hat, wird er via Punktevergabe oder Applaus bewertet. So oder so ähnlich sehen Poetry Slam-Regeln heutzutage aus.

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Poetry Slam Wien: Challenge für das Publikum

Die Reihenfolge der Slammer und Slammerinnen wird vor der Show ausgelost. Unterschiedliche Textformen machen den Poetry Slam nicht nur zu einer Challenge für die Künstler und Künstlerinnen, sondern auch für die Jury, die aus dem Publikum entscheidet, wer eine Runde weiterkommt. Das Sortiment reicht von humorvollen, schnell gesprochenen Oden an die eigene Dusche, bis hin zu ruhig vorgelesenen Gedichten über Sexismus, Politik und Schicksale. „Wir wissen, dass es schwierig ist Kunst mit Kunst zu vergleichen, wir tun das aber trotzdem.“, sagt der aus Finnland stammende, 29- Jährige, der auf Wiens Slamlesebühnen gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen, wie Rapperin Yasmo, Jonas Scheiner und Mieze Medusa im Programm „Sinn & Seife- die Poetry Soap“ auftritt.

„Es ist ein Autoren-Wettstreit, bei dem es den Slammerner und Slammerinnen in erster Linie nicht wichtig ist, ob sie weiterkommen, sondern ob das Publikum mitfiebert.“

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„Die Bewertung ist ein Taschenspielertrick, der das Publikum involviert, zur Reflexion anregt und Partizipation schafft.“, erklärt Henrik Szanto, Obmann des Wiener Bühnenliteraturvereins FOMP und Organisator der diesjährigen österreichischen Poetry Slam Meisterschaften (Ö-SLAM).

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Poetry Slam Locations in Wien

Event

Lokal

Bezirk

Poetry Slam Workshop

Books4Life

1080

STUMMGABEL Poetry Slam #17

Schwarzberg

1040

textstrom Poetry Slam

Brunnenpassage

1160

STUMMGABEL - Dirty Slam

Schwarzberg

1040

II. Slam im Wasserglas

Österreichische Gesellschaft für Literatur

1010

Poetry Slam Cup

Cafe Arena

1010

Bis einer reimt

Polkadot

1080

U20 Poetry Slam

Dschungel

1070

Farce Vivendi Open Mic #61

Cafe Benno

1080

77. Slam B

Literaturhaus Wien

1070

textstrom Poetry Slam

Brunnenpassage

1160

78. Slam B

Literaturhaus Wien

1070

textstrom Poetry Slam

Brunnenpassage

1160

U20 Poetry Slam

Dschungel

1070

79. Slam B

Literaturhaus Wien

1070

Blitzdichtgewitter

Stadtsaal Wien

1060

80. Slam B

Literaturhaus Wien

1070

U20 Poetry Slam

Dschungel

1070

81. Slam B

Literaturhaus Wien

1070

 

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Poetry Slam Texte: Aktuelle Themen finden hier Gehör

Poetry Slam ist im Wesentlichen ein Medium für Menschen, die sich auf der Bühne Gehör verschaffen wollen. Daher spielen auch gesellschaftliche Themen, wie Feminismus und Migration, eine große Rolle.

„Ich habe das Gefühl, dass junge Menschen in der heutigen Zeit deutlich politischer werden, weil ihnen durch Social Media Plattformen eine Gesamtheit an Informationen zur Disposition steht, die ihnen auch die Möglichkeit dazu gibt.“, so Szanto.

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Einen politischen Aufklärungsauftrag hat die Kunstform seiner Meinung nach trotzdem nicht. Sie schafft Räume und bietet Argumentationsmöglichkeiten für ein hauptsächlich ähnlich denkendes Publikum, welches sich meist um pro-feministischen, links-liberalen Spektrum verortet fühlt. „Das Schöne am Poetry Slam als Format ist, dass er sehr gut in der Lage ist das momentane gesellschaftliche Klima aus unterschiedlichen Blickwinkeln abzubilden. Themen wie die aktuelle Sexismus-Debatte #MeToo“ oder damals Anti-Pegida liefern oft Anlässe für die Textauswahl der Slammer und Slammerinnen.“, sagt Szanto und betont, dass Slams insofern einen natürlichen Prozess der Gesellschaft innerhalb neuer Bewegungen zeigen (ähnlich auch bei Open-Mic Nights). Ob hier Bildungs- oder gar Aufklärungsarbeit geleistet wird, entscheidet sich schließlich auf der individuellen Ebene der Slammer.

„Das Besondere am Poetry Slam ist seine Vielfältigkeit.“

Ob Jazz-Poetry Slam, von improvisierter musikalischer Untermalung begleitet, oder ein Wettbewerb zwischen Zauberkünstlern und Slamern, fest steht: Poetry Slam steht für Vielfältigkeit, Mut und Authentizität. Henrik selbst arbeitet bei seinen Poetry Slam-Texten mit einem humoristischen Anspruch.

„Humor und Echtheit eines Textes sind vor allem dort spannend, wo es einem selbst wehtut. Ich vermisse Finnland sehr und schreibe auch darüber. Aus der echten Sehnsucht gepaart mit Humor entstehen Texte, die gut beim Publikum ankommen.“, betont er.

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Authentizität kann allerdings auch für Verwirrung sorgen. Nicht immer stellen die Slammer ihre eigenen Persönlichkeiten oder Geschichten aus dem Leben auf der Bühne dar. Künstler wie Lisa Eckhart und Nico Semsrott bedienen sich eines lyrischen Ichs, das sich völlig neu erfindet. Wichtig hierbei:

„Poetry Slam sollte real und raw sein. Auch ein besonders guter Stil kann beim Publikum punkten. Nach einem Abend sollte man sich an einen guten Text erinnern können.“, so Szanto.

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Poetry Slam Workshop: Probieren geht über Studieren

Gemeinsam mit dem innovativen FOMP-Team, das mittlerweile aus sechs Mitgliedern besteht, haben Jonas Scheiner und Henrik Szanto schon beachtliche Slam- Erfindungen in Wien etabliert. Unter anderem läuft bald ihr neuestes Projekt an: Poetry Slam zum Mitmachen. Bei dem Workshop können von Slam-Profi zu Slam-Anfänger Tipps und Tricks ausgetauscht werden, und man wird nicht zuletzt ermutigt an seine Texte zu glauben. Jeder, der Lust und Laune hat, darf mitmachen und sich ausprobieren. Mut zum Scheitern wird hier groß geschrieben.
Wie man als Poetry Slam-Anfänger an einen solchen Text herangeht erklärt uns der Profi ganz einfach: „Mach dir eine ungefähre Vorstellung von dem, was du sagen möchtest, schreib drauf los und lass dich nicht entmutigen!“.

Weitere Infos zu aktuellen Poetry Slams: 

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