Dieser Artikel befindet sich derzeit im Archiv

WU-Rektor Badelt nimmt Studentenproteste ernst

Rektor Christoph Badelt in der WU
© Robert Pichler | Universitätsprofessor Dr. Christoph Badelt ist seit 2002 Rektor der WU Wien.

Juli 2010: Der Rektor der WU Wien, Christoph Badelt, gibt eine persönliche Stellungnahme zur aktuellen Uni-Situation. Zusätzlich Informatives zur WU Wien, Stellenwert und Geschichte der Wirtschaftsuniversität.

Erstellt von:
Anzeige

Die WU Wien

Die WU Wien, Wirtschaftsuniversität Wien, gilt auf dem wirtschaftswissenschaftlichen Sektor als größte Hochschule Europas. An der 1898 gegründeten WU Wien studieren heute mehr als 25 Tausend Studenten. Etwa 6 Tausend von ihnen kommen aus dem Ausland um das reichhaltige Studienangebot der WU in Wien zu nutzen.

Die WU Wien war am 1. Oktober 1898 als „k.k.Exportakademie“ ins Leben gerufen worden um die Studierenden auf kaufmännische Aktivitäten im Handel mit dem Ausland vorzubereiten. Nachdem der Betrieb seit jeher einen universitären Charakter in Struktur und Organisation der Ausbildung aufwies, wurde sie 1975 zur Wirtschaftsuniversität – WU Wien.

Die Anzahl der Studierenden wuchs in rasantem Tempo, im Zeitabschnitt von 1981 bis 1993 um mehr als das Doppelte auf über 16.000, in den neunziger Jahren waren an der WU Wien etwa 20.000 Studenten inskribiert.

Als eine der ersten Universitäten schloss sich die WU 1990 dem CEMS Netzwerk (The Global Alliance in Management Education) an.
Seit 1993 ist die WU durch das neue Universitätsgesetz mit größerer Autonomie und der international kompatiblen Gliederung des Studiensystems in drei Stufen ausgestattet, was das Prestige der WU vor allem für Studenten aus dem Ausland als erstrebenswerten Studienort weiter festigt.
2007 erhielt die WU Wien mit dem Qualitätsgütesiegel EQUIS (European Quality Improvement System) eine hochrangige internationale Auszeichnung, 2009 erreichte die WU in der Beurteilung durch die Financial Times zwei hervorragende Ergebnisse in der weltweiten Konkurrenz: Mit dem Studium der Internationalen Betriebswirtschaft wurde der WU Wien im „Masters of Management“ Ranking der herausragende 16. Platz von 50 Programmen zuerkannt und die Executive Academy der WU erlangte im „Executive MBA 2009“ den 41. Rang von 95 Programmen.

Dass die WU Wien solch exzellente Beurteilungen im internationalen Wettbewerb vorweisen kann, ist auf den effizienten und fortschrittlichen Studienbetrieb der WU zurückzuführen, der neben einer fundierten Grundausbildung eine Fülle an Spezialisierungen und Forschungsrichtungen anbietet.

Die Ausstattung der WU verfügt über einen hohen Standard, der dem Studienerfolg absolut förderlich ist:
Auf der WU Wien, deren Campus in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums Wien liegt, befindet sich die größte wirtschaftswissenschaftliche Bibliothek in Österreich, eine Vielzahl an Hörsälen und Computerräumen, ausgestattet mit modernem Equipment, sowie zahlreiche Arbeitsplätze, die von den Studenten der WU gerne aufgesucht werden um auch dem Selbststudium in konzentrierter Atmosphäre nachzugehen.
Da die WU immer mehr Studenten aus dem In- wie Ausland anzieht, wird die WU 2013 auf den neuen „Campus WU“ übersiedeln, mit der Nähe zur Messe Wien ein überaus interessanter Standort für wirtschaftsorientiertes Arbeiten. Hier wird das bislang größte universitäre Bauvorhaben Europas umgesetzt.
Um das „Library & Learning Center“ als Zentrum sind fünf Gebäudekomplexe geplant, die mit 90 Hörsälen und Seminarräumen, sowie etwa 3.000 hochwertigen Arbeits- und  4.500 Lehrplätzen einen großzügigen weiträumigen Ort und so optimale Bedingungen für ein erfolgreiches und zügiges Studium an der WU bieten werden. Mit diesen hoch ambitionierten Plänen wird die WU Wien nicht nur ihren Stellenwert als fortschrittliche Ausbildungs- und Forschungsstätte in wirtschaftlichen Belangen halten, sondern auch in Zukunft eine progressive Position im internationalen Spitzenfeld der Wirtschaftsuniversitäten einnehmen.

Rektor Christoph Badelt zur aktuellen Uni-Situation

Eine Universität, die sich ihrer Verantwortung als prägende und relevante Disposition in unserer Gesellschaft wohl bewusst ist und mit so umfassendem Potential wie die WU Wien in die Zukunft blickt, entzieht sich auch nicht der aktuellen Diskussion um die Universitäten in Österreich und die bestehenden Studienbedingungen.

So kam auch Christoph Badelt, Rektor der WU Wien, unserer Aufforderung zu einer persönlichen Stellungnahme auf stadt-wien.at umgehend nach und verfasste zu diesem Zweck ein Statement, das im Folgenden in unveränderter Form wieder gegeben wird. Die Redaktion stadt-wien.at dankt Rektor Badelt für seine freundliche Bereitschaft.

Die Position des Rektorats

Aufgrund der großen Aufmerksamkeit, die die studentischen Proteste an zahlreichen Universitäten, mittlerweile europaweit, in den letzten Wochen gefunden haben, möchten wir an dieser Stelle über die Position des Rektorats der WU zur aktuellen Debatte informieren.

Wir schätzen den Diskurs, der dank der Studierendenproteste in Österreich eingesetzt hat. Jetzt aber muss die Phase der konstruktiven Gespräche und Verhandlungen kommen. Seit Jahren kämpfen wir an der WU für eine Budgeterweiterung und eine Verbesserung der Studienbedingungen. Daher erachten wir einige der Forderungen, die in diesen Tagen seitens der Studierenden erhoben wurden, als durchaus sinnvoll und berechtigt. Wir wünschen uns mehr Studierende, die ihr Studium erfolgreich abschließen und teilen das gesellschaftspolitische Anliegen, jedem bildungswilligen Menschen einen Zugang zur höheren Bildung zu verschaffen. Dafür bedarf es allerdings akzeptabler Studienbedingungen. In der Realität sind die Studierendenzahlen an der WU stärker gewachsen als die Ressourcen, daher sind unsere momentanen Kapazitäten einfach zu klein.

Fakt ist, dass die Staatsfinanzen zurzeit so angespannt sind, dass es nicht reichen wird, einfach mehr Geld zu verlangen. An der WU streben wir daher Veränderungen an, von denen vor allem die Studierenden profitieren sollen. Jede Anfängerin und jeder Anfänger muss eine Chance haben, sich an der WU zu bewähren - nach einem nicht allzu langem Zeitraum (z.B. einer kurzen Studieneingangsphase) sollte aber eine Entscheidung herbeigeführt werden, wer das Studium fortsetzen kann und wer realistischerweise keine Chance auf einen positiven Abschluss hat. Wir setzen uns daher für eine Verkürzung der Studieneingangsphase (oder für ein Zulassungsverfahren, für das man sich ausreichend vorbereiten kann) und die Erlaubnis diese offiziell und transparent mit einer Prüfung zu beenden, um die notwendige Entscheidung bereits so früh wie möglich herbeizuführen. Anhand der Prüfungsergebnisse der letzten Jahre ist ersichtlich, dass  eine solche Vorgangsweise niemanden vom Studium abhalten müsste, der/die heute schon die Studieneingangsphase schafft. Aber die Studierenden und wir wüssten viel früher, wer erfolgreich weiter studieren kann. Die Details einer solchen Neuregelung sind, selbstverständlich zusammen mit der ÖH als legitime Interessensvertretung der Studentinnen und Studenten, zu klären.

Es müssen dort Zugangsregelungen eingeführt werden, wo die Zahl der Interessentinnen und Interessenten jene der vorhandenen Kapazitäten überschreitet. Um die Erweiterung dieser Kapazitäten kämpfen wir an der WU seit Jahren. Denn jede Studentin und jeder Student hat das Recht darauf, so schnell wie möglich zu studieren und das gewählte Studium erfolgreich abzuschließen.

Der pauschalen Verunglimpfung des Bildungssystems in Österreich, wie es in den letzten Wochen manchmal zu hören war, können wir allerdings nur wenig abgewinnen. Nicht alles an Österreichs Universitäten sollte verdammt werden, es gibt viele Studienrichtungen, wo keinerlei Engpässe herrschen. Und es gibt aller Überbelastung zum Trotz auch an der WU ausgezeichnete Forschungsleistungen. Dennoch muss sich die Regierung dazu bekennen, wie sie die Universitäten aus der Unterfinanzierung führen will und in welcher zeitlichen Perspektive das möglich wäre. Nur so können wir eine nachhaltige Verbesserung erreichen.

Wir an der WU wünschen uns eine deutlich wachsende Zahl an jungen Menschen, die ein Studium erfolgreich abschließen, weil wir wissen, dass dies ein guter Start für eine berufliche Karriere ist. Wir wollen eine Universität sein, deren Aufgabe es ist, jungen Menschen Bildung im breitesten Sinn und eine gute Berufsvorbildung zu verschaffen; eine Universität, die dazu da ist, Menschen zu einer guten Entwicklung zu verhelfen, nicht aber Menschen hinaus zu prüfen und abzuschrecken.

Der hier angeführte Beitrag stellt eine persönliche Stellungnahme des Rektors der WU Wien, o.Univ.Prof.Mag.Dr. Christoph Badelt dar, dessen Worte in unveränderter Form wieder gegeben sind. stadt-wien.at dankt Rektor Badelt für seine Bereitschaft zu dem aufschlussreichen Statement.

Anzeige

Diese Geschichte teilen!


Hinterlassen Sie einen Kommentar!

weitere interessante Beiträge