Psychiater, Psychologe, Psychotherapeut: Was ist der Unterschied?

Drei Frauen und ein Mann sitzen in einem Halbkreis zusammen
© Shutterstock | Welche Berufsgruppe befasst sich womit?

Psychiater, Psychologe und Psychotherapeut. Viele Leute haben Schwierigkeiten diese Berufsgruppen auseinander zu halten. Alle drei befassen sich mit der Behandlung psychischer Erkrankungen – wenn auch nicht ausschließlich. Der Unterschied liegt in ihren Ausbildungen, Tätigkeitsfeldern und Behandlungsmethoden. Erfahren Sie mehr darüber und lernen Sie die drei für immer unterscheiden zu können.

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Der Unterschied anhand eines Witzes

Geht ein Mann mit Depressionen zum Psychologen. Er erklärt ihm seinen Zustand. Nach einem langen Gespräch erklärt der Psychologe: „Sie sind depressiv. Da gibt es kein Patentrezept, aber ich empfehle Ihnen einen Psychotherapeuten, der kann Ihnen sicher helfen.“ Auf die Empfehlung hin sucht der Mann den Psychotherapeuten auf. Es folgt ein noch längeres Gespräch, an dessen Ende der Psychotherapeut feststellt: „Ihre Depressionen werden wir schon in den Griff bekommen, aber es gibt kein Patentrezept dafür. Kommen Sie nächste Woche wieder, dann reden wir weiter.“  Nach mehreren Sitzungen mit dem Psychotherapeut verliert der Mann den Glauben an die Behandlung und entschließt sich einen Psychiater zu Rate zu ziehen. Der Mann beginnt, dem Psychiater gerade alles von seinen bisherigen Gesprächen zu erzählen, da unterbricht ihn dieser: „Ah Depressionen! Ich stell' Ihnen mal ein Rezept aus.“

Ob dem Mann damit endgültig geholfen ist, sei dahingestellt. Wenn auch sehr überspitzt, bringt dieser Witz zumindest einen wesentlichen Unterschied zwischen Psychiater, Psychologen und Psychotherapeut zum Ausdruck.

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Der Psychiater stellt auch Rezepte aus

„Psychiater“ ist eigentlich ein eher umgangssprachlicher Ausdruck für einen „Facharzt für Psychiatrie“. Diese haben ein Medizinstudium und danach eine klinische Ausbildung in Psychiatrie absolviert. Als Ärzte sind sie ebenfalls befähigt, körperliche Ursachen für psychische Erkrankungen zu diagnostizieren und entsprechende Medikamente zu verschreiben. Im Widerspruch zu unserem Witz ist dies nicht die einzige Therapiemaßnahme, die „Psychiater“ anwenden.  
Eine psychiatrische Behandlung stützt sich auf drei Säulen:

Somatotherapie

Hier kommen vor allem Medikamente (Psychopharmaka) zum Einsatz (z.B. Antidepressiva, Neuroleptika...), aber auch weitere Verfahren wie z.B. therapeutischer Schlafentzug oder die Lichttherapie.

Psychotherapie

Arbeitet hauptsächlich auf einer verbalen Ebene, z.B. therapeutische Gespräche.

Soziotherapie

Hier geht es um die Interaktionen zwischen einem kranken Menschen und seinem sozialen Umfeld. Es werden Trainings- und Motivationsmethoden sowie Koordinierungsmaßnahmen angewandt (z.B. bei der beruflichen Rehabilitation).

Der Psychotherapeut, nicht unbedingt ein Psychologe

Psychotherapeuten haben ihre Ausbildung gemäß dem österreichischen Psychotherapie-Gesetz absolviert, wobei sie sich auf eine der zahlreichen psychotherapeutischen Richtungen spezialisieren. Um diese Ausbildung beginnen zu können, müssen sie allerdings Vorkenntnisse auf bestimmten Gebieten besitzen. Der Abschluss eines Psychologie-Studiums ist aber nicht unbedingt notwendig. So dürfen beispielsweise auch Absolventen eines Pädagogik-, Philosophie-, Publizistik- oder Theologiestudiums die Ausbildung zum Psychotherapeuten machen.

Eine psychotherapeutische Behandlung besteht überwiegend in der Interaktion von Therapeuten und Patienten. Diese orientiert sich anhand der anerkannten psychotherapeutischen Richtungen. Normale Psychotherapeuten sind im Unterschied zum „Psychiater“ nicht berechtigt Psychopharmaka zu verschreiben. Allerdings gibt es noch (Fach-)Ärzte mit Diplom für Psychotherapeutische Medizin. Dieses Diplom erlaubt es Ihnen auch psychotherapeutische Behandlungsmethoden zu praktizieren. Als Ärzte sind sie natürlich befugt Medikamente zu verschreiben.   

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Der Psychologe

Als Psychologe wird jemand bezeichnet, der ein Universitätsstudium der Psychologie abgeschlossen hat. Psychologen haben sehr unterschiedliche Tätigkeitsfelder. Die langfristige Therapie einzelner Patienten ist seltener die Hauptaufgabe eines Psychologen. Sie arbeiten aber als Betriebs-, Schul-, Sportpsychologen (usw.) in den verschiedenste Einrichtungen und beraten bei Fragen zur seelischen Gesundheit. Oftmals sollen sie durch umfassende Projekte und Maßnahmen die Zustände in diesen Einrichtungen aufdecken und verbessern.
Da der Psychologe an sich kein Arzt ist, kann auch er keine Medikamente verschreiben.

Wir halten fest: Nur Ärzte dürfen auch Medikamente verschreiben. Alle „Psychiater“ sind Ärzte, aber nicht alle Ärzte, die Psychotherapie praktizieren, sind auch „Psychiater“. Psychologen müssen Psychologie studiert haben, Psychotherapeuten nicht unbedingt. Wer am besten helfen kann, ist abhängig vom Patienten. Psychotherapeutische Methoden sind aber in jedem Fall empfehlenswert. Auch zusätzlich zu einer Behandlung mit Medikamenten. 

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