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Stargast Tippi Hedren und die Film-Tricks des Alfred Hitchcock

Tippi Hedren richtet ihre Pistole mit coole Präzision auf ihren Widersacher
© Viennale | Tippi Hedren in "Marnie", Alfred Hitchcock (1964)

Im Rahmen des Viennale-Schwerpunkts „Choreografie des Begehrens. Ein Tribute an die Schauspielerin Tippi Hedren“, zu dem die Protagonistin aus Hitchcock‘s BIRDS extra aus den USA anreist, blickt stadt-wien.at auf das Werk des ursprünglich aus London stammenden Regisseurs zurück, der es wie kein anderer vor oder nach ihm verstand, Spannung zu erzeugen.

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Tippi Hedren ist Stargast bei der Viennale 2015

Die 53. Viennale zeigt 2015 zumindest zwei der 53 Filme des Regisseurs, der auch heute noch als der Erfinder des Thrills im Thriller und Horrorfilm gilt. Neben Psycho (1960) wird auch ein weniger bekannter Film, in dem der Viennale Stargast Tippi Hedren mitspielt, gezeigt. In Marnie (1964) spielt Hedren die frigide Kleptomanin Marnie Edgar, die aufgrund ihrer psychotischen Mutter einige Probleme hat. Auch dieses Psychodrama steht ganz in der Tradition von Hitchcocks wichtigsten Themen: Liebe, Familienbeziehungen und damit verbundene Traumata.

Hitchcock und die Tricks des Kinos

Die Farbdramaturgie des Films ist natürlich wie fast alles bei Meister Hitchcock kein Zufall: der Gefühlskälte Marnies entsprechend hat Hitchcock‘s Kameramann Robert Burks eine farblose stahlgraue Welt auf Celluloid gebannt, in der das Rot von Marnie‘s Alpträumen in farbverfremdeten Sequenzen umso heftiger wirkt. In Marnie wird das Leben der Tochter durch einen von der Mutter übertragenen Schuldkomplex beinahe zerstört.

In Birds („Die Vögel“) ist es für die Mutter von Mitch besonders schwer, dass ihr erwachsener Sohn sich für eine andere Frau interessiert. Am Ende des Films akzeptiert die Mutter die Konkurrentin in der Liebe zu ihrem Sohn und nun greifen auch die Vögel nicht mehr an. Der slowenische Philosoph Slavoj Zizek nannte BIRDS deswegen wohl auch eine „Rache des maternalistischen Über-Ichs“.

„Die Vögel sind in dem Film wie die Plage in Ödipus' Theben: Die Inkarnation einer tiefen Störung der familiären Beziehungen – der Vater ist abwesend, die väterliche Funktion (die Funktion des befriedenden Gesetzes) ist außer Kraft gesetzt. Dieses Vakuum füllt das ‚irrationale‘ mütterliche Über-Ich, das tyrannisch und boshaft jede ‚normale‘ sexuelle Beziehung verhindert.“

Eines der bekanntesten Mittel, die Hitchcock verwendete, um Spannung zu erzeugen, nennt man Suspense (deutsch: Gespanntheit, Spannung), so machte er den Zuseher oft vorher mit etwas bekannt, noch bevor der Protagonist es selbst wusste. Der Zuseher fürchtete sich auf diese Weise für den Schauspieler und so erzeugte Hitchcock Mitgefühl, eine der stärksten Emotionen im Kino.

Ein anderes Mittel zum Spannungsaufbau ist mit dem Begriff MacGuffin in die Geschichte der Cinematographie eingegangen. Ein solcher MacGuffin kann ein Koffer mit Geheimunterlagen sein, um den sich alle reißen, von dem der Zuseher aber eigentlich nie erfährt, was sich wirklich darin befindet.

Hitchcock wandte aber auch einige technische Tricks an. Der Vertigo-Effekt, der nach einem seiner Filme benannt wurde, fährt die Kamera auf Schienen, während das fokussierte Objekt durch eine gegenläufige Anpassung der Brennweite während der Fahrt in unveränderter Größe im Bild bleibt. Auf diese Weise wird der Bildausschnitt des Hintergrundes entweder größer oder kleiner (zoom in, zoom out), wodurch beim Betrachter ein Sogeffekt entsteht. Der Hintergrund scheint dem Betrachter entgegenzukommen, wenn die Kamera sich von der Szene entfernt.

Auf die Frage warum in seinen Filmen dominante Mütter und Vögel immer wieder eine große Rolle spielten, soll der Altmeister übrigens lapidar geantwortet haben: „Strange, isn't it?“

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Biographie Tippi Hedren

Die US-Schauspielerin Tippi Hedren wurde am am 20. Jänner 1930 in New Ulm, Minnesota geboren und arbeitete in den Fünfziger- und frühen Sechziger Jahren als Model. Alfred Hitchcock engagierte sie für The Birds und  Marnie als weibliche Hauptrolle. Jahre später wirkte sie in Charlie Chaplins A countness from Hong Kong mit. Aufgrund des großen Einflusses von Hitchcock, der ihr lange Zeit nachstellte und sie nach seinem Bild formen wollte, bekam Tippi Hedren ansonsten keine größeren Rollen mehr. In den Siebziger Jahren spielte sie aber immerhin einige Nebenrollen in Kinofilmen. In den Achtziger Jahren realisierte sie gemeinsam mit Noel Marshall den Abenteuerfilm Roar und war überwiegend in Fernsehfilmen und -serien zu sehen. Für Tippi Hedren, an deren Seite in Marnie immerhin Sean Connery spielte, ist der Film übrigens bis heute ihr Lieblingsfilm.

Viennale Gala-Vorstellung mit Tippi Hedren

Eine feierliche Gala-Vorstellung zur Mitte des Festivals ist allein ihr gewidmet. Im Anschluss an die Vorführung kann sie bei einem Bühnengespräch über ihre Zusammenarbeit mit Hitchcock auch vom Publikum befragt werden. Für das Galascreening in Anwesenheit der Schauspielerin Tippi Hedren gibt es keinen Online-Ticketverkauf. Die Karten sind telefonisch und an allen Viennale-Vorverkaufsstellen erhältlich! 

Video: Gespräch Tippi Hedren im Gespräch über Alfred Hitchcock (2012)

TICKETS IM INTERNET

Tickets per Online-Banking oder Kreditkarte

TICKETS PER TELEFON

Freeline 0800 664 015 (nur mit Kreditkarte)

Per Telefon bzw. online gekaufte Tickets sind an allen Vorverkaufsstellen oder in den Viennale-Kinos abzuholen. Ab 30 Minuten vor Beginn einer Vorstellung sind ausschließlich Tickets für diese Vorstellung erhältlich.

TICKETVERKAUF WÄHREND DES FESTIVALS

Während des Festivals erhalten Sie Tickets sowohl an der Vorverkaufsstelle Metro als auch in den vier Festivalkinos. Die Kinokassen sind von 22. Oktober bis  5. November ab eine Stunde vor Beginn der ersten bis zum Beginn der letzten Vorstellung geöffnet. Ab 30 Minuten vor Beginn einer  Vorstellung sind ausschließlich Tickets für diese Vorstellung erhältlich. 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn werden Wartenummern für Resttickets ausgegeben.

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U-Bahn: U3 bis Stubentor, U4 bis Stadtpark

Straßenbahn: 2 bis Stubentor


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